Einheimische und auswärtige Sockenstricker trafen sich im Tailfinger Maschenmuseum zum entspannten Austausch über ihr Hobby. Foto: Schwarzwälder-Bote

Sockenstricktreffen: Im Tailfinger M aschenmuseum gaben sich Freunde der Handstrickmaschine ein Stelldichein

Von Angelika Ringwald

Das Prädikat "international" hätte das Sockenstricktreffen im Tailfinger Maschenmuseum ohne weiteres verdient – und erinnerte zugleich an ein ausgelassenes Familientreffen.

Albstadt-Tailfingen. Schon lange vor Beginn des Treffens waren Sockenstrickfreunde aus ganz Deutschland und auch aus der Schweiz angereist, um am mittlerweile sechsten Sockenstrickentreffen teilzunehmen. Jedes Jahr wird es von einem anderen Mitglied der Runde der Sockenstricker ausgerichtet; diesmal war Albstadt an der Reihe.

Gestrickt wird an Handstrickmaschinen – auf ihnen entstehen in einem Prozess, der Laien wie Magie erscheinen muss, Socken in den herrlichsten Farben. Technisches Know-How ist gefragt, einfach hinsitzen und losstricken geht nicht. Und genau das ist dann auch der Unterschied zum fünfnadligen Stricken: Die in Tailfingen versammelten Stricker sind allesamt technikinteressiert, sie wollen nicht nur ein gestricktes Resultat sehen, sie wollen basteln, reparieren, verbessern, tüfteln.

So hat ein "Stümper" aus dem Bayerischen Wald aus Faulheit, wie er augenzwinkernd erklärte, einen mobilen Strickmaschinentisch erfunden, der sich um den Stricker dreht – und nicht etwa umgekehrt.

Woher der "Stümper" seinen Namen hat

Er kann auch erklären, woher das Wort "Stümper" kommt: Auf den ersten Handstrickmaschinen konnte man noch keine Ferse stricken und so blieb es beim Schaft, dem "Stumpen". Der Stricker, der eben diesen Stumpen herstellte, wurde nach dem Produkt "Stümper" genannt.

Auffällig auch, dass die meisten Maschinen, die heute in die Haushalte passionierter Stricker gelangen, zwar deutsche Fabrikate sind, aber in Amerika erworben wurden. Die Erklärung: Während des Zweiten Weltkrieges konnte die Nachfrage nach warmen Socken für die Soldaten in den eisigen Schützengräben nicht mehr von Hand mit den üblichen fünf Nadeln befriedigt werden, und so legten die Frauen sich Handstrickmaschinen zu. Die enthielten jedoch nützliche Ersatzteile, die für große Strickmaschinen gebraucht wurden, und so wurden zahlreiche Maschinchen versteckt, damit zumindest der Eigenbedarf an Socken gedeckt war. Nach dem Krieg wurden diese Handstrickmaschinen wie so vieles andere von den Besatzern konfisziert und in die USA gebracht. Wo sie viele Jahrzehnte später von deutschen Strickbegeisterten wieder zurückgekauft wurden.