Walter Wadehn, erster Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt, hat beim Festakt zum 125-jährigen Bestehen der Gewerkschaft deren Rolle als Interessenvertretung der Arbeitnehmer beleuchtet. Foto: Müller

IG Metall Albstadt: Mahnende Worte beim geselligen Beisammensein zum 125-jährigen Bestehen.

Albstadt/Straßberg  - Wer heute ohne Tarifbindung arbeitet, bekommt laut IG Metall 24 Prozent weniger Gehalt. Für gleichen Lohn für gleiche Arbeit kämpft die IG Metall Albstadt seit 125 Jahren.

In die Schmeienhalle hatte die IG-Metall Albstadt zu ihrem ihre Mitglieder eingeladen; die Festhalle in Ebingen war zu klein. Der Jugendauschuss der IG Metall organisierte den Sektempfang. Zum Bereich der Geschäftsstelle Albstadt der IG Metall zählten 15 000 Mitglieder, so der zweite Bevollmächtigte Michael Föst, der die Bedeutung der Gewerkschaftsriege betonte, welche sich tagtäglich für den sozialen Fortschritt einsetze.

In der Zeit der industriellen Revolution habe ein Metallarbeiter 582 Mark verdient. Die wöchentliche Arbeitszeit sei bei mehr als 80 Stunden gelegen. Einst wie auch heute werde nicht nur die Globalisierung der Wirtschaft als Drohkulisse gegen Arbeitnehmerrechte eingesetzt, auch die Tarifverträge mit Firmen müssten wiederholt einzeln verhandelt werden, berichtete der in Hechingen lebende Journalist und Historiker Rolf Vogt in seinem "Zeitmaschinen"-Vortrag. Im Kaiserreich begann das Rentenalter noch mit 70 Jahren.

In Ebingen begann die Streikgeschichte 1890, als sich die Hutmacher als erste sozialdemokratisch und gewerkschaftlich organisierten. Zwicker forderten höhere Löhne. Als Gerüchte über Lebensmittelschiebereien 1920 aufkamen, legten mehr als 1000 Arbeiter in Ebingen die Arbeit nieder; auch die Inflation führte bei Textilern, Metallern und Schuhmachern zum Ausstand. Aufgrund von fehlenden Zugeständnissen gingen am 19. November 1923 Fensterscheiben zu Bruch. Neben der Einrichtung eines Gewerkschaftshauses bauten die Vereinigten Gewerkschaften das Ebinger Waldheim als Freizeiteinrichtung. Zu sehen war auch ein Bild von der Protestaktion am 25. Februar 1956, als sich 12 000 Metaller auf dem Marktplatz in Balingen versammelten.

Jan Vetter, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall Reutlingen, lobte die Errungenschaften und das unermüdliche Engagement. Walter Wadehn, erster Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt, hob das Branchenprinzip hervor. Noch heute arbeiten laut Wadehn viel zu viele Menschen ohne Tarifbindung.

Weiter warnte er vor Rechtspopulisten wie der AfD, deren "Ungeist immer noch der gleiche ist wie früher". Denn zu bedenken sei, dass es Menschen mit Migrationshintergrund seien, die nach wie vor den Wohlstand sicherten.

Landrat Günther-Martin Pauli betonte die aktuellen Herausforderungen, nämlich die Demografie und die Digitalisierung; außerdem sei "die Stellung des Menschen in der Berufswelt im Fokus zu behalten". Oberbürgermeister Klaus Konzelmann dankte der IG Metall für die pragmatischen Vorschläge zur Lösung wirtschaftlicher und standortpolitischer Fragen. Für den musikalischen Rahmen sorgten die Schülerinnen der Kunst- und Musikschule Albstadt, Sarah Schuhmacher und Nina Assadollahniajami, sowie das Duo Ernie&friends. Der Musikverein Endingen übernahm die Bewirtung.