Doppelt genäht hält besser: Das Haus Albert-Sauter-Straße 11 in Onstmettingen ist leicht zu identifizieren, die Nummer 13 gibt es dafür nicht – was nichts mit Aberglauben zu tun haben muss – , Haus Nummer 15 ist – man sieht ihn hinten – der Kasten. Haus Nummer 17 fehlt. Foto: sb

Kuriositätenkabinett Albstadt: In der Burgstraße 13 in Onstmettingen ist keiner daheim.

Albstadt-Onstmettingen - Wer einen Ort namens Albstadt ansteuern will, tut sich schwer, denn er landet höchstens in einem Stadtteil anderen Namens. Der Kuriositäten ist es damit jedoch nicht genug: Im Stadtteil Onstmettingen gibt es auch jede Menge Hausnummern einfach nicht. Warum eigentlich?

"Markierung auf der Karte ist ein Näherungswert." So zeigt es die Internetseite "Google maps" bei der Eingabe mancher Adressen in Onstmettingen an. Die Albrecht-Dürer-Straße 23 gibt es ebensowenig wie die Hausnummern Amselweg 1 bis 4, die Hirschgasse 1 bis 3 oder die Hauffstraße 18 bis 20. Das sind nur wenige von zahlreichen Beispielen im drittgrößten Stadtteil Albstadts.

Jede Lücke hat ihre eigene Geschichte

Doch wen fragt man bloß, wenn man wissen will, wieso das eigentlich so ist? Thomas Klink vom Baudezernat der Stadt Albstadt hat sich die Mühe gemacht, nachzuforschen – und ist nicht auf eine klare Antwort gestoßen. "Eine eindeutige Erklärung, die auf alle Fälle zutrifft, habe ich nicht", so Klink. Jede Situation – das hat seine Recherche ergeben – habe ihre eigene Geschichte, und das Ergebnis lasse sich im Nachhinein nur schwer korrigieren.

In aller Regel, so Klink, würden Hausnummern vorausschauend vergeben, also vor einer Bebauung der Grundstücke. Gebe es dann Planänderungen oder werde etwas anders gebaut als vorgesehen, entstünden Lücken bei der Nummerierung.

Durch den Aufschwung der Textilindustrie habe es in Albstadt Zeiten unglaublich schnellen Wachstums gegeben, so Klink, der überzeugt ist, "dass man das mitunter heute noch an der Stadtstruktur – etwa an den Hausnummern – ablesen kann: Mit dieser rasanten Entwicklung konnte eine geordnete städtebauliche Entwicklung nicht immer mithalten". Mancherorts seien Straßenplanungen gemacht worden, die nur teilweise umgesetzt wurden, so dass ganze Hausnummernsequenzen fehlten, wie etwa in der Bertastraße, wo die Nummern 1 bis 16 und 18 bis 20 nicht vorkommen.

Zweiter Grund für das Hausnummern-Chaos ist für Klink die steile Topographie und der Waldabstand in Onstmettingen. Beides habe Auswirkungen auf die Bebaubarkeit der Grundstücke. "Ist eine Straße nur einseitig bebaubar, so fehlen entweder die geraden oder die ungeraden Hausnummern weitgehend." Beispiele: "Am Bühl" und "Am Heuberg". An Letzterem – auch das nur ein Beispiel – reichten zahlreiche Schutzgebiete bis an die Ortslage heran. Sei eine Bebauung früher an Kosten oder aus anderen Gründen gescheitert, könne es heute sein, dass aufgrund der Einschränkungen dort nicht mehr gebaut werden dürfe. Ferner seien manche Grundstücke zwischen zwei Straßen nur mit einem Haus bebaut, obwohl zwei Platz gehabt hätten. Auch dort entstehe eine Lücke in der Nummerierung.

Eckhäuser bescheren die Qual der Wahl

Und schließlich nennt Klink "die vielen Ecksituationen" als möglichen Grund: Gerade in den zentralen Lagen von Onstmettingen seien viele Grundstücke von zwei Seiten erschlossen und die Querverbindungen äußerst kurz, etwa in der Altachstraße, wo die Hausnummern 1 bis drei und fünf bis acht fehlen. Entscheidend für die Nummerierung ist laut Thomas Klink in aller Regel die Lage des Hauseingangs. In Fällen, in denen ein Bauherr sich zwei Optionen offen gehalten habe, entstehe eine Lücke in der Nummerierung.

Wer also künftig jemanden in der Emil-Nolde-Straße 26, in der Burgstraße 13 oder in der Heinrich-Heine-Straße 31 besuchen will, der darf sich nicht wundern, dass niemand zu Hause ist. Wo kein Haus Platz hat, kann auch keiner eines bauen.