Vorsicht ist beim Spaziergang mit Hund angebracht. Foto: sb-Archiv

Nach Vergiftungen von Hunden: Laut Tierschutzverein kommen auch Landwirte in Frage.

Albstadt-Tailfingen - Seit Wochen beunruhigt – nicht zum ersten Mal – das Gerücht, dass ein Hundehasser Giftköder auslege, Albstadts Hundehalter und -freunde. Aktive des Tierschutzvereins stellen sich inzwischen jedoch die Frage, ob nicht eine andere Erklärung für Vergiftungserscheinungen plausibler ist.

Einen Ansturm auf Maulkörbe bis hin zum Ausverkauf erlebt der Tierfachhandel in Albstadt derzeit, aber auch die örtlichen Tierärzte müssen auf Ängste, Misstrauen, Verdächtigungen und Hilflosigkeit der Hundehalter reagieren. Beim Gedankenaustausch und durch Beobachtungen habe der Tierschutzverein Zollernalbkreis herausgefunden, dass die Vergiftungswelle seit Jahren im Frühjahr – der Schwerpunkt liegt in Albstadt – auftrete und somit im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang stehe mit dem Ausbringen von Düngemitteln auf Wiesen, Feldern und Äckern, berichtet der Vorsitzende Günter Wiebusch.

Hundehaltern war nichts aufgefallen

Hierbei unterschieden sich die klinischen Symptome bei den betroffenen Tieren in ihrer Intensität erheblich. Von unterschiedlichsten Hautreaktionen über leichte Zungenverätzungen und Halsentzündungen, von harmlos verlaufenden Problemen mit Magen und Darm und leichtem Zittern reiche die Bandbreite bis hin zu schweren Bewegungsstörungen und Krämpfen, die im Extremfall tödlich enden könnten. Laut Wiebusch, der selbst Tierarzt ist, haben viele betroffene Hundehalter berichtet, dass ihr Hund während des Spaziergangs "wirklich nichts Fremdes gefressen hat", zumindest sei ihnen nichts aufgefallen.

Beim Tierschutzverein vermutet man deshalb, dass es sich nicht um verschiedene Gifte, sondern um unterschiedlich große Mengen desselben Giftes handelt. Das Vergiftungsbild entsprech dabei auch dem, das chemische Substanzen auslösten, wie sie bei der Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen im Frühjahr verwendet werden.

Legten Menschen, die Hunde hassen, Köder aus, dann – das zeige die entsprechende Analyse einschlägiger Vorgänge bundesweit – verwendeten sie in aller Regel Rattengift, weiß der Tierarzt. Sowohl das Vergiftungsbild als auch der Krankheitsverlauf unterschieden sich dann aber von der Mehrzahl der akuten Vergiftungsfälle eindeutig.

Da aber im Raum Albstadt schon beobachtet worden sein soll, dass in großem Umfang Rattengift verstreut wurde, könnten auch Einzelfälle mit dieser Vergiftungsform aufgetreten sein.

Die Frage nach Gras und Wasser

Viel interessanter als die Frage nach einem "Köder" ist laut Günter Wiebusch somit die Frage, ob die Tiere sich während des Spaziergangs häufig auf Wiesen aufgehalten, ob und wieviel Gras sie gefressen und ob sie aus Pfützen auf Wegen oder an Wegrändern getrunken haben. Eines stellt der Vorsitzende des Tierschutzvereins ausdrücklich klar: "Nichts liegt uns ferner, als einen ganzen Berufsstand an den Pranger zu stellen. Aber Fahrlässigkeit ist überall möglich, wo Menschen mit Dingen hantieren, die bei unsachgemäßer Verwendung gefährlich sein können." Da reiche schon ein Landwirt, der unvorsichtig sei.

Der Tierschutzverein empfiehlt Hundehaltern, potenzielle Gefahren zu meiden. Sollten bei den laufenden Recherchen keine eindeutigen Hinweise gewonnen werden, die den Verdacht von flächenhaft ausgebrachten Giftködern beweisen, hält der Tierschutzverein Zollernalbkreis es für angebracht, konkrete Untersuchungen in eine andere Richtung aufzunehmen.