Foto: Schwarzwälder-Bote

Es gibt Jahre, die nur ein Gutes haben: dass sie irgendwann

Es gibt Jahre, die nur ein Gutes haben: dass sie irgendwann zu Ende gehen. Wenn wir in Albstadt und Umgebung Ende 2014 Bilanz ziehen, müssen wir dann zu diesem Schluss kommen? Gewiss nicht!

Freilich: Das "schlimmste Verbrechen seit Jahrzehnten in der Region", so hatte Oberstaatsanwalt Michael Pfohl es formuliert, hat uns – noch ehe es Frühling wurde – gezeigt, dass die Schwäbische Alb keine heile Welt ist und was der Mensch dem Menschen antun kann. Die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts, der Erste Weltkrieg, war ein raumgreifendes und nicht eben bequemes Thema der gleichwohl höchst sehenswerten Ausstellungen in der Galerie Albstadt und der Alten Friedhofskirche St. Peter und Paul in Nusplingen. Am Ende des Jahres sind schließlich die aktuellen, bestialischen Kriege, die derzeit im Nahen und Mittleren Osten geführt werden, sind die Krisen und die Not der Völker auf dem Balkan, in der Ukraine und auf dem afrikanischen Kontinent ganz nah an uns herangerückt: in Person der Menschen, die bei uns auf der Alb Schutz suchen.

Was die Stadt Meßstetten und die ehrenamtlichen Helfer dort geleistet haben, um in Windeseile die frühere Zollernalb-Kaserne zu einer Heimat auf Zeit für die Flüchtlinge umzufunktionieren, verdient unser aller Respekt – und ein dickes "Dankeschön". Denn schließlich – das vergessen wir allzu gerne – ist es ein Glück und kein Verdienst, dass wir nicht zu denjenigen gehören, die in der Landeserstaufnahmestelle nach gebrauchter Kleidung und Essen anstehen müssen.

So erwächst aus dem Dunkel dieses Jahres auch Hoffnung: Die Älbler haben eine ihrer größten Stärken bewiesen – dass sie zusammenhelfen können, wenn’s drauf ankommt. Der einzige Punkt auf der Aktiva-Seite unserer Bilanz? Mitnichten.

Kurz, bevor Albstadt ins Schwabenalter kommt, haben die Ebinger und Tailfinger, die Onstmettinger, Lautlinger und Laufener, die Margrethausener, Pfeffinger und Burgfeldener ein weiteres Stückchen Stadtteildenken abgelegt. Indizien dafür gibt es reichlich. Die beiden schönsten: Für den Beschluss zur Erdverkabelung der 110-kV-Leitung in Laufen sowie für jenen zur Innenstadtsanierung in Tailfingen waren die Mehrheiten denkbar breit, obwohl beides richtig viel Geld kostet. Das wirklich Bemerkenswerte daran ist die Haltung, die sich im Laufener Ortschaftsrat bei der Diskussion über die Haushaltsanmeldungen 2015 Bahn gebrochen hat und die auch in Tailfingen bereits spürbar ist: Zufriedenheit. "Wir haben jetzt einen dicken Batzen bekommen – und in anderen Stadtteilen gibt es auch noch genug Baustellen", so lässt sich kurz zusammenfassen, was an jenem Abend im Eyachtal gesagt worden ist.

Doch nicht nur diese gefühlten Fusionen der Solidarität haben wir erlebt – auch ganz reale: Die Vereine "Haus & Grund" in den beiden großen Stadtteilen haben sich zusammengeschlossen. Und: die Volkbanken Ebingen und Tailfingen.

Da wächst zusammen, was auf dem Papier schon längst zusammengehört, und das muss es auch, denn die Herausforderungen stehen bereits Schlange vor der Tür zum Jahr 2015. Dass die teuerste davon ausgerechnet die Sanierung der Kläranlage ist, ist besonders bitter, denn dort versinken die Millionen, ohne dass wir Albstädter je etwas davon sehen.

Doch Herausforderungen haben auch Gutes, das haben sie mit dem Jahr 2014 gemeinsam: Wer sie anpackt und meistert, ist hinterher stärker. In diesem Sinne: Viel Kraft im neuen Jahr – und ein wunderschönes Weihnachtsfest!