Die Bilder zeigen das Wassereinzugsgebiet des Meßstetter Talbaches (rechts), sowie den Bereich, in dem der geplante Raumrechen installiert würde (unten links), sowie das Haus Maute (oben links, Pfeil) das dem Hochwasser des Meßstetter Talbaches 1969 zum Opfer fiel. Foto: Fotos/Skizze/Montage: Melle

Infoabend und Präsentation des Planungsbüros Herzog + Partner zum Hochwasserschutz.

Albstadt-Lautlingen - Wer erwartet hatte, dass mit der Präsentation des Planungsbüros Herzog + Partner alle Hochwasserprobleme des Meßstetter Talbaches gelöst seien, der sah gegen Ende der zweistündigen Information, dass alte Bausünden nicht leicht revidierbar sind.

Auch die Eigentümer werden ihr Scherflein beitragen müssen. Das hat die Informationsveranstaltung in der Schloss-Scheuer gezeigt. Die Protagonisten – Ortsvorsteherin Juliane Gärtner, Diplom-Ingenieur Michael Haug vom Planungsbüro Herzog + Partner in Wörth, Bernd-Michael Abt, Leiter des Amtes für Bauen und Service der Stadt Albstadt, sowie Andreas Binder vom Amt für Wasser- und Bodenschutz im Landratsamt – hatten Mühe, mit dem aufgestauten Gesprächsbedarf der Anlieger zurecht zu kommen. Das Thema Hochwasserrisikoanalyse/Maßnahmenkonzept "Meßstetter Talbach" bot genügend Gesprächsstoff.

Die Anlieger bestätigten, dass Hochwasserereignisse bis zu drei Mal im Jahr stattfinden und nicht, wie die Statistiken und das Planungsbüro vorgeben, alle 13 Jahre.

Bernd-Michael Abt erläuterte Gründe, das Planungsbüro Herzog+Partner einzuschalten, etwa die immer häufigeren Starkregenereignisse, und gab Hinweise, wie Anlieger ihre Objekte mit relativ geringem Aufwand selbst schützen können.

Er machte deutlich, dass das große Problem am Beginn der Verdohlung beim Viadukt liege: Treibgutanfall. Abt bat die Anlieger der Siedlerstraße daher eindringlich, die Uferbereiche frei zu halten, erläuterte die Gesetzeslage und zeigte auf, dass die Stadt seit den ersten Gesprächen 2009 bereits Hochwasserschutzmaßnahmen ergriffen habe.

Dankbar ist Abt dafür, dass sich die Stadt Meßstetten an den nun geplanten Maßnahmen finanziell beteiligt. Laut Bürgermeister Lothar Mennig übernimmt Meßstetten ein Drittel der Kosten, maximal aber 20.000 Euro. Mennig betont, dass die Stadt Meßstetten rechtlich zu dieser Finanzspritze nicht verpflichtet wäre, sich aufgrund der gutnachbarschaftlichen Beziehungen aber dazu entschlossen habe.

Komplexe Daten sind die Basis

Michael Haug zeigte Grundzüge der Konzeption auf und ging dann in die Details, beginnend bei der Risikoanalyse. Seine Berechnungen fußen auf einem komplexen Datenmodell, das Wetterdaten und statistische Daten beinhaltet. Anhand von Planzeichnungen zeigte Haug das Einzugsgebiet des Meßstetter Talbaches und die Überflutungsflächen bei diversen Wassermengen. Klar wurde, dass die Verdohlung in der Falkenstraße anfallende Wassermengen aufgrund geringen Querschnitts nicht verarbeiten kann.

Wer ist wofür zuständig? Hochwasserrückhalt und Gewässerückbau ist laut Haug Sache der Stadt Albstadt, der Objektschutz aber Aufgabe der Eigentümer.

Im Detail ging er auf Möglichkeiten wie den Einbau eines Raumrechens am Einlauf in die Verdohlung ein. Ein Streitpunkt könnte der Kosten-Nutzen-Faktor einzelner Maßnahmen sein, denn betroffene Anlieger tragen nicht unbedingt Schuld und fordern eine sinnvolle und langfristige Lösung. In der kontroversen Diskussion stellte Karl-Josef Reinauer, langjähriger Feuerwehrkommandant, den Raumrechen in Frage: In 30 Jahren sei der Einlauf nur einmal durch Astmaterial völlig verstopft gewesen.

Was Anlieger kritisieren: Niemand hat im Vorfeld der Planungen mit ihnen gesprochen, ihr großer Erfahrungsschatz wurde nicht genutzt. Zentral war auch das Problem der Wassermenge, die auf steigende Flächenversiegelung auf der Gemarkung Meßstetten zurückzuführen sei.

Der Bau eines Regenrückhaltebeckens und eines Tosbeckens – ein bremsendes Auffangbecken für abfließendes Wasser – haben nach Aussage der Anlieger die Probleme eher verschärft: Das am Oberlauf gebremste Wasser habe im ausgebauten Bachbett bis Lautlingen genügend Zeit, erneut hohe Fließgeschwindigkeit aufzunehmen.

Bei Starkregen stets prall gefüllt

Konrad Oswald gab zu bedenken, dass auch der Einlauf des Ebinger Talbaches bei der Sparkasse, dessen Einzugsgebiet den neuen Campingplatz am badkap umfasst, nicht vergessen werden dürfe. Da der Bach nun deutlich mehr Wasser führe, werde das Problem am Einlauf in den Meßstetter Talbach ebenfalls größer. Die bei Starkregen bereits prall gefüllte Verdohlung des Meßstetter Talbaches kann von dort einlaufendes Wasser kaum aufnehmen.

Freilich ist nicht jede mögliche Schutzmaßnahme auch wirtschaftlich sinnvoll. Ein fünf Meter hoher Damm für ein Rückhaltebecken mit 18 00 Kubikmetern in der Tierberger Straße wäre nicht nur teuer, sondern würde im Falle eines Dammbruches mehr Schaden als Nutzen verursachen.

Eine Freilegung und Renaturierung im Ort oder im Meßstetter Tal scheiden aufgrund baulicher Gegebenheiten aus. Dennoch gab es aus den Reihen der Anlieger sinnvolle Vorschläge, die letztlich auf eines abzielen: Die Geschwindigkeit des Wassers aus Meßstetten abzubremsen und einen vernünftigen Ablauf zu gewährleisten.

Hier müssen Stadt und Planungsbüros nacharbeiten und dann die Bevölkerung erneut informieren, denn eines war klar: Einfach auf Basis der Planungen weiterzumachen, wie Bernd-Michael Abt andeutete, kann nicht Sinn der Sache sein.

Die Anlieger der Siedlerstraße sind nun ebenfalls gefordert, Sicherungsmaßnahmen zur Uferbefestigung zu ergreifen, und im Bereich Falken- und Ebingertalstraße werde wohl baulich etwas verändert werden müssen, wofür es laut Abt kaum öffentliche Zuschüsse gibt, was Sachgebietsleiter Andreas Binder vom Landratsamt bestätigte.