Wie man in der Datenflut kraulen kann: Hochschule Albstadt-Sigmaringen leistet Pionierarbeit. Erstes Studienfach seiner Art im deutschsprachigen Raum.

Albstadt-Ebingen - An der Hochschule Albstadt-Sigmaringen nehmen morgen 21 Studenten des neuen Studiengangs "Data Science" ihr Studium auf. Dieser ist einer der ersten seiner Art im deutschsprachigen Raum – die Hochschule leistet Pionierarbeit.

"Data Science", zu Deutsch "Datenwissenschaft", ist ein berufsbegleitender Masterstudiengang, den die Hochschule zusammen mit den Universitäten Mannheim und Tübingen ins Leben gerufen hat, und für Spezialisten gedacht, die bereits einen Studienabschluss in Informatik, Mathematik oder Betriebswirtschaft und mindestens ein Jahr Berufserfahrung auf einem einschlägigen Arbeitsgebiet vorweisen können.

Was heißt hier "einschlägig"? Der "Data Scientist" befasst sich mit den Problemen und Chancen, welche die unermesslichen digitalen Datenmengen des Informationszeitalters bieten. Die sind dem menschlichen User bekanntlich längst über den Kopf gewachsen; nur Maschinen sind noch imstande, sie zu filtern und auf mögliche – primär geschäftliche – Verwendungszwecke hin auszuwerten. Aber dafür müssen die Maschinen erst einmal wissen, was der Mensch braucht und wonach sie suchen sollen – von allein kommen sie darauf nicht. Also wird es ihnen erklärt – vom "Data Scientist" , der für die großen Unternehmen der IT-Branche wie Google, IBM oder SAP längst ein unverzichtbarer Mann ist.

Was Teenager-Posts Nike lehren können

Beispiele? Studiengangskoordinator Tobias Nirschl verweist auf Tausende von Teenagern, die täglich weltweit triumphierend über Facebook verkünden, dass sie endlich im Besitz dieses oder jenes Paars von Nike-Sneakers sind – wer alle oder zumindest viele dieser Mitteilungen aus der Datenflut zu fischen versteht, der kann Nike wertvolle Tipps geben, wie sich sein Angebot noch weiter optimieren lässt – und der Konkurrenz Hinweise, wie sie Nike am besten Paroli bietet.

Oder Taxifahrten: Wer weiß, wo in San Francisco freitagabends besonders viele geordert werden, bekommt eine Ahnung, wo gerade der Bär steppt – Caterer könnte das ebenso interessieren wie Kondomverkäufer.

Um solche potenziell gewinnbringende Daten zu generieren, bedarf es gewisser technischer Grundlagenkenntnisse. Welche Datenbanken stehen zur Verfügung? Wie bringe ich Internetquellen wie "Word-Press-Blogs" oder "Google-Plus-Hangouts" zum Sprudeln? Wie mache ich dem dummen Computer klar, dass er, wenn ich Informationen über Angela Merkel wünsche, den Balinger Alt-Oberbürgermeister ignorieren darf? All das lernt, wer "Data Science" studiert – und noch einiges mehr: Zumindest in Europa hat Datenschutz einen gewissen Stellenwert – juristisches Fachwissen zum Thema Datenrecht steht dem "Datenmanager" hierzulande gut zu Gesicht. Und auch Kreativität und strategisches Denken gehören dazu – Datensätze zweckentfremdet anzuwenden und dadurch neue Geschäftsfelder zu erschließen, gehört zu den Virtuosenstücken des "Data Scientists", die seine Arbeitgeber besonders schätzen.

Wie wird man an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen so ein Virtuose? Das Studium dauert sechs Semester; pro Semester absolviert der Student, der parallel zum Studium Vollzeit im Betrieb arbeitet, vier Präsenztermine an der Hochschule, sei es in Albstadt, Mannheim oder Tübingen. Außerdem stehen zwischen acht und zwölf Online-Sessions auf dem Programm, bei denen die Kommilitonen sich im Chatroom zum Tutorium oder zur Online-Vorlesung treffen und mit Hilfe von Mikro und Webcam untereinander kommunizieren. Der Rest ist Fernstudium am eigenen Rechner, der in Köln. Marburg oder Karlsruhe, in der Schweiz oder in Österreich stehen kann. Denn so weit reicht bereits die Anziehungskraft des neuen Albstädter Studiengangs "Data Science"