Eins mit seiner Gitarre, ist Tilman Steitz ein einfühlsamer Interpret von hierzulande recht wenig bekannter Musik. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Tilman Steitz erkundet mit seinem Publikum in Laufen die kaum bekannte Musikwelt Brasiliens

Von Sabine Miller

Albstadt-Laufen. Auf eine musikalische Reise durch Brasilien hat Tilman Steitz das Publikum in der evangelischen Kirche mitgenommen. Der gebürtige Frankfurter erwies sich dabei als versierter Reiseführer durch die Musikgeschichte dieses Landes.

Mit seinen Erläuterungen zu den Komponisten des Programmes hat Tilman Steitz den Besuchern seines Konzertes in der evangelischen Kirche Laufen viel Wissenswertes mit auf den Weg gegeben für die musikalische Reise, die mit "Desvairada" von Garoto, einem Wegbereiter des Bossa Nova, begann.

Behutsam, aber hochkonzentriert entlockte er seinem Instrument das melodische Stück, dessen warm perlende Töne den Ohren sanft schmeichelten. Den Blick hielt er stets auf Hände und Finger gerichtet, die im Wechsel mal streichend, mal zupfend in die Saiten griffen, manches nur sacht antippten, um ja nicht zu viel Klang in den Raum zu stellen. Nach Joao Pernambucos "Sons de Carrilhoes" und Ary Barrosos "Aquarela do Brasil" ging es mit Baden Powell zur nächsten Etappe. Der bedeutende brasilianische Tonschöpfer hat in seiner Musik eine Brücke geschlagen zwischen Samba, Jazz und Bossa Nova – gleich drei seiner Partituren ließ Steitz in ihrer ganz eigenen Mischung aus dichten, vorwärtstreibenden Tonteppichen, romantischem Schönklang und teilweise auf das Griffbrett der Gitarre geklopfter, südamerikanischer Rhythmik pulsieren, kehrte das Bewegte, Prachtvolle der Kompositionen hervor, stellte dem dann jedoch wieder mit bezwingender Schlichtheit deren feste Ruhepunkte entgegen.

Antonio Carlos Jobim und Heitor Villa-Lobos waren weitere wichtige Vertreter der brasilianischen Komponistengarde – letzterer gilt als populärster und zudem international bekanntester Tondichter klassischer Musik Brasiliens. Ihm zu eigen ist ein Stil, den die brasilianische Folklore genauso geprägt hat wie die Choros, jene häufig melancholischen Melodien, die in Rio de Janeiro von lokalen Ensembles der Unterhaltungsmusik gespielt wurden.

Tilman Steitz fing in Lobos’ "Choros Nr. 1" und in seinem "Schottisch – Choro" die Stimmungen der Choros wunderbar ein und präsentierte im Anschluss Werke vom Zeitgenossen Sergio Assad. Dessen farbenreiches "Fantasia Carioca" füllte – allen voran – die Kirche mit satter Emotionalität, versprühte Töne, die in den Sphären der Luft zusammenflossen wie die Farbklänge der Impressionisten auf der Leinwand. Mit einem weiteren Stück von Garoto beendete der Frankfurter Gitarrist seinen Streifzug durch ein musikalisches Gebiet, das hierzulande noch vielfach ein weißer Fleck auf der Landkarte ist.

Die während des gesamten Konzerts gebannt und aufmerksam lauschenden Zuhörer – es hätten mehr sein dürfen – applaudierten begeistert und verließen ihre Plätze im Laufener Gotteshaus erst nach mehreren Zugaben.