BETRIFFT: Berichterstattung über die Zukunft des evangelischen Gemeindehauses in Albstadt-Tailfingen

Auch die evangelische Kirchengemeinde in Tailfingen bekommt zu spüren, dass es den Menschen im Land zu gut geht, als dass sie noch glauben würden, einen christlichen Gott zu benötigen, der sie dazu gar noch geschaffen haben soll und dem sie eigentlich ihr Leben verdanken.

"Not hilft Beten" ist zurzeit kein attraktiver Slogan. Außerdem gibt es zunehmend mehr freikirchliche Gruppen, die sich in ihrem Gottesdienst und Predigt nicht mit theologischer Analyse oder dem Hin und Her ihres Glaubens zufrieden geben, sondern den Heiligen Geist in ihr Leben lassen wollen, was man gemeinhin "charismatisches Handeln" nennt. Die evangelische wie katholische Kirche darf sich nicht mehr hinter ihre kunstvollen Altäre oder auf ihre ebensolchen Kanzeln zurückziehen. So gesehen kann ein eventueller Abriss des evangelischen Gemeindehauses in Tailfingen auch ein Zeichen zum Aufbruch sein: Neues zu wagen, wertvollen Platz zu schaffen, nicht nur für die Innenstadt, sondern ebenso im Herzen der Gläubigen und Suchenden. Amts-Kirche, die nicht Hundertausende von Euros in die Renovierung ihrer alten, teils viel zu großen Gebäude steckt, sondern Geld spart, um dieses nach gründlicher Prüfung der Sachlage an die wirklich Bedürftigen weiterzugeben, wirkt wirklich reformatorisch: Luthers weltweit erfolgreich gewordener Protest entzündete sich ursprünglich an den unvorstellbaren Baukosten und Dimensionen des Petersdomes in Rom. Nicht zuletzt sind jedoch bundesweit die Baukosten für fast alles um ein Vielfaches gestiegen. Und die neuen gesetzlich vorgegebenen Energie-Einspar-Verordnungen lassen fast jeden Eigentümer von Altbauten die Frage stellen, ob Neubauen nicht die deutlich billigere Variante ist.

Michael Hakenmüller

Hechingen