Das Grundstück Unterer Stadtgraben 11 von oben – der Abbruch ruht derzeit, weil ein Altlastenproblem gelöst werden muss. Foto: Eyrich

Hauer in einem schönen Mund. Planung der Firma Sovinvest für den Ebinger Hof löst Protest aus.

Albstadt-Ebingen - Die Pläne der Balinger Firma Sovinvest, ein Mehrfamilienhaus in der guten Stube Ebingens, dem "Hof", zu bauen, stoßen auf wachsenden Widerstand. Eine öffentliche Debatte ist entbrannt, an der sich nicht nur Anwohner beteiligen.

Die wohl grundsätzlichste Kritik betrifft das Volumen des geplanten Gebäudes. Sovinvest will unter seinem Dach sechs Wohnungen samt Tiefgaragenplätzen unterbringen und benötigt dafür eine Kubatur, die diejenige des Vorgängerbaus nach Schätzungen von Rainer Günther, dem früheren Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion, um ein gutes Drittel überschreiten würde.

Die Stadt besteht auf einem Giebeldach, um das Häuserensemble rings um den Hof nicht durch einen optischen Ausreißer zu beeinträchtigen, und fordert zudem den Verzicht auf Balkone. Beides kostet Fläche und Raum – die Alternative zu Balkonen wären Loggien – , und diesen Raumverlust versuchen die von Sovinvest beauftragten Architekten zu kompensieren, indem sie nah an den benachbarten Kräuterkasten heranrücken. Die Kräuterkasten-Initiative fürchtet nun um ihren Schuppen, in dem ihre Getränke lagern.

Aber nicht nur in der Fläche, auch in der Höhe soll der Raum so effizient wie möglich genutzt werden. Bei zwei Vollgeschossen und limitierter Fristhöhe sind der Dachneigung Grenzen gesetzt; das Dach wird einen Giebel haben, aber keinen spitzen wie die Nachbarhäuser. Zudem soll es aufgerissen werden, wodurch sich in den Dachwohnungen die Fläche mit voller Raumhöhe merklich vergrößern würde.

Das Resultat ist in den Augen der Kritiker ein überdimensionierter Klotz, der Hof und Stadtgraben ähnlich entstellen würde wie ein mächtiger Hauer einen lächelnden Mund.

Sechs Automobile hinter einer abweisenden Tiefgaragenfront

Der Platzbedarf entsteht natürlich auch dadurch, dass der Neubau neben sechs Familien auch sechs Automobile beherbergen soll. Eine Tiefgarage auf Kellerniveau wird es nicht geben, weil der Platz für eine angemessen lange Rampe fehlt; das bedeutet, dass die Wagen allenfalls im Souterrain stehen und das neue Haus dem Hof eine abweisende, weil fensterlose Erdgeschossfront zukehren würde.

Eine Zufahrt über den Hof hatte die Stadt zuerst abgelehnt und jüngst wieder bewilligt, nachdem die Anwohner gegen eine Garagenzufahrt in der Wilhelm-Dodel-Gasse protestiert hatten. Wie Jakob Seel von Sovinvest gestern gegenüber dem Schwarzwälder Boten erklärte, wollen er und seine Partner die Planung jetzt allerdings nicht mehr ändern – so ein Garagentor auf der Hofseite wäre nicht gerade schön; es soll bei der Dodelgasse bleiben. Wenn es nach Seel geht.

Geht es dagegen nach den Anwohnern und dem Architekten Friedrich Rau, der ihre Interessen mitvertritt, dann wird es überhaupt keine Tiefgarage geben. "Die Stellplätze müssen außerhalb des Hufeisens ausgewiesen werden", verlangen sowohl Rau als auch Günther.

Damit sind Positionen abgesteckt, die unvereinbar erscheinen: Hier die Forderung nach einem kleineren Neubau ohne Tiefgarage, dort das Interesse des Investors an Rentabilität und der Stadt an einer Lösung des Parkproblems – einer Ausquartierung der Stellplätze steht Baubürgermeister Udo Hollauer besonders reserviert gegenüber, seit der Gemeinderat seine Pläne für ein Parkhaus Langwatte aus Kostengründen ablehnte.

Andererseits weiß er aber, dass es verfehlt wäre, hier mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Er möchte noch einmal alle Beteiligten, Investor und Anwohner, an einen Tisch holen und den Kasus außerdem auf die Tagesordnung des Technischen Ausschusses setzen – allerdings die der nichtöffentlichen Sitzung. Im übrigen warnt Hollauer vor übergroßen Erwartungen: "Es wird nicht für jeden eine Wunschlösung geben."