Wegen Betrugs muss sich derzeit ein früherer Albstädter Unternehmer vor dem Hechinger Amtsgericht verantworten. Foto: Archiv

Geheimkonto führt vor Gericht. Albstädter Unternehmer bestreitet Bereicherungsabsicht.

Albstadt/Hechingen - Eine halbe Million Euro soll sich der Chef einer Albstädter Reinigungs- und Schädlingsbekämpfungsfirma vor zwölf Jahren in die eigene Tasche gesteckt haben, als sich sein Unternehmen schon in der Insolvenz befand. Jetzt steht er in Hechingen vor Gericht.

Der heute in Tübingen wohnhafte 54-jährige Geschäftsführer und Gesellschafter des Reinigungsunternehmens wies vor Gericht alle Betrugsvorwürfe zurück. Bereits 2003 war er mit seiner Firma pleite gegangen; der Insolvenzverwalter ließ ihn aber als Geschäftsführer weiterarbeiten. 2005 eröffnete der Angeklagte ein neues Konto, das er sowohl dem Insolvenzverwalter als auch dem Steuerberater verheimlichte. Über die Jahre wurden an die 500.000 Euro bewegt; laut Anklage soll das Geld zu einem großen Teil zu privaten Zwecken genutzt worden sein.

Der Angeklagte räumte das geheime Konto ein, erklärte aber, er habe es benötigt, um flexibel auf Großaufträge reagieren zu können. Der Insolvenzverwalter sei schwer zu erreichen gewesen, da habe die Gefahr gedroht, mangels Flexibilität Großaufträge zu verlieren. Jahrelang, so der Angeklagte, habe er versucht, die Liquiditätsprobleme in Grenzen zu halten und das Überleben des Unternehmens zu sichern; die Geldsummen, die auf das geheim gehaltene Konto flossen, habe er ausschließlich zur Deckung von unbezahlten Rechnungen und zur Entlohnung von Mitarbeitern verwendet . Er habe sogar immer wieder Geld von seinen Eltern beschafft, um das Insolvenzverfahren abschließen zu können. Aber der Insolvenzverwalter habe Zusagen nicht eingehalten, so dass sich das Verfahren in die Länge zog.

Eine emotionale Komponente bekam die Anhörung des Angeklagten, als der 54-Jährige auf die Herzkrankheit zu sprechen kam, unter der er seit 2006 leidet. Die Ursache dafür sei der Stress und die langjährige Verantwortung für die Firma gewesen. Nach der Insolvenz habe er zunächst keine Vergütung für seine Arbeit erhalten, jahrelang sei er nicht einmal krankenversichert gewesen.

In der ersten Verhandlungsrunde des Prozesses wurde ausschließlich der Angeklagte angehört. Es sind noch weitere Nachfolgetermine angesetzt, da zahlreiche Zeugen gehört werden sollen.