Wie auf der Autobahnraststätte geht es zuweilen in der Berliner Straße zu, wenn die einen Lastwagen parken und die anderen vorbei wollen. Foto: Heinzelmann

In Berliner Straße in Ebingen nimmt Lärm- und Feinstaubbelastung weiter zu. Hoffen auf Aktionsplan.

Albstadt-Ebingen - Ein Leben wie an der Autobahn respektive auf der Autobahnraststätte führt Familie Heinzelmann in der Berliner Straße. Zusätzlich zu den Rasern, die das Tempolimit missachten, stören dort vor allem Lastwagen, die im Stand den Motor laufen lassen.

"Bis zu 20 Minuten lang lassen Lastwagenfahrer ihre Lkw im Stehen laufen, um sich im Backhaus Mahl ein Vesper zu kaufen oder drinnen zu essen", berichten Wolfgang, Brigitte und Arthur Heinzelmann. Die Familie lebt seit drei Jahren wieder im Elternhaus Wolfgang Heinzelmanns, um dessen Mutter zu pflegen, und hat seither kaum noch eine ruhige Minute. "Manchmal fahren sie nachts mit Tempo 80 oder 100 durch", berichtet Brigitte Heinzelmann. "Am schlimmsten ist es in der Nacht zum Montag." Um 6 Uhr morgens, wenn die Bäckerei gegenüber öffne, gehe es dann weiter mit den parkenden Lastern, von denen oft gleich mehrere mit laufendem Motor dort stünden. Teilweise sei die Schlange so lang, dass die Heinzelmanns ihre Hofzufahrt zur Berliner Straße nicht mehr nutzen können, weil dort alles vollgeparkt sei.

Setze am Wochenende der Lkw-Verkehr aus, seien es die Motorräder, die einen Höllenlärm verursachten, vor allem, da sie an der Ampel unweit des Grundstücks zuerst warten müssten und dann meist stark beschleunigten.

Hinzu kommt der Feinstaub. "Die ganze Familie leidet unter chronischer Erkältung – das geht alles auf die Bronchien", sagt Brigitte Heinzelmann und zeigt auf den Edelstahltisch in ihrem Garten. "Den wische ich ab, und eine halbe Stunde später, wenn ich nachwische, ist wieder alles schwarz." Fenster putzen müsse sie jede Woche, die Pflanzen im Garten gingen ein, und die Terrasse samt Garten sei praktisch nicht mehr nutzbar.

Weil die Familie über kurz oder lang ihr Haus verkaufen will, hat sie es schätzen lassen und erfahren, dass die Bundesstraße vor dem Haus sie 80 000 Euro kostet – so viel weniger ist das Grundstück wert. Gebaut wurde das Haus 1967, und Wolfgang Heinzelmann erinnert sich noch gut an seine Jugend und die deutlich ruhigeren Zeiten damals, als es nur ein paar wenige Geschäfte gegeben habe. Inzwischen könne von "Mischgebiet" keine Rede mehr sein, sagt Heinzelmann und verweist darauf, dass auch der städtische Bauhof, der direkt hinter seinem Haus liegt, inzwischen ordentlich gewachsen sei. Auch dort brummten die Brummis oft länger als nötig – so ist die Familie praktisch von Lärm umzingelt.

Im Ordnungsamt der Stadt hat sich Brigitte Heinzelmann inzwischen beklagt – und nie mehr etwas gehört, wie sie sagt. Daher sei sie zur Polizei gegangen – und wieder an das Ordnungsamt verwiesen worden. Immerhin: Die Beschwerde hat das Ordnungsamt registriert, wie dessen stellvertretender Leiter Frank Märkle auf Nachfrage bestätigt. Er rät den Anwohnern dazu, sich die Kennzeichen der mit laufendem Motor parkenden Laster zu notieren und sie der Stadt zu melden. Bei der Polizei sei das Problem bekannt, sie habe allerdings noch keinen solchen Laster dort angetroffen.

Verkehrsplaner Johannes Keller im Stadtplanungsamt ist derzeit mit dem Lärmaktionsplan beschäftigt, in den solche Brennpunkte berücksichtigt werden sollen, die sich durch regelmäßige Verkehrserhebungen herauskristallisierten. Wenn die Arbeit an dem Plan in die entscheidende Phase gehe, werde die Stadt das bekannt machen – dann seien die Anwohner aufgefordert, sich zu melden, damit die Stadt wisse, wo Konsequenzen nötig seien. Wie könnten diese aussehen? "Tempolimit kann eine Maßnahme sein", so Keller, "oder entsprechende Lärmschutzeinrichtungen."

Solche gibt es in Albstadt – allerdings auch an Stellen, hinter denen keine Häuser stehen. Wolfgang Heinzelmann rätselt, warum dort Lärmschutzwände stünden, an der Berliner Straße aber nicht. "Zumindest sollte hier ein beidseitiges Halteverbot gelten", fordert er. Zumal die Familie schon erlebt hat, was passieren kann, wenn beidseitig Lkw parken und beidseitig welche durchfahren wollen: Es wird richtig eng. "Ein Fahrer musste voll in die Eisen steigen und bremsen – sonst hätte es gekracht."

Stadtrat Andreas Laib, Fraktionschef der Grünen, ist bislang der einzige, der das Problem bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Gemeinderat angesprochen hat. Er ist mit der Familie befreunde und weiß: "Lärmschwerpunkte gibt es einige in der Stadt – die Besonderheit hier ist die Kombination der stark befahrenen Straße mit den haltenden Lastwagen."

Was sagt der Betreiber der Bäckerei, in der die Fahrer einkaufen dazu? Er wollte sich zur Anfrage unserer Zeitung nicht äußern.