Foto: Schwarzwälder-Bote

Wie doch die Dinge manchmal ineinander greifen: Da berichten wir binnen

Wie doch die Dinge manchmal ineinander greifen: Da berichten wir binnen weniger Wochen über die lärmgeplagten Anwohner eines Betonmischwerks, die Anwohner der Bundesstraße 463, denen rasende Autos und parkende, gleichwohl brummende Lastwagen den letzten Nerv rauben, über den "Blitzermarathon" und über das Klimaschutzkonzept, an dem die Stadt Albstadt derzeit arbeitet – und alles hängt zusammen.

Dass Fahrzeuge, die schneller als erlaubt unterwegs sind, mehr Kohlendioxid ausstoßen als solche, die sich ans Tempolimit halten, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Das gilt erst recht für jene, die meinen, mitten in der Stadt in fünf Sekunden von Null auf 100 beschleunigen zu müssen, um die PS-Kraft ihres Blechuntersatzes zu beweisen, und die damit nicht nur Anwohner nerven, sondern auch Menschen gefährden. Wenn am 24. April der Bürgerworkshop zum Thema Klimaschutz stattfindet und die Bürger ihre Ideen zum Energiesparen beisteuern, kommt dieser Aspekt hoffentlich auch zur Sprache, denn Albstadt und seine Umgebung bieten reichlich Rennstrecken, auf denen derlei Zeitgenossen sich austoben.

Wie aber bringt man solche Raser zu Vernunft? Wie überzeugt man Lastwagenfahrer, ihren Brummi auszuschalten, während sie eine Pause machen – auf die Gefahr hin, dass der Chef es am Fahrtenschreiber merkt? Wie macht man Betrieben klar, dass sie nicht alleine auf der Welt sind? Appelle an die Vernunft sind manchmal hilfreich – sofern vorhanden. In all diesen Fällen, über die wir – teils seit Jahren – immer wieder berichten, weil sich nichts, aber auch gar nichts bessert, haben derlei Appelle jedoch nichts genutzt. Nun soll mit Hilfe des Klimaschutzkonzeptes der CO2-Ausstoß in Albstadt gesenkt werden, während der Lärmaktionsplan immer noch in Arbeit ist. Die Hoffnung, dass mit "Klima" nicht nur die Großwetterlage, sondern auch der Wohlfühlfaktor gemeint ist, wird wiederbelebt, und jene, dass die Stadt endlich härter durchgreift, atmet auch noch.

Gerade mal ein stationäres Blitzgerät – in der Neuweiler Straße in Tailfingen – bremst Raser permanent aus. Zwei weitere – in Lautlingen und an der Berliner Straße – sollen dafür sorgen, dass niemand über rote Ampeln fährt. Warum nicht mehr, vor allem von Ersteren? Klar: Es ist mit Aufwand verbunden, sie zu unterhalten, zu warten und das, was sie festhalten, auszuwerten. Allerdings finanzieren sich die Arbeitsstellen, die dafür nötig sind, quasi von selbst. Wenn es sich dann herumgesprochen hat, dass da und dort eine Tempo-Überwachungsanlage steht oder der Ordnungsdienst häufiger zu Besuch kommt, um Knöllchen zu verteilen, gehen diese Einnahmen zwar von ganz alleine zurück, der Grund des Ärgers und Stresses, der Gesundheits- und Nervenbelastung für die Anwohner allerdings auch. Das wäre mal eine "schöne neue Welt" – aber die war schon bei Aldous Huxley Utopie.

Vielleicht hilft es ja, dass ein Polizeibeamter demnächst das Amt des Oberbürgermeisters in Albstadt antreten wird. Wenn Klaus Konzelmann willens wäre, die Zügel in Sachen Tempoüberwachung und Lärmschutz anzuziehen, dann wäre das ein Segen. Wenn schon Vater Staat es nicht schafft, unnötig laute Fahrzeuge – Quads etwa und kesselnde Motorräder – zu verbieten, dann wäre es vielleicht mal eine Idee, ihre Besitzer des Fahrspaßes mit Kickstart an der Ampel und Tempo 80 in der Innenstadt zu berauben. Das Klima würde es gleich doppelt schonen: den Ausstoß von Treibhausgasen minimieren und das Wohlfühlklima in der Stadt anheizen.