Die "Väter" der Textilbetongarage (von links): Christian Kulas, Leiter der Abteilung Textilbeton bei solidian, Martin Heimrich, Geschäftsführer von Beton Kemmler, solidian-Geschäftsführer Roland Karle und Herbert Fischer, der Leiter der Abteilung Garagen bei Beton Kemmler. Foto: Schwarzwälder-Bote

Textilbeton: solidian und Kemmler entwickeln neuartige Garage

Zwei Textilbrücken hat die Groz-Beckert-Tochter solidian bereits in Albstadt errichtet und auch im Fassadenbau mit textilen Armierungen reüssiert. Jetzt kommt ein neues textilbewehrtes Betonprodukt auf den Markt, das sie mitentwickelt hat: Fertigbaugaragen.

Albstadt/Tübingen. Vier Jahre ist es her, dass solidian-Geschäftsführer Roland Karle auf der Suche nach einem Kooperationspartner die Tübinger Firma Beton Kemmler, Marktführer für Fertiggaragen in Baden-Württemberg, kontaktierte und handelseinig mit ihr wurde – damals war die Zahl seiner Mitarbeiter noch einstellig, heute sind es 170. Mit Unterstützung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entwickelten die beiden Unternehmen Konstruktionsdetails und stellten Versuche in Sachen Tragfähigkeit, Belast- und Haltbarkeit an, für die Kemmler insgesamt fünf Prototypen fertigte. Jetzt, im fünften Jahr, steht im Tübinger Ortsteil Hirschau eine Textilbetongarage, die reif für die Zulassung ist. Den Antrag haben Kemmler und solidian noch im alten Jahr beim Deutschen Institut für Bautechnik eingereicht; seine Bewilligung dürfte nach Einschätzung von Kemmler-Geschäftsführer Martin Heimrich Formsache sein und wird im Frühjahr erwartet.

Das Grundprinzip des Bau von Textilbetongaragen ist dasselbe wie bei den Brücken. Die herkömmlichen Stahlarmierungen im Beton werden durch Carbon- und Glasfaserbewehrungen ersetzt, die nicht oxidieren können und daher auch nicht zwei Zentimeter dick mit Beton bedeckt sein müssen, damit sie nicht rosten. Vielmehr genügen wenige Millimeter; entsprechend schlanker und leichter sind die textilbewehrten Garagenwände; statt 16 Tonnen wiegt eine Standardgarage nur noch elf. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Bedarf an Beton sinkt um bis zu 30 Prozent, der Ausstoß von Kohlendioxid bei der Produktion um gut und gern ein Drittel – ein signifikanter Beitrag zum Klimaschutz. Auch der Transport wird wesentlich billiger. Haltbarer sind Textilbetongaragen ebenfalls – kein Rost – , dazu überaus formstabil und bis zu sechsmal zugfester als Garagen aus konventionellem Stahlbeton.

Die beiden ersten Exemplare werden in Hechingen stehen

Bis Mitte des Jahre, so die Zeitplanung von Beton Kemmler, soll die Textilbetongarage marktreif sein; spätestens im kommenden Sommer will das Tübinger Unternehmen erste Exemplare industriell herstellen und ausliefern. Zwei sind bereits verkauft – an den Zollernalbkreis. Aller Voraussicht nach können sie im Mai im Hechinger Abfallwirtschaftszentrum aufgestellt werden.