Eine Boy-Group bester schwäbischer Sorte: Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapelle Foto: Böhler Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle begeistert die Zuschauer im Thalia-Theater

"Skrupellose Schwäbische Hausmusik" ist ihr Motto: Am Donnerstag haben die "Stumpfes" im Tailfinger Thalia-Theater gastiert.

Albstadt-Tailfingen. "Heut nemme und morga net glei", schallt es energisch durch das Thalia-Theater in Tailfingen. So lautet die schwäbische Zauberformel für Prokrastination, das heißt, unliebsame Aufgaben auf morgen zu verschieben – gesungen von vier unglaublich vielseitigen Musikern, eben Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapelle. Fetzig geht es weiter mit "Blede Witz". Zwischendurch leiten die vier Musiker von der Ostalb mit amüsanten Erzählungen und schlagfertigen Wortwechseln über. Mit ihrem Programm liegt die Gruppe irgendwo zwischen Jazzband, Kabarett, Comedy und Straßenmusik – und das alles auf Schwäbisch.

Was sie aber neben ihrem einzigartigen Stil so richtig sympathisch macht, ist ihre herrlich selbstironische Wiedergabe der schwäbischen Mentalität. So demontiert die Gruppe zum Beispiel mit dem Titel "Dagdiab" das Schaffer-Image der Schwaben. Darin spricht ein Vater zu seinem Sohn: "Du lernsch was gscheites, ned so wie i. Denn i war a Dagdiab, drum hab i jetzt di."

Für "A cooler Trompeter" vom jüngsten Album "Ogottogott" muss Bandmitglied Benny "Banano" seine Lippen von der Tuba auf die Trompete umstellen. Das sei gar nicht so einfach, erklärt sein Bandkollege Michael "Flex" Flechsler: "Früher hot mer do a Schlauchschell gnomma, aber des derf mer ja nemme", erläutert er munter. Natürlich nur wegen der Kratzer – an der Trompete. Ein Höhepunkt des Abends ist eine authentische "Leidensgeschichte", die sich um das Geräteturnen im Schulsport dreht. Im Anschluss gibt die Gruppe "Kung-Fu-Feigling" zum Besten, ein humoristisches Cover des allseits bekannten Songs von One-Hit-Wonder Carl Douglas.

Schließlich wird es schummerig auf der Bühne, rotes Licht, französische Baratmosphäre. Während Benny Banano ein Lied auf Französisch singt, wozu ihn übrigens eine französische Ex-Freundin qualifiziert, pustet "Flex" vom Kontrabass aus Zigarettenrauch in seine Richtung – das Publikum fällt vor Lachen beinahe aus den Sesseln. Im Anschluss lüftet die Band eines der letzten Geheimnisse der Frauenwelt: Den Inhalt einer Handtasche. Versiffter Klebe- statt Lippenstift – dabei gehen im Saal vermutlich einige romantische Illusionen zu Bruch. Die Band feuert einen ihrer Hits nach dem anderen ab, darunter "I kos nemme hera" (Guántanamera) und "em Schreiner sei Gsell", die "Hymne der australischen Schreinerinnung" (Highway to Hell).

Ehe die Band Händeschüttelnd durchs Publikum geht, gibt’s als Zugabe das "Linsengericht", das bei der SWR-Hitparade auf Platz 95 noch vor BAP, den Ärzten und Metallica landete, sowie den Klassiker "Mei Bemberle duat weh" (The Lion sleeps tonight).