Heidi Foelsch (vorne links) kümmert sich um die junge Familie Wiesinger – Mutter Stephanie und die Kinder Domenik und Angelina. Hinten links steht Anne Tulke von der Caritas. Foto: Kistner

Heidi Foelsch aus Lautlingen unterstützt junge Familie bei Alltagsbewältigung. Regelmäßige Schulungen.

Albstadt - Seit bald zwei Jahren gibt es in Albstadt das Projekt "Familienpaten": Ehrenamtliche Helfer unterstützen junge Familien bei der Bewältigung des Alltags. Familie Wiesinger aus Ebingen ist eine von ihnen. Ihre Familienpatin heißt Heidi Foelsch.

Stephanie Wiesinger war 22, als das erste Kind kam, und 23, als sich das zweite ankündigte und sie das unbestimmte Gefühl beschlich, dass ihr der Alltag einer jungen Mutter über den Kopf zu wachsen drohte. Stephanie und Alexander Wiesinger waren erst kurz zuvor aus dem Raum Stuttgart nach Ebingen gezogen, ihr Bekanntenkreis war noch recht überschaubar, und die familiäre Infrastruktur, die Alteingesessenen zur Verfügung steht – Stichwort Oma – gab es nicht: Ihre Mutter wohnt in Frankfurt, seine in Schorndorf, und er selbst war in seinem Beruf als Koch voll eingespannt. Es war abzusehen, dass Stephanie Wiesinger bei der Betreuung von zwei kleinen Kindern ganz auf sich gestellt sein würde.

Zuversicht und Selbstvertrauen

Man muss Glück haben – bei einer Voruntersuchung im Krankenhaus gestand Stephanie Wiesinger ihre Ängste vor der nahen Zukunft ein und erhielt prompt einen guten Tipp: Sie solle sich doch einmal an die Caritas wenden – die betreibe seit kurzem zusammen mit Kinderschutzbund, dem Netzwerk "Frühe Hilfen" und dem Kreisjugendamt ein Projekt, das genau für Leute wie sie gemacht sei. Die junge Mutter folgte dem Ratschlag, wandte sich an Anne Tulke, die bei der Caritas zuständig ist für die Vermittlung von Familienpaten und wurde an ein Ehepaar aus Laufen weitervermittelt, das all das bieten konnte, was die Wiesingers brauchten: Zuversicht, Selbstvertrauen und Lebenserfahrung. Heidi und Alfred Foelsch, Eltern von drei Söhnen, betreiben gemeinsam ein Geschäft in Lautlingen, aber das lässt ihnen Zeit und Energie für ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement – man denke an seines als "Traufgang-Stromer" für die Erdverkabelung in Laufen. Die beiden waren bei der Zeitungslektüre auf die "Familienpaten gestoßen: "Hast Du das gelesen?" hatte sie ihn gefragt und ihm damit das Wort aus dem Mund genommen. Es folgten die obligatorischen Schulungen zu Themen wie frühkindliche Entwicklung und "Erste Hilfe bei Kleinkindern" und dann die ersten – getrennten – Einsätze. Ihrer waren die Wiesingers.

Patin ist auch für die Erwachsenen da

Aller Anfang ist schwer: Der kleine Domenik war anfangs nicht gerade zutraulich – inzwischen lässt er sich bereitwillig knuddeln, ist lebhaft und temperamentvoll und hat alle Scheu abgelegt. "Es macht so viel Spaß", sagt Heidi Foelsch. Indes erschöpft sich die Familienpatenschaft nicht im Babysitten; Heidi Foelsch ist auch für die erwachsenen Wiesingers da, hilft beim Umgang mit Behörden, beim Ausfüllen der Formulare für die Mutter-Kind-Kur, bei Stellensuche und Bewerbung und gelegentlich bei der Beseitigung atmosphärischer Störungen – nach Jahrzehnten des Ehealltags weiß sie nur zu gut, wie man dicke Luft wirksam bereinigt.

Der Dank dafür fällt unter Umständen sehr handfest aus: "Sich von einem Fachmann bekochen zu lassen, ist fantastisch", schwärmt Heidi Foelsch.

Nicht alle, aber viele Albstädter Familienpatenschaften zeitigen solche Erfolge. 16 Paten stehen Anne Tulke derzeit zur Verfügung; weitere Aspiranten sind willkommen. Es finden regelmäßige Schulungen statt, niemand wird unvorbereitet in den Einsatz geschickt, und im Bedarfsfall helfen die Träger des Projekts "Familienpaten" weiter. Die Dauer der Patenschaften ist übrigens begrenzt – im Regelfall stehen die "Patenkinder" nach anderthalb Jahren auf eigenen Beinen. Die Wiesingers sind auf dem besten Weg dorthin.