Nur ein Mal hat Rainer Kropf ein Herbstkonzert des Städtischen Orchesters Albstadt geleitet. Archiv-Foto: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Städtisches Orchester: Dirigent Rainer Kropf ist nach einem halben Jahr wieder weg

Pech gehabt: Es ist noch kein Dreivierteljahr her, dass das Städtische Orchester Albstadt nach vollzogener Dirigentenkür weißen Rauch aufsteigen ließ. Jetzt ist der neue Mann schon wieder weg: Rainer Kropf wechselt nach Rottenburg.

Albstadt-Ebingen/-Tailfingen. "Nur" zwei Jahre lang hatte Matthias Haslach das Städtische Orchester dirigiert und dann aus beruflichen Gründen den Hut genommen – den Ebinger Musikern wird jetzt erst bewusst, wie lang zwei Jahre sein können: Rainer Kropf hat wenig mehr als ein halbes gebraucht, um sich neu zu orientieren: Wie der Verein offiziell mitteilt, hat er mit Wirkung zum 31. März gekündigt, weil er eine neue Anstellung bei einem Orchester hat, "das seinen beruflichen Ambitionen eher entspreche". Bei diesem Orchester handelt es sich laut Gerhard Baldauf, dem Vorsitzenden des Städtischen Orchesters, um die Stadtkapelle Rottenburg, die zum einen personell etwas besser aufgestellt sein soll als das Städtische Orchester und Kropf zum anderen buchstäblich "näher" liegt: Er ist Leiter der Musikschule Böblingen, und wohnt in Jettingen bei Herrenberg; die Anfahrt zu den Proben dauert allenfalls halb so lang wie die nach Ebingen.

Für das Städtische Orchester ist Kropfs Demission nicht zuletzt deshalb ein harter Schlag, weil sie aus heiterem Himmel kam: Noch bei der Hauptversammlung im Januar hatte der musikalische Leiter versichert, das er sich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Orchester freue und sich für Frühjahrs- und Herbstkonzert einiges vorgenommen habe – dass er schon bei dieser Gelegenheit anmerkte, der Kader sein für seinen Geschmack etwas klein, wurde zur Kenntnis genommen, ließ aber keine Alarmglocken schrillen. Entsprechend groß ist jetzt die Enttäuschung – sechs Bewerber hatte der Verein im vergangenen Sommer zum Probedirigat geladen, und dabei hatte nicht nur Kropf eine gute Figur gemacht. Hätte man damals geahnt, wie kurzlebig sein Engagement sein würde, dann hätte man gewiss eine andere Wahl getroffen. Gerade jetzt, da das Städtische Orchester über Schulkooperationen versucht, seine Jugendarbeit zu forcieren und seine Reihen zu füllen, wäre am Pult Kontinuität wichtig gewesen.

Dass die Entwicklung in Ebingen ihre beinahe exakte Entsprechung in Tailfingen findet, kann dabei niemandem ein Trost sein. Auch die Tailfinger haben im vergangenen Jahr einen Dirigenten verloren, der gerade mal zwei Jahr seines Amtes waltete, und auch sie haben sich mittlerweile vom Nachfolger getrennt. Allerdings lagen die Dingen in diesem Fall etwas anders: Die Chemie zwischen dem Orchester und Dirigent Gerhard Rogg habe nicht gestimmt, und so habe man in beiderseitigen Einvernehmen die Reißleine gezogen, ehe böses Blut entstehen konnte. Dass man in Freundschaft von einander geschieden sei, zeige schon der Umstand, dass die Stadtkapelle beim nächsten Konzert, in dem Rogg den Stab führt, in Schemmenhofen bei Biberach mit einer Delegation vertreten sein werde.

Und nun? Beide Vereine werden im April ihre Leiterstelle ausschreiben, die Probedirigate sollen nach Möglichkeit noch vor der Sommerpause stattfinden; wann der neue Mann beziehungsweise die neue Frau kommt, hängt von sonstigen Verpflichtungen, vertraglichen Bindungen und Kündigungsfristen ab. Ganz klar ist jedoch: Das für den 1. April geplante Kirchenkonzert der Ebinger in der Friedenskirche muss ausfallen – und um in diesem Jahr ihre Herbstkonzerte bestreiten zu können, brauchen die beiden Vereine mehr Fortune, als sie zuletzt hatten.