Die Leiter gehört zum Handwerkszeug: Für seine Fotografien braucht Stefan Baumann eine gute Übersicht. Foto: Schwarzwälder-Bote

Stefan Baumann hat die Giga-Pixel-Fotografie für sich entdeckt – und die Liebe zum Detail

Albstadt-Tailfingen (müb). Stefan Baumann hat die Giga-Pixel-Fotografie für sich entdeckt – dafür wendet er zehn bis 20 Stunden seiner Freizeit pro Woche auf. Die Kunst dabei ist es, 200 bis 250 Fotos überlappend zu schießen, so dass sie durch die Bearbeitung ein Gesamtes ergeben.

Vor fünf Jahren entdeckte der IT-Leiter die Fotografie für sich und kaufte sich eine Spiegelreflexkamera. Allerdings unterlag er, wie sich später herausstellte, dem Irrtum, dass eine tolle, teure Kamera automatisch tolle Bilder mache. Hinzu kommt sein hoher Anspruch an sich selbst. So wandte er sich der Theorie zu, probierte Makrofotografie, Porträtfotografie, um dann festzustellen, dass doch eher Landschaften sein’s sind.

Die Festbrennweiten haben es ihm angetan – dabei handelt es sich um Extrembereiche mit langer Brennweite wie Astrofotografie und Panorama. Seit zwei Jahren ist er nun Mitglied in der Fotogilde Tailfingen – und gleichzeitig Pionier in seiner Sparte. Sein erstes gedrucktes Panorama-Bild – es besteht aus 26 Fotos – machte er vor vier Jahren in Dresden von der Marienkirche aus. Dann wandte er sich der Giga-Pixel-Fotographie zu und schoss Fotos ab 1000 Mega-Pixeln – seine erste Tagesaufnahme entstand in Tailfingen vom Braunhardsberg aus: mit seiner komplett manuell einstellbaren Kamera und drehbarem Stativ. Ergebnis: Sein Sonnenuntergang wurde so gut, dass er damit den ersten Preis beim Wettbewerb "Dein schönstes Bild" des Gewerbe-, Handels- und Verkehrsvereins Tailfingen gewann.

Zwischenzeitlich führen seine Touren mit dem Geländewagen in die Alpen und dann per pedes weiter mit 21 Kilogramm Ausrüstung auf dem Rücken. Vor zwei Jahren hat er vom Malesfelsen aus fotografiert und nun unlängst für die Ausstellung des Vereins Talgang-Art den Talgang in Giga-Pixel-Qualität vom Leimenfelsen aus festgehalten. Dabei hat der 36-Jährige Stück für Stück fotografiert.

Laub stört – und kalt sollte es außerdem sein

Einige Faktoren gilt es freilich zu beachten: Es darf nur wenig Laub vorhanden sein, es muss kalt, klar und windstill sein und genau dann muss der Fotograf auch noch Zeit und Lust haben. Allein zweieinhalb Stunden entfallen auf das Aufnehmen. Danach muss jedes einzelne der rund 270 Fotos bewertet werden.

Gerade bei Nachtaufnahmen ist die großzügige Überlappung der Objekte sehr wichtig, um klare Konturen zu bekommen. Die Bilder müssen komplett sein, damit das Programm anfangen kann, sie zum Ganzen zu verarbeiten. Normalerweise läuft dann der Computer fünfeinhalb Tage am Stück. Als es darum ging, Verzerrungen auszugleichen, musste der Tailfinger das Ganze dreimal wiederholen – somit lief er Rechner unglaubliche sechszehn Tage rund um die Uhr.

Dann folgt die Nachbearbeitung, dabei ist der Tüftler auf der Grenzen des JPG-Formats gestoßen – seitdem verwendet er das "TIFF"-Format: die Dateien sind deutlich größer. Das Ergebnis ist ein Bild, bei dem durch Zoomen Details hergeholt werden können. Sogar Nichtigkeiten wie ein Aschenbecher sind dann erkennbar. Bei den Truchtelfinger Aufnahmen sorgen die unterschiedlichen Lichtquellen für einen ganz besonders interessanten Effekt.

Die letzte Hürde für Stefan Baumann: das Ganze ausdrucken. Zuerst druckte er per Plotter auf normales Papier, das er auf eine Holzplatte geklebt hat. Dann kam er auf die Idee, ein Bild auf eine Lkw-Plane drucken zu lassen.

u Erreichbar ist Stefan Baumann unter der E-Mail-Adresse: panorama@baumann-it. info. Interessierte können sich auch unter www.fotogilde-tailfingen.de informieren und sind eingeladen, zu den Vereinsabenden zu kommen.