Im Geiste vereint: der evangelische Pfarrer Thilo Hess (rechts), der katholische Diakon Michael Weimer und die katholischen Pfarrer Kaycee McDonald Nwandu und Pfarrer Andreas Gog (von links) beim ökumenischen Taizé-Gottesdienst. Fotos: Raab Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformationsjubiläum: Christen im Eyachtal gehen buchstäblich aufeinander zu

Ein schönes Symbol für die Ökumene im Jahr des Reformationsjubiläums: Mit einer Sternwallfahrt haben die Gläubigen im Eyachtal gemeinsam "500 Jahre Reformation" gefeiert und sie mit einer Taizé-Feier abgeschlossen.

Albstadt-Lautlingen. Sie haben sich gemeinsam auf den Weg gemacht: Evangelische und katholische Christen im Eyachtal sind am Reformationstag zu einer Sternwallfahrt aufgebrochen. Zwar hatten sie zuvor getrennte Gottesdienste abgehalten – in der Kirche St. Margareta in Margrethausen wurde eine katholische Messe unter Mitwirkung von Parrer Andreas Gog, Pater Kaycee McDonald Nwandu und Diakon Michael Weimer zelebriert; Pfarrer Thilo Hess hatte zu einem evangelischen Abendmahlsgottesdienst in die Laufener Kirche geladen – doch danach machten sich alle auf Richtung Lautlingen.

Ob es nun daran lag, dass zwei Kirchenbesuche an einem Tag für manche doch zu viel waren, oder einige bewusst den konfessionell geprägten Gottesdienst mieden? Jedenfalls hielt sich der Besucherandrang stark in Grenzen. Immerhin fanden in Laufen rund 60 Gläubige den Weg in die Kirche, in Margrethausen waren es noch nicht einmal 20.

Umso erfreulicher war es dann, dass die Lautlinger Kirche zum ökumenischen Gedenken der Reformation sehr gut besetzt war. Dabei wurde beileibe kein Luther-Festival abgehalten – die leisen, die mahnenden und doch deutlichen Botschaften zur Einheit der Christenheit standen im Vordergrund. Nicht umsonst war die Gestaltung des Gottesdienstes an die Liturgie der ökumenischen Glaubensgemeinschaft in Taizé angelehnt, äußerlich sichtbar an die dortige Christussymbolik mit einem imposanten Lichtermeer angelehnt, das besagen sollte: Christus ist das Licht.

Kurz und prägnant fasste Pfarrer Thilo Hess zusammen, worum es auch in heutiger Zeit geht, indem er Worte aus dem Brief von Paulus an die Epheser las: "Ertragt einer den anderen in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib, ein Geist, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller." Trotz aller Unterschiede und Missverständnisse, trotz aller begangenen Fehler und manchen Unrechts: Alle vier Geistlichen hoben im Bußgebet darauf ab, dass es nur das Ziel geben könne, aufeinander zuzugehen, einander die Hände zu reichen und in Gottes Frieden miteinander und füreinander zu leben.

Ähnliches kam auch in den Fürbitten, vorgetragen von Gemeindemitgliedern, zum Ausdruck. Den gesamten Gottesdienst über schwebte eine Sehnsucht der Gläubigen nach Einheit und Gemeinschaft durch den Kirchenraum, auch wenn ein lautes Plädoyer für einen Zusammenschluss der Kirchen – noch – nicht zu vernehmen war.

Mitgestaltet wurde die Feier von einem Projektchor, bestehend aus den Kirchensingern Lautlingen unter Leitung von Sigrun Pfeil und dem Kirchenchor Laufen mit Christel Tandoh-Wien als Dirigentin, ergänzt durch mehrere Gastsänger. Ob bei der Hymne "Misericordes sicut Pater", dem Lied "Laudates omnes gentes" oder dem Beitrag "Da wohnt ein Sehnen": Der Chor fügte sich harmonisch ein und stach durch die Qualität seiner Sangeskunst hervor. Unnachahmlich schließlich war die Stimmgewalt beim abschließenden "Großer Gott wir loben Dich".

Nach der geistigen Nahrung durfte eine reale Mahlzeit nicht fehlen: Die evangelische Kirchengemeinde servierte im Schwesterheim Gulaschsuppe, Kaffee und Kuchen. Die Spenden kommen dem Tafelladen in Ebingen zugute.