Foto: Schwarzwälder-Bote

Dass Hans-Georg Keppler sich ins Rampenlicht gedrängt hätte, kann man ihm

Dass Hans-Georg Keppler sich ins Rampenlicht gedrängt hätte, kann man ihm wahrlich nicht vorwerfen. Dabei hätte der scheidende Rektor der Lammerberg-Realschule in Tailfingen allen Grund dazu gehabt, häufiger mal deutlich zu machen, was er seit 1977 dort geleistet hat. Dass er darauf verweist, dass all das nur dank eines großartigen Lehrerkollegiums möglich gewesen sei, ehrt ihn als bescheiden und bodenständig. Am Ende seines Berufslebens jedoch muss er das Lob ertragen – ob er will oder nicht.

Die Errungenschaften der Bildungsanstalt – zum Beispiel Modellschule für den Einsatz von Computern im Unterricht zu sein – sind die sichtbaren Zeichen des Erfolgs. Viel entscheidender ist freilich der Nährboden, auf dem sie gewachsen sind. Das Denken, das dem zugrunde liegt, hat Vorbildcharakter – auch außerschulisch.

Eine Neuerung nicht nur einzuführen, um darüber zu verfügen, sondern zuerst den Bedarf und den Nutzen zu definieren, um auf dieser Basis ein fundiertes Konzept zu erarbeiten – das war Keppler nicht nur im Hinblick auf die PC-Ausstattung wichtig. In einer Zeit, in der – gefühlt täglich – eine bahnbrechende Innovation auf den Markt kommt, ohne die das Leben nicht weitergeht und die man einfach besitzen muss, ragt eine solche Einstellung heraus. Ständig den neuesten Computer und das aktuellste Smartphone kaufen zu müssen, auf noch einer Internetplattform mitzumischen, um "in" zu sein und nicht als Hinterwäldler zu gelten – das überfordert wohl mehr Menschen, als sie es zuzugeben bereit sind.

Anderes gerät somit schnell unter die Räder – soziale Kompetenzen, die nichts mit so genannten sozialen Netzwerken zu tun haben, zum Beispiel. Hans-Georg Keppler hat das früh erkannt.

Noch so ein Punkt, der ihn zu einem ausgezeichneten Lehrer gemacht hat: Der dreifache Vater hat stets von seinen eigenen Kindern gelernt – eine Eigenschaft, die manche nicht besitzen, und zwar mangels Bereitschaft. Immerhin sind die Jungen nicht dümmer als wir Älteren – nur anders aufgewachsen, anders geprägt. Das ist per se kein Fehler und manches Mal ein Vorteil, der sich viel häufiger nutzen ließe, wenn man nur wollte.

Als roter Faden hat sich eines durch Kepplers Pädagogen-Laufbahn gezogen: Ihm war es stets wichtig, dass die Schüler das Lernen lernen. Was nutzt schließlich der beste Computer und sogar das umfangreichste Wissen, wenn man beides nicht einzusetzen weiß? Weiterentwicklung und sinnvolle Anpassung lauten die Zauberworte, die für den Lehrer Hans-Georg Keppler entscheidend waren – in menschlicher Hinsicht ebenso wie im Hinblick auf Konzepte.

Damit genug? Noch lange nicht! Ganz wichtig war und ist Keppler die Feststellung, dass der Wert eines Menschen nicht von seinem Schulabschluss abhängt. Der praktizierende und ehrenamtlich tätige Christ meint das nicht nur ganz grundsätzlich, sondern will auch darauf hinweisen, dass ihm eine Entwicklung der jüngeren Zeit gar nicht schmeckt: der Ehrgeiz mancher Eltern, ihre Kinder zum Abitur zu führen – egal, ob deren Stärken vielleicht eher im Handwerklichen liegen und ob eine andere Laufbahn sie glücklicher machen würde.

Die Lammerberg-Realschule verliert einen Pädagogen im allerbesten Sinn – ein echtes Vorbild. Chapeau!