Bunt eingerichtet ist das Wartezimmer der Kinder-Notfallsprechstunde in Albstadt. Dort warten die jungen Patienten und ihre Eltern geduldig, bis sie an der Reihe sind – froh, dass sie nicht nach Reutlingen oder Tübingen fahren mussten. Foto: Eyrich

Kindernotdienst: Zahlreiche junge Patienten kommen nach Ebingen. Landkreis schießt 50.000 Euro zu.

Albstadt-Ebingen - Sonntagvormittag, strahlende Sonne. Wer die jungen Eltern und ihre Kinder sieht, die vor dem Haus sitzen und Eis essen, könnte meinen, sie warteten auf den Beginn des Sonntagsausflugs. Erst auf den zweiten Blick fällt auf: Eines der Kinder ist krank. Doch wenigstens hat der Sonntagsausflug nicht nach Reutlingen in die Kinderklinik geführt, sondern ins viel nähere Ebingen.

Es ist der zweite Sonntag, an dem die Kinder-Notfall-Sprechstunde ihre Pforten im Emma-Beck-Haus, gleich neben dem Zollernalb-Klinikum, geöffnet hat – und drinnen ist so viel los, dass eine Familie es sich lieber draußen bequem gemacht hat.

Seit einer guten Stunde säßen sie hier, sagt eine junge Mutter drinnen, die – ihren Sohn auf dem Schoß – geduldig wartet, bis die Burladinger Kinderärztin Ewa Hemforth im Sprechzimmer mit der Behandlung eines Patienten fertig ist. Eine junge Mutter hat ein noch ganz kleines Baby im Arm und schmiegt sich an die Schulter ihres Mannes, als sie es streichelt. Eine Mutter ist mit ihrer Tochter gekommen, die sich schon dem Teenager-Alter nähert: "Es ist wichtig, dass es diese Einrichtung hier gibt", betont sie: "Sonst müssten wir jetzt nach Tübingen fahren."

Dass die Sprechstunde nun in Ebingen stattfinden kann, daran hat auch der Landkreis einen großen Anteil. Landrat Günther-Martin Pauli hatte sich für die Einrichtung politisch stark gemacht, auch finanziell will er das Projekt unterstützen: Bis zu 50 000 Euro schießt der Landkreis zu, vorbehaltlich der Zustimmung des Kreistagsausschusses. Das Geld wird in erster Linie für die medizinische Grundausstattung sowie für die Bezahlung einer medizinischen Fachangestellten verwendet, zudem wurden die Räume hübsch hergerichtet.

Das Wartezimmer – einstmals das Leitungsbüro für die Forstamts-Außenstellen – hat sein Gesicht gänzlich verändert. Bunte Eulen schauen mit großen Augen von den Wänden herab, ein buntes Sofa und orangefarbene Vorhänge bringen zusätzlich Farbe hinein. Auf dem Boden liegt ein Spiel-Teppich mit eingeknüpften Straßen, darauf steht ein Spielzeug-Parkhaus. So haben die nicht ganz so kranken Kinder und die Geschwister der jungen Patienten Zeitvertreib, bis sie dran kommen.

"Rund 50 Patienten waren vergangene Woche hier", berichtet Kinderarzt Markus Czempiel, der im Büro mit seiner Frau Michaela und den Arzthelferinnen steht. Zu diesem Zeitpunkt sei die neue Einrichtung freilich noch nicht auf dem Ansage-Band der Kassenärztlichen Vereinigung genannt worden. Deshalb erwarten er und seine Kollegen wachsenden Andrang, "wenn sie sich erst etabliert hat". Damit alle sich auskennen, haben jene, die nicht mit Patienten beschäftigt sind, den Vormittag zu einer Einarbeitung, vor allem an den vorhandenen Geräten, genutzt. Die diensthabende Kinderärztin kümmert sich derweil um Kinder mit Infektionskrankheiten, Bronchialinfekten, allergischen Reaktionen und anderen Wehwehchen. Einem zweijährigen Kind sei ein Laptop auf den Kopf gefallen, "und vergangene Wochen hatten wir eine Fraktur", berichtet Michaela Czempiel, die mit ihrem Mann die treibende Kraft hinter der Einrichtung ist.

Nun kommt noch eine Blasenentzündung hinzu: Ein Mädchen im Kindergartenalter bringt sie mit, die Hand ihrer Mutter fest umklammert. "Ich bin wirklich froh, dass es die Kinder-Notfallsprechstunde hier gibt", sagt diese. Denn jetzt mit dem kranken Kind nach Reutlingen zu fahren – da wartet sie lieber ein bisschen im bunt eingerichteten Wartezimmer. Oder draußen unter der warmen Frühlingssonne.