Foto: Schwarzwälder-Bote

Unverhofft kommt oft: Wohl nie im Leben hätte Ursula Wedel davon

Unverhofft kommt oft: Wohl nie im Leben hätte Ursula Wedel davon zu träumen gewagt, dass ihr Protest gegen das geplante Fällen der Schwarzkiefern am Böllat in Burgfelden einen so schnellen Erfolg zeitigen würde. Die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins hatte die Sache erst vor wenigen Wochen ins Rollen gebracht und sich für die Bäume stark gemacht, die weichen sollten, um dem "Graufilzigen Sonnenröschen" mehr Licht zu verschaffen, damit es sich besser entfalten kann – es ist nämlich ein seltenes Gewächs, das kaum irgendwo im Landkreis so gut wächst wie am Böllat.

Ursula Wedel hatte daraufhin in ihrer Fotokiste gekramt und Bilder zutage gefördert, welche die schönen Bäume schon in den 1980er-Jahren zeigen. Damit war für Landrat Günther-Martin Pauli der Beweis erbracht, dass die Schwarzkiefern nur sehr langsam wachsen – und ein Grund vorhanden, ihnen das Leben zu lassen. Denn eine deutlich stärkere Beschattung des Sonnenröschens ist angesichts des langsamen Wachstums in den nächsten Jahren nicht zu erwarten, und dann werde man weiter sehen, so der Tenor von Paulis Pressemitteilung.

Unabhängig davon, dass den Schwarzwälder Boten auch ernst zu nehmende Stimmen fachkundiger Naturkenner erreicht haben, welche die Sache ganz anders sehen: Ursula Wedel hat bewiesen, dass auch ein Mensch alleine etwas bewirken kann. Er oder sie muss sich nur trauen, etwas zu unternehmen, anstatt einfach alles hinzunehmen.

Welch schönes Beispiel im Bundestagswahljahr. Jetzt touren sie ja wieder, die Abgeordneten und Kandidaten mit der Politprominenz ihrer Parteien im Schlepptau. EU-Kommissar Günther Oettinger von der CDU, Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch von der Landtags-SPD und Ministerpräsident Winfried Kretschmann von Bündnis ’90/Die Grünen waren jüngst im Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen. In der nächsten Woche schaut FDP-Landesvorsitzender Michael Theurer vorbei, und bis in 36 Tagen sonntagabends um 18 Uhr die Wahllokale schließen, werden wohl noch viele weitere illustre Gäste durch die Region ziehen, um zu werben: um Erst- und Zweitstimmen – und um das Vertrauen der Bürger.

So nah wie im Wahlkampf kommen sie uns nur selten, die führenden Köpfe der Landes- und Bundespolitik. Wäre das nicht eine schöne Gelegenheit, sie mal auf das eine oder andere Problem anzusprechen und aufmerksam zu machen? Es soll ja schon geholfen haben – Beispiele gibt es genug.

Meist scheitert es schon am wichtigsten Schritt: Hingehen muss man zuerst, ehe man die Herrschaften ansprechen kann. Doch meist sind es nur die "üblichen Verdächtigen", die sich bei den Wahlkampfveranstaltungen blicken lassen: die Mitglieder der jeweiligen Parteien, und nicht selten jene, die in den Orts- und Stadtverbänden das Rad drehen und ohnehin einen kurzen Draht in die Landes- und Bundeszentralen haben. Oft diskutiert man dann unter sich und gibt sich gegenseitig Recht. Nicht sehr effektiv.

Viel spannender wäre es, die Bürger schauten bei jenen Parteien vorbei, mit deren Programmen sie nicht so besonders einverstanden sind – und meldeten sich zu Wort. Ein Reißnagel unter dem Hintern hat sich schon auf manchen Politiker und sein Tun segensreich ausgewirkt. Nur Mut!