Yves Opizzo (links) und Malermeister Willi Haasis sind fast fertig: Am Montag wird die restaurierte Sonnenuhr eingeweiht. Foto: Archiv Foto: Kistner

Malermeister Willi Haasis hat Original detailgetreu kopiert. Am Montag wird die restaurierte Uhr eingeweiht.

Albstadt-Onstmettingen - Das Onstmettinger Philipp-Matthäus-Hahn-Museum – vulgo "Kasten" – ist eine Weihestätte der Uhrenmechanik. Doch ein Modell fehlte bisher: eine Sonnenuhr. Die hat der Kasten jetzt bekommen – und zwar eine ganz Besondere.

Nur die betagtesten Onstmettinger werden sich noch daran erinnern, die jüngeren müssen sich an die alten Fotos halten: Ehe im November 1932 der Dachstuhl des Onstmettinger Rathauses ausbrannte, prangte oberhalb des Erkers an der Hausfront und unterhalb der mechanischen Uhr eine Sonnenuhr mit rechteckigem Ziffernblatt, zwei es flankierenden Voluten, römischen Zahlen und dem in Fraktur gemalten Sinnspruch "Keine Zeit verstrich ohne Nutzen". Die Uhr fiel zwar nicht den Flammen, jedoch dem anschließenden Umbau zum Opfer. Erst 1964 erhielt die Rathausfront eine neue Sonnenuhr, allerdings nicht da, wo die alte gewesen war, sondern im Firstdreieck, das durch die Umwandlung des Walmdachs in ein Satteldach entstanden war.

Doch augenscheinlich wollte die Erinnerung an die alte Sonnenuhr auch nach dem Bau der neuen nicht verblassen. Das versengte Original war nach dem Brand verwahrt worden; nun hat Malermeister Willi Haasis es detailgetreu kopiert – der Schriftzug ist da, desgleichen die Voluten und die Ziffern, und die Größe stimmt natürlich auch. Am Montag brachten Yves Opizzo, Haigerlocher "Gnomonist" französischer Herkunft, und der Heselwanger Ingenieur Thomas Wahr, die alte neue Sonnenuhr an der Südwand des Onstmettinger Kastens an.

Opizzo dürfte Besuchern des Balinger Landratsamts bekannt sein – er ist der Schöpfer des "Himmelsapolyters", der bis vor kurzem vor dem Gebäude stand und nach dem Attentat eines Vandalen in den Garten des Kreiskrankenhauses verlegt wurde. Die Ekliptik und die Bahnen der Gestirne sind sein Metier; die Onstmettinger Sonnenuhr haben er und Wahr so angebracht und justiert, dass sie um "maximal zwei, nein, sagen wir fünf" Minuten falsch geht. Der Zeitpuffer, den Opizzo für sich in Anspruch nimmt, ist der Wandneigung geschuldet: Bei einem alten Fachwerkgebäude wie dem Kasten ist halt naturgemäß nicht alles "im Lot"; da erscheinen fünf Minuten als durchaus lässliche Abweichung von der Weltzeit.

Einen Einweihungstermin für die neue Uhr gibt es übrigens auch schon, und zwar den kommenden Montag, 30. Juni, um 18.30 Uhr, unmittelbar vor der Überreichung der Landesehrennadel an Gottlob Ast. Es wäre schön, wenn dann die Sonne schiene.