Jahrelang war die Schwimmerin untergetaucht. Foto: Kistner

Bronzeskulptur war jahrelang untergetaucht. Oberdigisheim als Zwischenstation. Stadt kümmert sich um Alternative.

Albstadt-Ebingen - Manche badkap-Besucher werden sich noch an die vollschlanke Dame aus Bronze erinnern, die jahrelang ihren Dienst als Kunst am Bau versah und ihre Badekappe zurechtrückte. Irgendwann war die "Schwimmerin" untergetaucht – jetzt kommt sie vielleicht wieder.

Wer vom Münchner Karlsplatz durch die Neuhauser Straße in Richtung Marienplatz läuft und bereit ist, den "Augustiner" rechts liegen zu lassen, der erblickt kurz darauf auf der linken Straßenseite das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum – und vor dem Museum einen sich rekelnden Keiler aus Bronze. Der Keiler ist auch Kunstbanausen wohlbekannt, sein Schöpfer eher weniger: Martin Mayer ist 86 Jahre alt, gebürtiger Berliner, Wahl-Münchner und gegenständlicher Bildhauer in der Nachfolge von Auguste Rodin, Aristide Maillol und Marino Marini.

Was hat der Keiler vor dem Jagdmuseum mit Albstadt zu tun? Auch in Albstadt schmückte einst eine Skulptur von Martin Mayer den öffentlichen Raum, eben jene füllige Schwimmerin, die nicht von ungefähr an ihrer Badekappe herumzupfte – immerhin zählte sie zum Inventar des badkap. Und zwar von Anfang an: Die Stadt hatte sie seinerzeit mit finanzieller Unterstützung von Groz-Beckert angeschafft; lange Jahre stand sie im Innenhof vor der Saunalandschaft. Als dann an dieser Stelle das Rutschenhaus errichtet wurde, zog sie in den Außenbereich, genauer, zum Kiosk beim Freibadebecken um. Dort stand sie, beschäftigte sich mit ihrer Kopfbedeckung und fand dabei so wenig Beachtung, dass niemandem auffiel, dass sie immer mehr in der Vegetation verschwand. Erst als diese vor einigen Jahren zurückschnitten wurde, kam die "Schwimmerin" wieder zum Vorschein – und verschwand gleich darauf erneut, nämlich in einer Garage unterhalb des Parkplatzes, die als Rumpelkammer dient. Offenbar war man der Auffassung, dass sie im badkap der Gegenwart fehl am Platz sei.

Oberdigisheimer Fehlochhof als Zwischenstation

Abgetaucht! Martin Mayer war in den vergangenen Jahren wiederholt mit seinen Werken in Ausstellungen vertreten, die Brigitte Wagner in Renquishausen und auf dem Fehlochhof bei Oberdigisheim bestritt; bei einem dieser Treffen kam auch die "Schwimmerin" zur Sprache, an die sich die Fehlochhofgaleristen Wagner und Reinhard Wulf noch gut erinnern können. Was denn aus ihr geworden sei, wollte der Künstler wissen und war nicht wenig enttäuscht über ihr Verschwinden. Worauf Wulf und Wagner eine Anfrage an die Stadt richteten und der Erste Bürgermeister Anton Reger versprach, sich um die Sache zu kümmern.

Und jetzt? Die "Schwimmerin" steht nach wie vor in ihrer Garage – aber nicht mehr lange. Für eine Interimszeit wird sie auf den Fehlochhof ziehen; unterdessen sieht sich die Stadtverwaltung nach einem Alternativstandort im öffentlichen Raum um. Das badkap kommt nicht mehr in Betracht, und fürs Intérieur ist die Dame einfach zu groß – sie misst 205 Zentimeter von der Badekappe bis zur Sohle.

Wohin mit ihr? Wieder vor ein Schwimmbad? In München gibt es ein Duplikat der Schwimmerin, und das steht tatsächlich vor einer Schwimmhalle, in der Gerolt-straße 44 im achten Stadtbezirk Schwanthalerhöhe-West – nicht weit davon entfernt liegt die Theresienwiese. Wenn die Münchner es geschafft haben, einen Standort für ihre Skulptur zu finden, dann sollte das den Albstädtern nicht unmöglich sein.