Glückliche Zweitplazierte: die "Wild Voices" aus Eutingen-Weitingen stehen – ebenso wie die "CalvVoci" – im Halbfinale des SWR 4 Chorduells 2013. Fotos: Steffen Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Spannender hätte der achte Regionalentscheid im SWR 4-Chorduell in Albstadt kaum sein können

Von Karina Eyrich

Albstadt-Tailfingen. Es war ein Herzschlagfinale nach einem Abend voller Musik, die Herzen erreichte: Der letzte Regionalentscheid im Chorduell 2013 von SWR 4 und Schwarzwälder Bote endete mit dem eindrucksvollen Beweis für die wichtige Rolle des Publikums.

"Stimmengleichheit!" Das war die große Überraschung nach zwei Stunden voller erstklassiger Chorbeiträge beim SWR 4 Chorduell. Zu diesem Zeitpunkt standen die Sieger bereits fest: Die "CalvVoci" aus Calw, die im vergangenen Jahr vergeblich ihr Glück versucht hatten und nach dem Motto "Jetzt erst recht" antraten, überzeugten auf ganzer Linie: Die Titel "Küssen verboten" und "Männer" boten den 16 Sängern und ihren Solisten Martin Raff, Bastian Levacher, Christoph Gehring, Sascha Max, Lennart Kost und Martin Strack die Gelegenheit, nach allen Kriterien zu punkten: An Dynamik und Ausdruck waren weder die Sänger noch Chorleiter Philipp Klahm zu überbieten. Perfekt verständlich artikulierten sie die Texte – als ausgewogener Chor mit einer großen Vielfalt an Stimmen. Und die Performance? Die war "frisch, fröhlich, frei" – so, wie es Juror Wolfgang Gutmann, Musikredakteur beim SWR, vorher definiert hatte.

Insgesamt hatten er und seine Jury-Kollegen Sandra Müller vom SWR Tübingen, Martina Gottlieb als SWR-Fachfrau für Marketing, Ute Wille vom SWR-Vokalensemble Stuttgart und Martin Wagner, Chefredakteur des Medienpartners "Schwarzwälder Bote" – aber einen richtig schweren Job. Denn jeder der fünf Chöre war auf seine Weise originell und gab alles.

So kam es, dass zwei Chöre am Ende bei Stimmengleichheit auf Platz zwei landeten – zwei Chöre, die beide viele Fans ins Thalia-Theater mitgebracht hatten: Die "Friends" aus Ofterdingen – ihr Chorleiter Anton Roggenstein ist im Raum Albstadt als Bandleiter bekannt – hatten als ersten Song den Gospel "Lord, I Know, I’ve Been Changed" gewählt: ihre Domäne. Dass sie sich auch auf Pop verstehen, bewiesen sie mit einem mitreißenden "What A Feeling", in einem "wunderbaren Wechselspiel zwischen Chor und Dirigent", wie Moderator Michael Branik vom SWR feststellte.

Doch auch die "Wild Voices" aus Eutingen-Weitingen legten einen richtig starken Auftritt hin. Lautstark bejubelt von ihren Fans, nahmen sie die Bühne im Sturm, was Branik zur Frage hinriss: "Was habt Ihr denen bezahlt?" Antwort: "Nichts, wir sind einfach gut!" Und das waren sie: "I schwätz’ Schwäbisch" kam selbst bei Badenern gut an, und nach dem Klassiker "Aber bitte mit Sahne" ertönten Zugabe-Rufe. Sprechchöre formierten sich. Und Branik kommentierte: "Da waren Bewegungsabläufe drin, die ich sonst nur von Michael-Jackson-Videos kenne!"

Warum fünf Männer einen Sixpack ergeben

Nicht weniger gut gelaunt war der Chor "Sixpack 100% a capella". Warum sich die fünf Sänger, die sich in der Christopherus-Kantorei in Altensteig gefunden haben, als "Sixpack" bezeichnen? "Ganz einfach", erklärte Sprecher Jens Dirlewanger: "Wir waren früher sechs – und unter diesem Namen kennt man uns."

Die Zahl ihrer Fans dürfte nach dem Auftritt in weißen Anzügen, weißen Lackschuhen und bunten Hemden noch größer sein, stellten die Fünf mit "Dreitagebart" von den "Ärzten" und "Angels" von Robbie Williams doch eine große Bandbreite unter Beweis, auch stimmlich.

Einen glanzvollen Schlusspunkt setzten "Wir für Euch" aus Sigmaringen – akustisch wie optisch. In Weiß und Pink drehte der gemischte Chor beim temporeichen "It’s Raining Men" voll auf, klatschte und groovte auf der Bühne. "What A Feeling" hatten die Aktiven um Chorleiter Franz J. Wagner von der Pflicht-Liste gewählt und rissen das Publikum noch einmal mit, bevor es gefragt war. Denn jeder der gut 500 begeisterten Zuhörer durfte seinen Favoriten wählen – das Gesamtergebnis floss als sechste Stimme in die Wertung mit ein.

Diese sollte sich als entscheidend erweisen. Weil es zwei Zweitplatzierte gab, zog Astrid Tischmeyer, die als Sängerin mit der SWR 4-Band weit mehr als ein Pausenfüller war, eines aus sechs Losen. Darauf: die Namen der Juroren und des Jurors "Publikum". Die Wertung des gezogenen Jurors sollte zwischen den "Friends" und den "Wild Voices" entscheiden, und das Publikum hatte Letztere eine Nasenlänge vorn gesehen.

So treten die "Wild Voices" beim ersten Halbfinale am 5. Mai in Horb an gegen "Fine Art Music" aus Brühl, "Marcanto" aus Großerlach, die "ARION Singers" aus Waldkirch, die "Murphy Singers" aus Stuttgart, den "Gospelchor Forst" aus Forst, den "Jungen Chor" aus Sontheim an der Brenz und die "Criminal Harmonists" aus Eigeltingen.

Gegner der "CalvVoci" am 12. Mai auf der Landesgartenschau in Sigmaringen sind das "Vocalensemble CHORios" aus Hockenheim, "daChor" aus Dahenfeld, "inTakt" aus Istein, "Seven Eleven 44" aus Steinenbronn, "a cappella mundi" aus Pforzheim, die "Stimmbänd" aus Straßdorf/Schwäbisch Gmünd und "TonArt" aus Neukirch. Mit in der Jury sitzt dann – ebenso wie beim Finale am 17. Mai in Stuttgart – Gerlinde Kretschmann: die Frau des Ministerpräsidenten singt selbst im Chor. Eine echte Fachfrau!