Dem Sommer huldigen die Onstmettinger Musiker bei ihrem Konzert unter freiem Himmel. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikverein Onstmettingen gibt ein Serenadenkonzert unter Sebastian Rathmanns Stabführung

Von Sabine Miller

Albstadt-Onstmettingen. Bei seinem Konzertdebüt als neuer Dirigent des Musikvereins Onstmettingen hatte Sebastian Rathmann mit seinen Musikern den Frühling gefeiert. Nun bot ihm eine Serenade Gelegenheit, auch dem Sommer zu huldigen.

Es herrschte gute Stimmung auf dem Vorplatz des Kastens, denn nach einer Regen- und Gewitterwoche schien die Sonne geneigt, sich zumindest periodisch wieder zu zeigen.

Die Temperatur war angenehm und bestens geeignet für den Zweck, musikalisch noch etwas anzuheizen. Vor allem mit Rafael Hernández’ "El Cumbanchero" steuerte der MVO peilte der Hitzerekordmarken an, gefühlte 35 Grad dürften es gewesen sein. Wer weiß, das südamerikanische Klangfeuerwerk löste vielleicht beim einen oder anderen Zuhörer die Anspannung, die der Gedanke ans bevorstehende WM-Finale hervorrief – und bei anderen fachte es nur die Vorfreude darauf an oder machte ganz einfach Laune.

Einen Kontrast zu den sprühenden Sambarhythmen setzten der Bach-Choral "Aus meines Herzens Grunde" und Johann Strauß’ beschwingter Donauwalzer: innere Sammlung und Walzerseligkeit – das Onstmettinger Ensemble wartete an diesem Nachmittag mit sehr unterschiedlichen musikalischen Blüten auf. Sinfonische Prachtentfaltung ist charakteristisch für Philip Sparkes "A Concert Prelude", ein Werk, das der englische Komponist eigens fürs Blasorchester geschrieben hat. Den Musikern um Sebastian Rathmann gelang eine Interpretation voller Spannkraft und Bewegung. Der Dirigent selbst agierte gelöst, war zugleich sehr präsent und geradezu ansteckend gut gelaunt. Überhaupt verbreitete der ganze Klangkörper viel Leichtigkeit – besonders in Chuck Mangiones "Children Of Sanchez" mit den Soloauftritten von Flügelhornist Johannes Leichtle und Saxofonist Alexander Albert, der übrigens auch moderierte. Ob es am inspirierenden Halbfinal-Auftritt von Löws Fussballtruppe lag? Oder doch eher an der frischen Brise unter freiem Himmel? Wie dem auch sei, das Bild, das die Musiker zwischen schmucken Wohnhäusern und der Fassade des Kastens boten, passte gut zu Johan de Meijs stimmungsvoll wiedergegebener Sinfonie "Der Herr der Ringe", genau gesagt zu ihrem Finalsatz, der mit heiter-harmonischen und sanften Melodien die Hobbits beschreibt, jene friedliebenden kleinen Wesen aus der fantastischen Welt J. R. R. Tolkiens. De Meijs Sinfonie ist in den vergangenen Jahren oft von Albstädter Blasorchestern gespielt worden, ohne je ihren Zauber einzubüßen. Auch die Onstmettinger Konzertbesucher applaudierten am Ende begeistert, der musikalische Spagat nach allen Richtungen war geglückt und das Wetter beim Konzertende immer noch schön. Für eine knappe Stunde war der Vorhof des Onstmettinger Kastens Schauplatz eines bunten Sommermärchens gewesen.