Baum-Solitäre sind oft ein Blickfang – besonders für Künstler. Foto: VG Bildkunst

Natur: Siegfried Freitag hat das Degerfeld fotografisch verewigt. Mit Galerie

Albstadt - Zwischen Sehen und Hinsehen gibt es merkliche Unterschiede, wie ein Brief unseres Lesers Siegfried Freitag an unsere Redaktion zeigt. Darin stellt er die Flurneuordnung in Albstadt in einen Zusammenhang mit der derzeitigen Sonderausstellung im Kunstmuseum.

 "Requiem für eine Landschaft" nennt Siegfried Freitag seinen Brief an den Schwarzwälder Boten, in dem er zwei aktuelle Themen verbindet: Die Flurneuordnung in Tailfingen und die Sonderausstellung "Bäume im Landschaftsbild der Schwäbischen Alb", die noch bis 16. Oktober im Kunstmuseum Albstadt zu sehen ist und die – ebenso wie Freitags Fotografien – ein Zeitzeugnis ist für die Albhochfläche auf dem Degerfeld, die mit der Flurneuordnung ihr Gesicht verändern wird. "Kurz und schmerzlos beschlossen" worden sei die Flurneuordnung, so Freitag. "Die Landwirte brauchen breitere Straßen für größere Landmaschinen, (...) obwohl es im Jahr zuvor noch rege Diskussionen gab, weil die meisten Eigentümer keine Notwendigkeit für eine Neuordnung sahen und seitens der Stadt zu hören war, es wird keine Neuordnung geben, wenn die Eigentümer sie nicht wollen."

Freitag plädiert dafür, "das Argument, man müsse "mit den handtuchgroßen Parzellen aufräumen", differenziert zu sehen, "denn wie jeder sehen kann: die kleinen Parzellen sind von der Nutzung her schon seit Jahrzehnten zu ordentlich großen Feldern zusammengefasst worden".

Dass riesige Landmaschinen auf dem Degerfeld bald neue Monokulturen bewirtschaften könnten, sähen viele "Besucher und Naturfreunde mit Sorge und können es eigentlich gar nicht glauben". Denn dieses Naherholungsgebiet mit seiner Vielfalt von Wiesen und Äckern müssen keinen Vergleich mit den Traufgängen scheuen. Es handle sich um ein "gewachsenes Ensemble – nicht nur von Wiesen und Rinderweiden": Dort gebe es auch noch den Landwirt, der einen Baum, der zentral in seiner Wiese stehe, stehen lasse und "in schwungvollen Bögen drum herum mäht".

Immer wieder treffe er Besucher aus dem Stuttgarter Raum, die nicht wegen der Traufgänge nach Albstadt kämen, sondern sich speziell zu einer Wanderung zwischen dem Flugplatz Degerfeld und dem Parkplatz "Stählernes Männle" in Richtung Ebingen aufmachten, berichtet Freitag und ermutigt die Betrachter seiner herrlichen Landschaftsaufnahmen, sich das Degerfeld im Wechsel der Jahreszeiten anzusehen, "bevor die Bagger und Planierraupen anrollen".