Dekan Karl Duttlinger (Zweiter von links) hat die Kirchengemeinde Heilig-Kreuz aufgebaut und sie am längsten geleitet. Das Bild zeigt den inzwischen verstorbenen mit Bärbel Bertrand (links) sowie Rosi und Bruno Brömmel, dem Diakon. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Heilig-Kreuz: Katholische Gemeinde feiert 50-jähriges Bestehen ihrer Kirche

Der 28. Mai 1967 war ein Sonntag – und der 28. Mai 2017 ist es wieder: Auf den Tag genau 50 Jahre nach der Weihe der Heilig-Kreuz-Kirche im Ebinger Osten feiert die Gemeinde den runden Geburtstag des Gotteshauses mit Festgottesdienst und Festkonzert.

Albstadt-Ebingen. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war Ebingen fast ausschließlich evangelisch – mit der Handvoll Katholiken in der Stadt ließ sich lange mangels Masse keine Gemeinde machen; wer die Messe hören wollte, musste gen Lautlingen pilgern. Das änderte sich erst allmählich mit der Industrialisierung, die eine stärkere Bevölkerungsfluktuation mit sich brachte. Seit 1874 genossen die Katholiken Gastrecht in der Kapellkirche; 1892 wurde St. Josef geweiht und blieb jahrzehntelang die einzige katholische Kirche in der Stadt.

Ohne den Zweiten Weltkrieg wäre sie es vielleicht geblieben, doch nach dem Krieg und der Vertreibung zahlreicher Katholiken aus Schlesien und dem Sudetenland wuchs ihr Anteil auch in Ebingen. Ost- und Weststadt entstanden und wurden für viele Flüchtlinge zur neuen Heimat – und zwar eine, in der sie auch zur Kirche gehen wollten: Zumal für die Älteren war der Weg nach St. Josef ziemlich weit. Schon 1954 erwarb die Kirche in der Oststadt ein Grundstück mit Absicht, dort ein Gotteshaus zu errichten; 1963 arrondierte sie es durch einen weiteren Kauf. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits einen Vorentwurf des Spaichinger Architekten Rudolf Heinemann, der Anklang beim Kirchengemeinderat gefunden hatte, es gab eine Seelsorgerstelle, die mit dem jungen Kuraten Rudolf Ruß besetzt war, es gab einen vom Rottenburger Bischof genehmigten Namen für die im Entstehen begriffene Gemeinde, eben "Heilig-Kreuz", und die bischöfliche Genehmigung eines Kirchenbaus in der Ebinger Oststadt. Was jetzt noch fehlte, war Geld – dass es relativ zügig zusammenkam, war nicht zuletzt der Spendenfreudigkeit der Ebinger Katholiken zu danken.

Im Oktober 1963 war es dann so weit: der erste Spatenstich wurde gesetzt – nicht für die Kirche, sondern erst einmal für den Kindergarten, der ein Jahr später fertig war. Der Tag seiner Einweihung war zugleich der der Grundsteinlegung für Kirche und Gemeindezentrum, die in den folgenden zweieinhalb Jahren entstanden – in der Zwischenzeit genossen die Katholiken die Gastfreundschaft der evangelischen Thomaskirchengemeinde, deren Domizil bereits 1964 fertig geworden war: In der Oststadt wurde die Ökumene früher und intensiver gelebt als andernorts; ihr zweirädriges Symbol sollte später das Tandem werden, auf dem die Pfarrer Helmut Sigloch und Karl Duttlinger ihre Fundraising-Fahrten unternahmen.

Beim Bau der Heilig-Kreuz-Kirche erwiesen sich Planer und Bauherren als Leute, die keine halbe Sachen machen. Das Bauprogramm umfasste einen geräumigen Gemeindesaal, zwei Sakristeiräume, zwei Gruppen- und einen Mehrzweckraum, dazu Fundament und Technikraum eines noch zu bauenden Glockenträgers – er wurde ein Vierteljahrhundert später errichtet. Während des Rohbaus erhielt Kranführer Karl wiederholt Besuch vom neuen Kuraten, der "Luftaufnahmen" machte – zu einem Mann, der so unbefangen wie Karl Duttlinger bekannte, es sei sein größter Wunsch, in den Himmel zu kommen, hätte Höhenangst auch schlecht gepasst. Am 29. April 1966 wurde Richtfest gefeiert; die Essensmärkle für die Ehrengäste offenbaren ein heute etwas sorglos anmutendes Verhältnis zu Alltagsdrogen: ein Essen stand darauf, fünf Flaschen Bier – und eine Schachtel Zigaretten. 13 Monate später wurde wieder gefeiert: Die Kirchweihe nahm Missionsbischof Edgar Antonius Häring vor; die Stadt war durch Bürgermeister Hans Hoss und die Gemeinderäte Heinrich Maurer und Adolf Koch vertreten. Nach der Wandlung wurde das Ewige Licht entzündet, die Messe wurde gefeiert, und zum Schluss sangen alle "Großer Gott, wir loben dich".

Danach riss der Besucherstrom bis in die Abendstunden nicht mehr ab – und welcher Konfession oder Religion die Gäste waren, das spielte keine Rolle mehr.

Auftakt zum Jubiläum 50 Jahre Heilig-Kreuz ist ein Festgottesdienst am Sonntag, 28. Mai, ab 10.30 Uhr mit Dekan Anton Bock und Pfarrer Andreas Gog. Der Kirchenchor Heilig Kreuz singt mit Projektsängern und dem katholischen Kirchenchor Tailfingen die "Spatzenmesse" von Mozart, unterstützt von Solisten: Sopranistin Susanne Stierle, Altistin Gabriele Merz, Tenor Johannes Petz und Bass Saša Vrabac. Die musikalische Begleitung übernehmen Mitglieder des Ebinger Kammerorchesters sowie zwei Trompeten, Pauken und Orgel. Die Leitung hat Wolfgang Raichle.

Im Gemeindesaal erfreuen die Kindergartenkinder von Heilig Kreuz die Zuhörer danach mit ihren Darbietungen.

Zum Abschluss des Jubiläums beginnt um 16 Uhr ein festliches Kirchenkonzert mit Mezzosopranistin Gabriele Merz, Tenor Johannes Petz, dem Trompeter Thomas Michelfeit sowie dem Beuroner Chor unter der Leitung von Hans-Peter Merz, begleitet von Sigrun Pfeil an der Orgel. Beim Konzert erklingen Werke aus vier Jahrhunderten, darunter das "Ave Maria" von Cherubini mit Trompete und Orgelbegleitung, das "Alleluja" von Händel, eine festliche Arie aus einer Bachkantate mit Solotrompete und Orgelbegleitung, zwei italienische Lieder, das "Laudamus te" aus dem "Gloria" von Vivaldi, ein zartes Duett des amerikanischen Komponisten Shelley, begleitet von Trompete und Orgel, sowie ein fünfsätziges Concerto von Telemann auf dem Programm, gespielt von Thomas Michelfeit und Hans-Peter Merz. Merz spielt außerdem eine Fuge über "Lobe den Herren", komponiert von einem spätromantischen Komponisten, die sich bis zur Achtstimmigkeit steigert, eine feierliche Choralbearbeitung von Bach über "Valet will ich dir geben" mit der Melodie im Pedal und reicher Figuration in den Manualstimmen. Der mehr als 60 Mitglieder zählende Beuroner Chor singt unter anderem das achtstimmige "Jauchzet dem Herrn, alle Welt" von Mendelssohn, die Motette "Locus iste" von Bruckner und ein siebenstimmiges "Ave Maria". Zum Schluss erklingt das berühmte "Halleluja" aus dem "Messias" von Händel.