30 Jahre lang war Lothar Held Redakteur. Am Dienstag ist er gestorben. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Lothar Held, langjähriger Redakteur des Schwarzwälder Boten in Burladingen, ist tot

Von Hans-Peter Schreijäg

Burladingen/Albstadt-Tailfingen. Über 30 Jahre lang, bis Ende 2013, war Lothar Held aus Tailfingen in Burladingen Alleinredakteur und Mann vor Ort für den Schwarzwälder Boten. Es war ihm nicht vergönnt, den Ruhestand lange zu genießen. Am Dienstag ist er 62-jährig gestorben.

Es ist, als wäre es gestern gewesen: Vor noch nicht einmal zwei Jahren war Lothar Held, über lange Jahre das Gesicht unserer Zeitung in Burladingen, in den Ruhestand gegangen. Was wünscht man einem Kollegen, mit dem man viele Jahre lang den gleichen Weg gegangen ist, nach einem anspruchsvollen und anstrengenden Berufsleben? Zeit für die Familie, Zeit für Hobbys, entspannte, harmonische, gesellige Stunden. Es hat nicht sein sollen – die Gesundheit hat nicht mitgespielt. Am Dienstag ist Held, zeitlebens Lokaljournalist aus Überzeugung und Passion, einer schweren Krankheit erlegen.

Held kannte die Stadt wie kaum ein anderer

Mehr als drei Jahrzehnte lang hat er die Handschrift unserer Zeitung in Burladingen bestimmt und ihre Qualität garantiert. Er kannte – und schätzte – die Stadt wie kaum ein anderer, schrieb selbst in Artikeln, Reportagen und Kommentaren an ihrer jüngeren Geschichte mit und interessierte sich nicht nur für die Schlagzeilen sondern auch und vor allem für die Menschen hinter den Nachrichten, die Zusammenhänge und Hintergründe. Was er über Bürgermeister und Ortschaftsräte, Unternehmensführer und Pfarrer, Vereine und Theaterleute zu erzählen wusste, ist spannende Lokalgeschichte, vieles aufregend, manches zum Schmunzeln.

Dabei scheute Held nie das offene Wort: Er war ein geradliniger aufrichtiger Charakter; die Stromlinienform passte nicht zu ihm. Er wusste Auseinandersetzungen mit Amts- und Würdenträgern zu führen, wenn er es für nötig erachtete; er wusste sie aber auch zum richtigen Zeitpunkt beizulegen. Diese Qualitäten haben seine journalistische Arbeit in Burladingen geprägt und ausgezeichnet.

Dabei war der Journalismus Lothar Held nicht in die Wiege gelegt worden. Ins Berufsleben startete der begeisterte Leichtathlet bei der Bereitschaftspolizei; beim blutigen Anschlag auf die Olympischen Spiele in München war er 1972 vor Ort im Einsatz. Später wechselte er ins Speditionsgeschäft, dann in die Textilbranche; am 1. Januar 1982 übernahm er und zusammen mit seiner Frau Dorothee, der Tochter von Bernhard Wahl, dem langjährigen Tailfinger Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten, Redaktion und Geschäftsstelle unserer Zeitung in Burladingen. Im Lauf der Jahre baute er die Position der Zeitung in der Stadt aus – was man auch am Unternehmenssitz in Oberndorf gerne sah. Lothar Helds Verlässlichkeit, sein offenes Herangehen an die Themen in der Stadt, sein Gespür auch für das Menschliche und seine soziale Ader kamen an in Burladingen. Seiner Nachfolgerin Erika Rapthel-Kieser hat er im November 2013 vor seinem Abschied anvertraut, was für ihn die Seele des Lokaljournalismus ausmachte. "Du hast die Leute gekannt, und die Leute haben dich gekannt."

Familienmensch, Freund und Kollege

Neben dem Redakteur gab es aber auch den Familienmenschen Lothar Held, den Vater von zwei Töchtern und einem Sohn, Großvater der kleinen Annalotta. Es gab den talentierten Handwerker, der Haus und Garten in Tailfingen eine eigene stilistische Note gab. Und es gab den Freund und Kollegen, mit dem man bei guten Gesprächen lange Abende verbrachte und sich dabei wohlfühlen konnte. Er wird uns fehlen in diesen Runden.