Kita-Kinder befassen sich im "jungen kunstraum" der Galerie Albstadt mit einem Werk von Otto Dix

Von Sabine Miller

Albstadt-Ebingen. Gegenwelten und Gegensätzen gewidmet ist die derzeit laufende Ausstellung im "jungen kunstraum". Kinder von Kinderchorgruppen der Albstädter Kitas und der Kinderkantorei der Martinskirche haben nun im Rahmen des Familiennachmittags in der Galerie "Gegentöne" angestimmt.

Museumspädagogin Carmen Bitzer-Eppler und Martinskirchenkantor Steffen Mark Schwarz, die das Projekt gemeinsam leiteten, führten ihre Schützlinge anhand des Otto Dix-Gemäldes "Saul und David" an das Thema heran. Die Komposition dieses Bildes ist beeindruckend: ein fast schon gewalttätiges Oben und ein sanftmütiges Unten. Saul wird mit den Insignien seiner weltlichen Macht vom Herrscherstab bis zur Krone dargestellt, der Knabe zu seinen Füßen wirkt wehr- und harmlos: Mit geschlossenen Augen, ganz der Musik ergeben, zupft er mit zarten Fingern die Saiten seiner Harfe.

"Was ist drin in diesem Bild?", fragte Carmen Bitzer-Eppler im Jungen Kunstraum. "Ein König" – die Antwort kam prompt. Viele der Kinder kannten den König Saul und seine strenge, grimmige Art. Doch wie ließ sich die musikalisch wiedergeben? Das schien schon schwieriger zu sein – die Töne, die aus den jungen Kehlen kamen, hörten sich nicht gerade autoriutär und nach Herrschsucht an. Auch mit der Mimik ist das meist so eine Sache – hat man einmal Gelegenheit, böse zu schauen, dann klappt es nicht. Weit besser gelang es den Kindern dagegen auf Aufforderung von Steffen Mark Schwarz, den Herrschercharakter des Königs Saul mit mit dem Körper auszudrücken. Weit breiteten sie ihre Arme aus, um die eingebildete Größe anzuzeigen.

Alles in allem aber fiel es den Kleinen leichter, sich in den lichten David mit seiner Harfe einzufühlen. Devin Krieger entlockte einer Mini-Ausgabe dieses Instrumentes filigrane Klänge; alle anderen summten dazu "die Liebe". Und Eva-Maria Hirt von der Kinderkantorei wusste auch , was David mit seinem Harfenspiel erreichen würde: "Er besänftigte den König".

Otto Dix hat sein Bild augenfällig in eine die beiden gegensätzlichen Bibelfiguren spiegelnde Farbwelt getaucht: Schimmerndes Sonnengelb steht für David, Blau, Grau und Dunkelrot für Saul. Auch das kam im Jungen Kunstraum zur Sprache und war für die Kinder Inspiration, sich selbst im Malen zu versuchen. Der kleine Harfenspieler Devin machte das auf seine Weise: Mit kreisenden Handbewegungen legte er zunächst die hellen Farben auf sein Papier und schichtete dann alle dunkleren darüber. Doch auch die Anderen hatten gute Ideen. Einige steckten sich gegenseitig an und malten Könige in Serie.

Die Schlussrunde gab den jungen Künstlern Gelegenheit, ihre Bildwerke den Eltern vorzustellen. Und da es ja um Töne ging, durften sie ihre Bilder auch singen.