Wolfgang Epp (links) und Hans Reiter (rechts) sehen die Vertragsunterzeichnung von Christian Erbe und Ingeborg Mühldorfer mit Wohlwollen. Foto: Zilz Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochschule Albstadt-Sigmaringen und IHK Reutlingen kodifizieren ihre Kooperation

Von Martin Kistner

Albstadt. Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen haben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Den Vertrag haben gestern IHK-Präsident Christian O. Erbe und Rektorin Ingeborg Mühldorfer unterzeichnet.

An sich ist die Kooperation von Hochschule und IHK nichts Neues. Die seit langem bestehende "Lebenspartnerschaft" wurde gestern lediglich kodifiziert und – so der launige Vergleich von IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp – mit dem "Trauschein" beglaubigt. Wobei die IHK bereits verheiratet ist, und zwar gleich drei Mal: Nach der Universität Tübingen und den Hochschulen in Reutlingen und Rottenburg ist die Hochschule Albstadt-Sigmaringen die vierte und letzte in ihrem Einzugsgebiet, mit der die Reutlinger offiziell kooperieren. Die Hochschule hat dank des Doppelstandorts freilich ihrerseits die Möglichkeit, sich anderweitig zu binden, nämlich an die IHK Bodensee- Oberschwaben – die Reutlinger wären, wie Epp versicherte, nicht eifersüchtig.

Kooperationen zwischen Wirtschaft und Hochschulen sind hierzulande gang und gäbe, zumal wenn die Hochschule angewandte Wissenschaft betreibt, wie in Albstadt der Fall. Allerdings gewinnt die Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der Globalisierung immer mehr an Bedeutung.

Wie Mühldorfer und Hans Reiter, Referatsleiter im Stuttgarter Wissenschaftsministerium in ihren Ansprachen unisono festhielten, ist die Wissenschaft in Albstadt und Sigmaringen kein Selbstzweck, sondern eine Serviceleistung – zum Einen gegenüber jungen Leuten, die einen Beruf mit Perspektive ergreifen wollen, zum anderen gegenüber der Wirtschaft, die dringend gut ausgebildete Fachkräfte, Deutschlands wichtigste und einzige Ressource, braucht.

Die Aspekte der Zusammenarbeit skizzierte, ehe Mühldorfer und Erbe zum Füller griffen, Wolfgang Epp. Erstes und wichtigstes Thema der Kooperation sind die Fachkräfte; Epp verwies in diesem Zusammenhang auf die neuen Studiengänge, die berufsbegleitenden Angebote, die kontinuierlich erweitert werden sollen, die Studienabbrecherberatung, die aufgrund der heterogener werdenden Zusammensetzung der studentischen Kundschaft an Bedeutung gewinnt, und auf die Werbefeldzüge für Naturwissenschaft und Technik an den Schulen.

Das zweite Stichwort lautet Innovation. An der Hochschule wird nicht nur gelehrt, sondern auch geforscht; vom Wissenstransfer zwischen der ebenfalls forschenden Wirtschaft und der institutionalisierten Wissenschaft profitieren beide Seiten, ebenso von der Vernetzung mit Dritten und von interdisziplinärer Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule. Als Beispiel wurden die Forschung zu Technischen Textilien genannt, deren Ertrag die gestrickten Stents und künstlichen Bandscheiben der Medizintechnik sind.

Der dritte in der Vereinbarung aufgeführte Punkt heißt Existenzgründung. Fachkräfte sind wichtig, aber es bedarf auch der Firmen, die sie beschäftigen, und das können nicht nur Traditionsunternehmen sein. Punkt vier ist das Marketing. Die Hochschule, so Rektorin Mühldorfer, leiste gute Arbeit, aber zu wenige potenzielle Studenten wüssten es. Sie setzt hier auf die Unterstützung der IHK und befand selbstkritisch: "Wir sagen zu selten, was wir alles können, wir sind da noch zu schwäbisch." An dieser Aussage entbrannte der erste Dissens zwischen den neuen Ehepartnern. "Zu schwäbisch kann man gar nicht sein", findet Christian O. Erbe.