Setzten sich beim "Talk in der Ochsenscheuer" mit den Themen "Kinderwunsch – Wunschkind – Designerbaby" auseinander: Pfarrer Philippus Maier, Dekan Anton Bock, Claudia Heinkel und Michael Ströbel (von links). Foto: Bender Foto: Schwarzwälder-Bote

Woche für das Leben: Berührendes Thema beim "Talk in der Ochsenscheuer"

"Kinderwunsch – Wunschkind – Designerbaby" – die "Woche für das Leben" der beiden großen christlichen Kirchen hatte diesmal ein Thema mit Auswirkungen, die nicht nur Paare betreffen, wie sich zeigte.

Albstadt-Onstmettingen. "Es ist ein ambivalentes Thema", stellte Anton Bock, Dekan des katholischen Kirchenbezirks, zu Beginn des "Talk in der Ochsenscheuer" fest, den die katholische und die evangelische Kirchengemeinde im Talgang alljährlich in der "Woche für das Leben" veranstalten. "Einerseits ist das Leben von Gott gegeben, andererseits greift der Mensch mit dem zunehmenden Wunsch nach einem Designerbaby ein."

Dieser Zwiespalt in der Gesellschaft dominierte die Diskussion, in der Moderatorin Karina Eyrich vom Schwarzwälder Boten Michael Ströbel vom "Club Handicap Albstadt" und Claudia Heinkel befragte. "Wer es geschafft hat, auf die Welt zu kommen, der wird gefördert", betonte Ströbel, denn die Gesellschaft kümmere sich sehr wohl um Menschen mit Behinderung. Dennoch seien Eltern solcher Kinder allzu oft – ausgesprochen oder unausgesprochen – einem Vorwurf ausgesetzt: "Hätte man das nicht vermeiden können?"

Pfarrerin und Diplompädagogin Claudia Heinkel erlebt dies immer wieder in der Fachstelle für Pränatale Untersuchung und Aufklärung des Diakonischen Werks Württemberg – die Abkürzung "Pua" ist auch der Name einer mutigen biblischen Hebamme –, wenn sie Paare, meist nach einer pränatalen Untersuchung, berät: Werde ein Kind mit Behinderung geboren oder verliere man es gar durch Fehl- oder Totgeburt, sei dies für die Eltern eine extreme Belastungssituation und nur schwer zu verkraften, weiß Heinkel. Sie brauchten Unterstützung in dieser Zeit. Andere Paare entschieden sich für Abtreibung. Doch selbst Anton Bock und der evangelische Pfarrer Philippus Maier tun sich schwer, werdende Paare vor einer Entscheidung zu beraten. Wie geht man damit um, wo doch Gott alles Leben gebe?

Bei der Zahl der Abtreibungen pro 1000 Geburten belege Deutschland in Europa den vorletzten Platz, ebenso wie Baden-Württemberg in der Bundesrepublik, war zu erfahren. Nur vier Prozent der Abbrüche würden aufgrund medizinischer Indikation vorgenommen. Während Präimplantationsdiagnostik nur eingeschränkt erlaubt und von negativen Folgen flankiert sei, sei Pränataldiagnostik nicht immer sinnvoll, wie Heinkel deutlich machte: Sie suche etwa nach Gendefekten, die nicht therapierbar seien.

Werdende Eltern aber würden massiv unter Druck gesetzt, vor der Geburt alles Mögliche testen und im Fall einer Diagnose das Kind abtreiben zu lassen. Schwangerschaft sei heute mehr denn je von Ängsten begleitet, obwohl Schwangerschaft und Geburt noch nie so sicher gewesen seien wie heute, betonte sie. Dabei sei die Angst vor einem Kind mit Behinderung oft ein Gefäß für die Ängste vor den Herausforderungen der Elternschaft.

Dass "Anderssein manchmal ganz toll sein kann" hat Michael Ströbel erfahren und zeigte einen Film über die Arbeit des "Club Handicap", der organisiert ist wie eine Volkshochschule und mit seinem erfolgreichen Schwimm-Team mehrfach an nationalen "Special Olympics" teilgenommen hat. "Wenn man in diese Gesichter sieht, weiß man, weshalb ich mein Ehrenamt liebe." Tatsächlich rissen die berührenden Bilder – auch von den internationalen Special Olympics, dem Ziel der Albstädter Sportler – die Zuschauer mit. Sie machten deutlich, warum – so die einhellige Meinung – die Gesellschaft Eltern, die sich trotz Behinderung für ihr Kind entscheiden, unterstützen sollte: "Jeder Embryo trägt von Anfang an das ganze Potenzial eines individuellen Menschen in sich, womit ihm Menschenwürde zukommt", zitierte die Moderatorin Michael Wunder vom Deutschen Ethikrat, und Claudia Heinkel stellte klar, dass sie mahnende Stimmen gegen den zunehmenden Trend zur Selektion für wichtig hält, habe Letzterer doch auch Auswirkungen auf den Blick auf Menschen am Ende des Lebens.

Demgegenüber stehe die zunehmende Versuchung, mittels Pränataldiagnostik alle nur möglichen Faktoren untersuchen zu lassen und dann zu selektieren. Doch der Anspruch auf ein Null-Fehler-Kind – Pfarrer Philippus Maier machte es deutlich – dürfe nicht bekräftigt werden: "Jeder ist ein geliebtes Geschöpf Gottes und Gott hat für jedes Leben einen Plan."