Der Gesuchte war mit dem BMW der Opfer unterwegs. Foto: Polizei

 Fahndung nach mutmaßlichem Doppelmörder geht weiter. Gerüchte überschlagen sich. Seit elf Jahren im selben Haus.

Albstadt-Ebingen - Die unbestätigten Gerüchte überschlagen sich, nachdem die Polizei Fotos des mutmaßlichen Doppelmörders von Ebingen veröffentlicht hat. Ist er noch in der Stadt oder nicht? Das ist die Frage, die wohl die meisten beschäftigt.

Ein detaillierter Hinweis eines Zeugen nach der Veröffentlichung der ersten Fahndungsfotos am vergangenen Wochenende hat die Polizei auf die Spur von Jörg Gerhard K. gebracht, der im dringenden Tatverdacht steht, am vorvergangenen Wochenende ein Rentnerehepaar in der Ebinger Beethovenstraße erstochen zu haben. Nicht der Schal, nicht die dunkle Decke mit dem markanten weißen Blumenmuster und auch nicht die auffällige Hautrötung rechts über dem Gesäß des Verdächtigen hätten den Zeugen auf den Plan gerufen, erklärt Nicole Luther, Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Hechingen. Vielmehr habe sich der Zeuge gemeldet, weil er den Gesuchten aufgrund seiner "Gesamterscheinung" erkannt habe.

In der Wohnung des mutmaßlichen Täters, in der dieser bereits seit elf Jahren lebt und die seit Sonntagabend durchsucht wird, hat die Polizei offenbar Hinweise darauf gefunden, dass er Kunde der Volksbank Ebingen war. Dort soll er an Automaten mehrfach Geld eingezahlt haben, das er zuvor vom Konto seiner Opfer bei der Sparkasse abgehoben haben soll. Das Fahndungsfoto, auf dem der Verdächtige gut zu erkennen ist, soll dem Vernehmen nach jedoch nicht beim Einzahlen eines Betrags am Automaten entstanden sein, sondern beim Abheben von Geld.

Wann der 46-Jährige zuletzt bei der Volksbank war, darüber kursieren in Albstadt inzwischen die wildesten Gerüchte, die die Polizei weder bestätigen noch dementieren mag. Mehrere Ebinger beobachteten am Dienstag, wie Polizeibeamte  in die Zentrale der Volksbank gingen. Ob das im Zusammenhang mit der Suche nach Keller steht, dazu gab es gestern keine Informationen.

Entsetzen in der Nachbarschaft

Tagesgespräch ist zudem die Fahndung in den Lokalen, in denen K. zuweilen verkehrte. "Ich habe ihn ein paar Mal gesehen", berichtet eine Kellnerin, die auch den schwarzen Mantel wiedererkannt hat, den Keller auf einem der Fahndungsfotos trägt. "Er saß hier an der Theke – immer allein."

Entsetzen über den Nachbarn, der es auf solch negative Art zu Bekanntheit gebracht hat, herrscht auch in der Wohngegend des Verdächtigen, die zu den gut bürgerlichen in Ebingen gehört. Dort befragt die Polizei derzeit Anwohner.

Die zahlreichen Spuren aus dem Haus der Mordopfer in der Beethovenstraße und der Wohnung von K. in der Ebinger Baschianstraße werden laut Nicole Luther derzeit beim Landeskriminalamt in Stuttgart ausgewertet, was noch einige Zeit dauern könne. Zu Details, etwa der Frage, ob am Tatort DNA-Spuren des Verdächtigen gesichert wurden, machte Nicole Luther keine Angaben.

Staatsanwältin und Polizei hoffen darauf, einen schnellen Fahndungserfolg vermelden zu können. Die Ermittler der Sonderkommission "Kreuzbühl", der 80 Beamte angehören, arbeiten derzeit bis zu 16 Stunden am Tag an diesem Fall. Das Hinweistelefon der Polizei ist rund um die Uhr geschaltet. Die Fahndung könne sich indes auch längere Zeit hinziehen. Meldungen im Rundfunk zufolge wird mittlerweile auch im Raum Tübingen, Reutlingen und Stuttgart nach K. gefahndet. "Wenn der Verdächtige schlau ist", so Staatsanwältin Luther, "dann hält er sich nicht mehr im Zollernalbkreis auf."

Zeugenhinweise auf den 46-jährigen, 1,84 Meter großen und korpulenten Jörg Gerhard K., der eine ausgeprägte Stirnglatze, seitlich braune Haare sowie ein ausgeprägtes Doppelkinn hat und zuletzt einen auffälligen Schnauzbart trug, nimmt die Polizei  unter Telefon 0800/50 35 03 533 entgegen. Sie weist darauf hin, dass K. gefährlich ist. Wer ihn sehe, solle auf keinen Fall mit ihm Kontakt aufnehmen, sondern sofort die Polizei rufen.