...das Klassenzimmer (im Bild) und der Sanitätsraum sowie die Toiletten. Fotos: Eyrich/Gestaltung: Hornberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Inklusion: Schlossberg-Realschule erhält Aufzug für zwei neue Schüler / Projekt Truchtelfingen dauerte länger

Auf die Schlossberg-Realschule freuen sich Lea und Dustin jetzt schon. In der ersten Zeit gibt es für die beiden Schüler mit körperlichem Handicap jedoch noch einige Barrieren zu überwinden – und für die Stadt schon jetzt.

Albstadt-Truchtelfingen. Den Weg haben Dustin und Lea bereitet, auch wenn sie selbst fast nichts mehr davon haben: Der Aufzug, der in der Schule an der Sommerhalde in Truchtelfingen eingebaut wird – ursprünglich, damit die beiden Grundschüler barrierefrei alle Räume erreichen können – wird erst im Juli nutzbar sein. Dann jedoch beginnen bald die Ferien, nach denen Lea und Dustin zur Schlossberg-Realschule nach Ebingen wechseln. Deren Gebäude eignet sich – wie die Truchtelfinger Grundschule – in Albstadt am besten unter ihresgleichen für den nachträglichen Einbau eines Aufzugs, wie sich bei einer Untersuchung herausgestellt hat.

Mal eben die Baufirma bestellen – das funktioniert allerdings nicht, wie Jo Triller, Leiter des Amtes für Familien, Bildung, Sport und Soziales bei der Stadt Albstadt, erläutert. Zwar sei das Inklusionsgesetz schon seit 1. September 2015 gültig, die dazugehörige Verwaltungsvorschrift aber erst im Frühjahr 2016 in Kraft getreten. Bis der Aufzug geplant und das Gutachten – Basis für die Finanzierung durch das Land – fertig war, vergingen mehrere Wochen.

Im Juni kam die Nachricht, dass der Aufzug wie vorgesehen geplant werden könne, und weil weitere Detailplanungen sowie der Winter die Sache verzögerten, haben erst vor drei Wochen die Bauarbeiten begonnen.

So lange soll es diesmal nicht dauern, hoffen Leas Mutter sowie Dustins Mutter und Stiefvater. Denn sie wissen, was ihre Kinder durchmachen, wenn sie im Rollstuhl mittels Treppenraupe zwischen den Stockwerken wechseln müssen: Die Pausen seien dann allein damit ausgefüllt, oft ohnehin zu kurz dafür. Alles sei zeitintensiver, umständlicher. Soziale Kontakte in den Pausen kämen zu kurz und ihre Kinder seien insgesamt gestresst.

Ein bisschen Angst vor der Treppenraupe

"Dustin beschäftigt es sehr, dass er nicht in die Pausen kann und immer sein Schulbegleiter dabei sein muss", sagt sein Stiefvater. Gleichzeitig sei es ihm wichtig, nichts vom Unterricht zu verpassen, und er ärgere sich, wenn er die nächste Stunde in einem anderen Stockwerk nicht pünktlich erreichen könne. Leas Mutter berichtet, dass ihre Tochter anfangs Angst gehabt habe, von der Treppenraupe zu fallen. Zu den Betreuungsstunden komme sie mit der Raupe gar nicht.

Jo Triller und Schulleiterin Ute Leins freilich sind zuversichtlich, dass der Umbau an der Schlossberg-Realschule schneller kommt als in Truchtelfingen: Ende Mai erwarten sie das Gutachten, das vorgibt, welche Baumaßnahmen "sinnvoll und notwendig" – so der Duktus im Inklusionsgesetz – sind. Und sobald das Gutachten ausgefertigt vorliege, könne die Stadt mit den Baumaßnahmen beginnen.

"Die Pläne für den Aufzug liegen schon seit Februar vor", so Triller, "und wir gehen davon aus, dass der Rohbau bis zum Winter steht." Die Innenarbeiten im Aufzugschacht seien dann auch im Winter möglich.

In der Schlossberg-Realschule gelangen die beiden zunächst barrierefrei über den Seiteneingang hinein – und ebenerdig zu den Fachräumen, wie Ute Leins erklärt. Einzig eine Treppe bis zum Klassenzimmer und dem daneben liegenden Sanitätsraum müssten sie mit der Raupe überwinden. Die Toiletten indes seien kein Problem.

Das Lehrerraum-Prinzip, das seit einigen Jahren in der Schlossberg-Realschule gilt, musste Ute Leins für Leas und Dustins Klasse auflockern, bis der Aufzug steht. Sie und ihre Kollegen freuen sich schon auf die beiden neuen Schüler: "Wir versprechen uns viel davon – auch, dass die anderen Kinder von der Situation profitieren und gegenseitige Rücksichtnahme lernen."

Nur eine Schwäche – neben vielen Stärken

Dass ein körperliches Handicap eben nur eine jener Schwächen sei, wie jeder Mensch sie besitze – neben seinen Stärken – ist für Ute Leins und ihre Kollegen selbstverständlich. Dustins und Leas Klassenlehrer werden im Juli in deren jetziger Klasse hospitieren und bereiten sich auch sonst gut auf die neue Herausforderung vor, die alle – trotz der notwendigen Bürokratie – begrüßen: "Schließlich sind die Kinder geistig komplett da und wollen genauso dazugehören und behandelt werden, wie jedes andere Kind", berichten die Eltern. "Für die beiden ist der Sprung auf die Realschule ein großer Schritt – sie blühen richtig auf!"