Eine amüsante Grenzgängerin: "Mademoiselle Mirabelle" Foto: Gebhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Birgite Gebhardt vergleicht Deutsche und Franzosen

Albstadt-Ebingen. Typisch deutsche und französische Eigenschaften hat Birgite Gebhardt alias "Mademoiselle Mirabelle" im Kräuterkasten unter die Lupe genommen.

Sie schaut wirklich ganz genau hin. Doch zunächst wirbelt sie auf die Bühne, eine aparte Erscheinung in Schwarz und Türkis, präsentiert mit Zauberhand eine Taschentuch-Trikolore, einen Mini-Eiffelturm, lässt einen Schwall Konfetti aus einem Riesenbaguette hervorschießen.

Aber dann wird Mademoiselle Mirabelle streng, schließlich soll das Publikum etwas lernen, soll verstehen, was französische Lebensfreude ist. Sie doziert auf Deutsch mit französischem Akzent. Sie fragt Vokabeln ab. "Lernen, hören, aufpassen" heißt die Devise. So hat sie selbst einst Deutsch gelernt, was sie mit "Fischers Fritz" beweist.

Es wird ein unterhaltsamer Unterricht, auf ausführliche Belehrungen folgt ein Lied zum Entspannen. Französische Lebensfreude heißt, stets sind die anderen schuld, eigene Fehler vertuscht man, indem man ablenkt – französische Politiker praktizierten das erfolgreich. Sie zeigt sich im Begrüßungskuss: "Die Franzosen sagen nicht ›bon soir‹, sie machen einen bon soir." Französische Lebensfreude steigert l’amour zu l’amour fou. Franzosen wählen den passenden Trinkspruch und zählen die Namen bekannter Weine singend auf. Selbst französische Landschaften sprühen vor Lebensfreude. So vergleicht sie stilgerecht mit Akkordeon die bezaubernde Côte d’Azur mit dem herben Süddeutschland. Herb und düster sind dort auch die Menschen; das zeigt sich schon an ihren schwierigen Namen.

Und wie sie die Welt sehen! Was Franzosen nur als "malheur" sehen, wird bei den Deutschen zur "catastrophe", etwa die verkorkste Mülltrennung. Dabei besteht die "grande catastrophe" darin, wie und wo sie ein Baguette essen: beim Italiener.

Auch die hinteren Reihen hat sie im Auge

Mademoiselle Mirabelle hat alles im Griff. Sie fragt ab, sie lobt und tadelt, sie erwartet richtige Antworten, bohrt nach. Sie lässt den schwierigen Refrain "du, du, du" zu ihrem Liebeslied wiederholt üben, bis sie zufrieden ist. Sie verteilt Aufgaben, achtet auf korrekte Ausführung. Sie hat auch die Schüler in den hinteren Reihen im Auge.

Und sie hat Erfolg: Mit sicherem Blick wählt sie zwei Männer aus, die tatsächlich freudig auf der Bühne mit ihr tanzen, und am Ende singt die Klasse fehlerfrei im Kanon "Frère Jacques". Wie gut alle gelernt haben, hört man an dem ständigen fröhlichen Lachen während des Unterrichts und sieht man an den fröhlichen Mienen, als die Gäste den Kräuterkasten verlassen.