Biotop statt Verkehrsweg: Der Kreis möchte die Talgangbahn reaktivieren. Foto: Eyrich

Regional-Stadtbahn: Elektrifizierung wird Vermögen kosten. Realisierung liegt in weiter Ferne.

Albstadt - Viel Wasser haben Christoph Heneka und Günter Koch am Donnerstag im Gemeinderat in den Wein gießen müssen, den sie präsentierten: Thema war die Planung der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb.

Wer mit der elektrifizierten Regional-Stadtbahn zum Flughafen oder in die Landeshauptstadt fahren will, wird noch eine Weile warten müssen. Planerisch sei die DB Engineering & Consulting GmbH zwar schon weit, sagte deren Vertreter Günter Koch gestern im Gemeinderat Albstadt, doch mit einer Realisierung rechnen er und Christoph Heneka, Finanz- und Wirtschaftsdezernent im Landratsamt des Zollernalbkreises, ernsthaft erst in der zweiten Hälfte der 2020-er Jahre. Das "Kernproblem" sei die Finanzierung, so Heneka. "Wir können uns jetzt nicht mehrere Projekte im Bereich von mehreren 100 Millionen Euro leisten", sagte er mit Blick auf die ebenfalls laufende Debatte um ein Zentralklinikum. Das Förderprogramm des Bundes, das eigentlich 2019 enden sollte, werde zwar wohl verlängert, doch in ein Gesetz sei das noch nicht gegossen. Sobald es so weit sei, hofft Heneka auf eine neue Priorisierung der einzelnen Projekte. "Dann könnten wir den Sprung schaffen."

Denn das Projekt wird teuer: Zwei Millionen Euro allein hat der Zollernalbkreis für die Vorplanung der Abschnitte bis Tübingen übernommen, von denen freilich nur die Hälfte auf die Strecke im Zollernalbkreis entfällt. Warum? Damit es schneller geht. Die Planungs- und Finanzierungsvereinbarungen zwischen Region, Land, Bund und Bahn hatte Koch freilich unter "Risiken" gelistet in seiner ausführlichen Präsentation, welche die Talgangbahn von Ebingen bis Onstmettingen mit einbezieht.

Für den positiven Kosten-Nutzen-Faktor von 1,35 sei eine Realisierung des Moduls 2 – Zollern-Alb-Bahn (ZAB), Killertal- und Talgangbahn – Voraussetzung, so Koch. Für die ZAB soll eine deutlich bessere Taktung herausspringen: Der Inter-Regio-Express von Albstadt über Tübingen nach Stuttgart soll stündlich statt zweistündlich fahren, die Regionalbahn von Tübingen über Ebingen nach Onstmettingen stündlich und die Regional-Stadtbahnen zwischen Tübingen respektive Reutlingen/Pfullingen und Mössingen halbstündlich. Der zweigleisige Ausbau auf 14 Kilometern ist dabei nur ein Teil des umfangreichen Ausbauprogramms: Bei 30 liegt die Zahl neuer Haltepunkte und angepasster Bahnhöfe, bei 15 die der Bahnübergänge, die neu oder umgebaut werden müssten.

Hinzu kommen unter anderem noch 70 Eisenbahn-, 25 Straßen- und fünf Fußgängerüberführungen. Stellwerke, Freileitungen, ein neues Umrichtwerk und Ähnliches schlagen ebenfalls zu Buche. Ganz zu schweigen von der Reaktivierung der Talgangbahn, für die komplett neue Gleise verlegt werden müssten – sie müsse man sich vorstellen wie eine Art Straßenbahn mit Haltestellen im Abstand von 500 bis 1000 Metern, so Koch.

Die Fußgängerüberführung in Ebingen West müsste ebenso neu gebaut werden wie der Außenbahnsteig an der Meßstetter Straße samt Zugang. Für den Ebinger Bahnhof favorisiert die Planungsfirma einen Abriss des Empfangsgebäudes mit Neuausrichtung des Vorplatzes und Reaktivierung des dritten Gleises. Sollte die Talgangbahn reaktiviert werden, würden drei neue Kreuzungsbahnhöfe entstehen: am Gymnasium Ebingen, in Truchtelfingen und Tailfingen.

Elmar Maute: Wer an die Reaktivierung der Talgangbahn glaubt, der ist ein Träumer

Wer daran glaube, sei freilich ein Träumer, kommentierte SPD-Fraktionschef Elmar Maute, der ohnehin nicht an die Einhaltung der geschätzten Kosten in Höhe von 291 Millionen Euro – Stand: 2014 – für das Gesamtprojekt Regional-Stadtbahn glaubt. Für Albstadt sei es schließlich viel wichtiger, mit einem elektrifizierten Zug nach Stuttgart via Flughafen fahren zu können, wenn "Stuttgart 21" erst gebaut sei. Dies sei auch für den gesamten Landkreis "das A und O" versicherte ihm Heneka, und zwar in "dichterem Takt".

Wie CDU-Fraktionschef Roland Tralmer plädiert er zudem für eine "rasante Bahn" statt einer "Bimmelbahn" mit vielen Haltestellen. Tralmer begrüßte ausdrücklich, dass die Talgangbahn in die Planung einbezogen wird, mahnte aber auch: "Von der heutigen Sitzung darf nicht das Signal ausgehen, dass sie kommt. Wichtiger sei die schnelle Elektrifizierung bis Stuttgart, zumal Diesel-Loks dort nicht mehr einfahren können, sobald der neue Hauptbahnhof steht.