Pfarrer Walter Schwaiger, Christine Widmann-Simon, Leiterin der Stadtbücherei, und Dorothea Reuter, Leiterin des Stadtarchivs, freuen sich auf die Wanderausstellung. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Was Protestantismus in Hohenzollern und Württemberg unterscheidet

"Wer als evangelischer Christ aus Württemberg in einen evangelischen Gottesdienst in Hohenzollern geht, kommt sich vor wie bei den Katholiken", sagt Pfarrer Walter Schwaiger. Warum das so ist und welche Wege die Reformation gegangen ist, erklärt eine Wanderausstellung.

Zollernalbkreis. Pfarrer Walter Schwaiger ist richtig in Fahrt – das Thema ist eines, für das er brennt, denn bevor er geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Ebingen mit Sitz an der Martinskirche wurde, war er in Ostrach zu Hause – auf hohenzollerischem Gebiet. "Wenn man dort als Protestant aus Württemberg in den Gottesdienst geht, hat man den Eindruck, man sei in einer katholischen Kirche", erklärt Schwaiger.

Die spannende Frage – was unterscheidet hohenzollerische von württembergischen Protestanten? – soll die Ausstellung "Evangelisch in Hohenzollern" beantworten, die das evangelische Dekanat Balingen und das Staatsarchiv Sigmaringen zum 500. Jubiläum der Reformation erarbeitet haben.

Eröffnet wird die Wanderausstellung am ersten Standort, der Stadtbücherei in Ebingen, am Donnerstag, 9. Februar, um 19.30 Uhr mit Oberbürgermeister Klaus Konzelmann. Den Einführungsvortrag hält Volker Trugenberger vom Staatsarchiv Sigmaringen, und auch Dorothea Reuter, Leiterin des Stadtarchivs Albstadt, wird dabei sein. Gemeinsam mit Walter Schwaiger schafft sie es, Licht ins Dickicht der Entwicklungen zu bringen, die zu diesem Unterschied zwischen die benachbarten Protestanten geführt haben.

Wie war das? "1534 wurde das Herzogtum Württemberg evangelisch und feierte Gottesdienste, bei denen nun die Predigt im Zentrum stand", so Schwaiger. Das Fürstentum Hohenzollern jedoch sei "altgläubig", also katholisch, geblieben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts habe es sich Preußen angeschlossen, und durch die preußischen Beamten sei es zur Gründung der ersten evangelischen Gemeinden gekommen, und erst bei der Auflösung Preußens nach dem Zweiten Weltkrieg seien diese zur Württembergischen Landeskirche gekommen.

Dennoch hielten sie an ihrer eigenen Messform fest, betont Schwaiger und verschweigt nicht, dass auch die katholischen Hohenzollern wider den Stachel löckten: "Sie haben sich dem Erzbistum Freiburg angeschlossen, nicht dem Bistum Rottenburg-Stuttgart."

In der Ausstellung, die bewusst überschaubar gehalten ist und zu der es bei Christine Widmann-Simon und ihrem Team von der Stadtbücherei für zehn Euro einen Katalog zu kaufen gibt, gibt es freilich noch mehr zu lernen: dass Pfarrer früher nicht notwendigerweise Theologie studiert hatten, zum Beispiel. Diese Lücke schlossen die Prädikanten, die Prediger, die laut Schwaiger der Reformation gegenüber aufgeschlossener waren und sie weitertrugen. Oder Wissenswertes über die Unterschiede zwischen der preußischen und der lutherischen Messe – Erstere werde nirgendwo anders mehr gesungen als in hohenzollerischen Landen.

Zahlreiche Vorträge begleiten die Ausstellung. Die ersten davon sind:

 Hechingen, evangelisch Gemeindehaus, Mittwoch, 8. Februar, 19.45 Uhr, Jürgen Kampmann, "Einführung in die Gottesdienst König Friedrich Wilhelms III. und ihre Ausstrahlung bis Hohenzollern"

 Hechingen, evangelische Gemeindehaus, Dienstag, 21. Februar, 19.30 Uhr, Paul Münch: "Jubiläumskultur? Vom Nutzen und Nachteil konfessioneller Gedenktage"

 Ebingen, Stadtbücherei, Mittwoch, 1. März, 19.30 Uhr, Walter Stäbler: "Philipp Matthäus Hahn"

 Gammertingen, Kirche St. Leodegar, 10. März, 19 Uhr, Peter Anselm Grün: "Impulse für eine ökumenische Spiritualität"

 Ebingen, evangelisches Gemeindehaus Spitalhof, Montag, 20. März, 19.30 Uhr, Sabine Holtz: "Reformation in Württemberg"

 Hechingen, Hohenzollerisches Landesmuseum, Montag, 24. April, 20 Uhr, und Sigmaringen, Staatsarchiv, Dienstag, 25. April, 20 Uhr, Anselm Schubert: "Die kirchliche Lage in Preußen 1810 bis 1820"