So soll die neue Volksbankzentrale aussehen – rechts unten sieht man den Kreisverkehr am Eisplatz. Grafik Volksbank Foto: Schwarzwälder-Bote

Volksbank Albstadt: Neubau trägt Erfordernissen der Fusion Rechnung / Nebenan fünf Mietwohnhäuser

Der Coup war von langer Hand vorbereitet; jetzt ist die Nachricht amtlich: Die Volksbank Albstadt baut am Ebinger Eisplatz ihr neues Verwaltungsgebäude und Hauptquartier – und dahinter gleich noch fünf mehrgeschossige Wohnhäuser.

Albstadt. Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass die Volksbanken Ebingen und Tailfingen sich zur Volksbank Albstadt zusammenschlossen. Schon damals war die Frage nach einem einzigen Verwaltungsstandort im Raum gestanden – und beileibe nicht nur unausgesprochen. Die Verteilung der neuen, größeren Abteilungen Produktions-, Steuerungs- und Vertriebsbank auf die alten Standorte konnte letztlich nur eine Übergangslösung sein; über kurz oder lang mussten sie zusammengeführt und zudem technisch aufgerüstet werden – die Frage war nur, wo. Ein unabhängiges Gutachten der ZG-Raiffeisen-Tochter EnoCom räumte noch im Sommer 2014 mit der Vorstellung auf, dass sich dies mit dem alten Gebäudebestand bewerkstelligen ließe: Über die gewachsene Gebäudezeile in der Tailfinger Goethestraße fällten die Gutachter das Verdikt "kleinteilig, verwinkelt, unstrukturiert"; das Haus in der Ebinger Marktstraße kam nur wenig besser weg: "unterschiedliche Raumgrößen, Struktur erkennbar". Allein dem Gebäude in der Kirchgrabenstrae 7 wurde eine "gute und übersichtliche Struktur" bescheinigt.

Theoretisch wäre es natürlich möglich gewesen, die Häuser in Tailfingen komplett und die in Ebingen teilweise umzubauen – aber davon rieten die Gutachter dringend ab. Denn auch das hätte viel Geld gekostet – 3,63 Millionen Euro – und gewonnen hätte man damit vergleichsweise wenig: alte Bausubstanz, kein zusätzlicher Platz, unbefriedigende Effizienz – die geplante Brücke zwischen den Häusern Marktstraße und Kirchgraben hätte man schon aus Gründen des Brandschutzes nicht bauen können. Kurz: Der Anzug wäre nicht neuwertig gewesen, und gezwickt hätte er außerdem.

Die Alternative, der Neubau, wurde im Herbst 2014 ergebnisoffen geprüft; anschließend beschloss der Bauausschuss des Aufsichtsrats, sie weiterzuverfolgen. Ein Jahr lang suchten Vorstand und Ausschuss geeignete Standorte, untersuchten jeweils vier in Ebingen und Tailfingen sowie einen in Truchtelfingen – und entschieden sich 2015 für den Eisplatz. Es folgte ein Wettbewerb für die Vorplanung, der folgendes Ergebnis hatte: Auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes soll ein neues Verwaltungsgebäude für 120 Mitarbeiter entstehen, mit kurzen Wegen, einem zeitgemäßen Energiekonzept, einem 200 Personen fassenden Veranstaltungsraum, Erweiterungsmöglichkeiten und genügend Parkraum für Mitarbeiter und Kunden. Kostenpunkt: rund 9,7 Millionen Euro. In einem Jahr könnten die Arbeiten beginnen.

Das ist aber noch nicht alles. Hinter dem Eisplatz-Parkplatz sind durch Abriss mehrer Wohnhäuser und der früheren Autohauses Rieber weitere Flächen frei geworden. Auch die will die Volksbank kaufen und darauf fünf Wohnhäuser mit etwa 50 Mietwohnungen, 4800 Quadratmetern Wohnfläche und etlichen Tiefgaragenparkplätzen bauen. Hintergrund des Projekts ist die derzeitige Situation der Finanzmärkte: In Zeiten des Niedrigstzinses lässt sich mit Geld nur schwer Geld verdienen, die Banken suchen deshalb händeringend andere Verdienstmöglichkeiten – unter anderem als Bauinvestoren und Vermieter. In Albstadt sieht die Volksbank einen Markt für hochwertige , innenstadtnahe Mietwohnungen, unter anderem bei ortsansässigen Senioren, denen das Einfamilienhaus am Schloss- oder am Lammerberg zu groß geworden ist. Die fünf Wohnhäuser sollen eine – wie die Volksbank hofft, lukrative – Geldanlage werden. Wieviel Geld wird angelegt? Fünfmal zwei Millionen Euro – macht zusammen zehn.

Bleibt die Frage, was aus den alten Häusern wird. Ganz einfach: Sie dienen entweder wie gehabt dem Publikumsverkehr und der Beratung der Privatkunden – das gilt für die Standorte Marktstraße und einen Teil der Häuserzeile Goethestraße – oder sie werden verkauft. Die Vertreter der Volksbank Albstadt sind seit vorgestern über diese Pläne informiert; die Belegschaft weiß seit gestern Bescheid.