Sehr müde sind diese Tailfinger Tagolfe, die auf dem Weg in ihre Höhle und ins Bett den brennenden Sarg des Hoppediz passieren – die Saison war zwar kurz, aber heftig. Immerhin, die Tagolfe können noch laufen... Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Albstadts Zünfte setzen den Schlusspunkt einer kurzen fünften Jahreszeit

Albstadt - Der Hannes ist wieder im Fass, der Tagolf in seiner Höhle und der Schloßberg-Teufel im Turm – auch in Albstadt ging gestern Abend die Fasnet 2016 zu Ende.

In Lautlingen verabschiedet sich die Fasnet traditionell laut und farbenfroh; das war gestern nicht anders als in früheren Jahren. Außer der einheimischen Narrenzunft Kübele-Hannes beteiligten sich noch zehn weitere Gruppen am Umzug, der durch den Ort zur Festhalle führte. Vorneweg zogen die als Bienen kostümierten Bläser der Musikkapelle Frohsinn; ihr Schwarm wurde von den Zuschauern am Straßenrand mit lautstarken "Bienen-Stich"-Rufen begrüßt.

Es folgten die Kübele-Hannes selbst, danach die grün gewandeten Fleckaweiber mit ebenso grüner Wallemähne, die "Lautlinger Überflieger" und eine Gruppe von "Dancing Pirates". Margrethausen war durch den Bauwagen und die Runkelriabaweible vertreten, die Sänger des Liederkranzes Lautlingen hatten sich auf ihre Qualitäten besonnen und sich als Würmer – "Ohrwürmer" – verkleidet. Vom Umzugswagen erscholl der lautstarke indianische Kriegsruf "Hatschi-Apanatschi", und stellvertretend für die Bleichgesichter waren "Uncle Sam" und die Freiheitsstatue nach Lautlingen gekommen.

Etwas besonders Originelles hatten sich die Kindergartenkinder und -erzieherinnen einfallen lassen: Sie traten als buntgeringelte Sorgenfresser auf. Bei der Kinderfasnet in der Festhalle standen sie im Mittelpunkt – bis zu jenem Augenblick, als das Spektakel ein jähes Ende nahm und der Kübele Hannes wieder in sein Fass musste. Zehneinhalb Monate bleibt er darin eingesperrt. Erst dann heißt es wieder "’s isch Fasnet".

In Ebingen versammelten sich die Narren der Zunft Schlossbergturm nach Einbruch der Dunkelheit vor dem Rathaus. Die Hannäbler Gugga spielten noch einmal auf; danach musste erst der Büttel, der nicht recht zu begreifen schien, wie ihm geschah, und dann der Turm zurück ins Verließ. Die verzweifelten Versuche der Hexen, die mit Kettensägen bewaffneten Landschaftsgärtner am Fällen des Narren- und vormaligen Weihnachtsbaums zu hindern, blieben fruchtlos; gleichzeitig mit dem Stamm schlug auch der Teufel der Länge nach hin. Drei kräftige Hexen trugen den vom Schlag gerührten Herrn der Ebinger Fasnet in seinen Turm hinein; anschließend gab Zunftmeister Dirk Weber das Kommando "Die Masken ab!", und die Ebinger Fasnet 2016 war Geschichte.

Der Tailfinger erging es nicht besser. Die Schmiechataler sind Meister des tränenreichen Abschieds von der Fasnet, aber diesmal machte ihnen der Himmel noch etwas vor: Es goss in Strömen – die Trauergemeinde war deshalb nicht ganz so groß wie sonst, und es dauerte es eine Weile, bis der Sarg des Hoppediz in Flammen aufging. Auch der textile Höhleneingang, durch das die vorgeblich völlig übermüdeten Tagolfe eigentlich die Szenerie verlassen sollten, hatte dem böigen Wind nicht standgehalten; notgedrungen behalf man sich ohne Plane.

Die Insignien, welche die verschiedenen Gruppen der Zunft zuvor der scheidenden Fasnet ins feurige Grab gegeben hatten – der "Rüdiger" der Schmiechafetzer, der Dreispitz der Garde, die Schellenkappe von Präsident Ronald Kinastowski, die Maske der Tagolfe und der Becher der Showtänzerinnen – waren wie immer durch den offenen Sargboden geplumpst; sie werden schließlich im nächsten Jahr benötigt. Denn dann ist wieder Fasnet – eine längere und, wenn es nach den Schmiechatalern geht, vielleicht etwas weniger stürmische als die Saison 2016.