Das Leseförderprogramm Antolin ist jetzt für alle Schüler Albstadts nutzbar / Begeisterung wird geweckt

Von Elisabeth Strunk und Melina Walker

Albstadt- Tailfingen. Was hatte Räuber Hotzenplotz in seiner Pistole? Welches Lied spielte Großmutters Kaffeemühle? Solche Fragen müssen Schüler, die am Antolin-Programm teilnehmen, beantworten. Doch was ist eigentlich Antolin?

"Wie kommt man an die Schüler ran?", fragt Wiltrud Müller vom Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Albstadt. Gemeint ist: Wie bringt man junge Schüler zum Lesen? Wie fördert man ihr Interesse für Gedrucktes? Die Antwort auf die genannten Fragen lautet: Antolin. Das Leseförderprogramm (siehe Stichwort) ist ab sofort für alle Erst- bis Zehntklässler in Albstadt zugänglich – die Lutherschule Tailfingen hat dabei eine Vorreiterrolle gespielt.

Antolin sei fest im Bildungsplan verankert, sagt Wiltrud Müller, denn zu Büchern, die sie kürzlich gelesen haben, müssen die Kinder Fragen beantworten. "Wir sind im Trend der Zeit", bemerkt Wolfgang Schurr, Rektor der Lutherschule, zum Zusammenspiel von digitalen Medien und Leseförderung. Antolin wird an der Lutherschule seit sieben Jahren genutzt, hauptsächlich von den Klassenstufen drei und vier. Künftig ist das Programm auch für andere Schulen in Albstadt verfügbar, denn die Albstadtwerke haben zum Kauf der 1800 Euro teuren Schulträgerlizenz beigetragen.

Bereits in der Vergangenheit sei es für die Lutherschule wichtig gewesen, die Begeisterung der Schüler fürs Lesen zu fördern, unter anderem durch den Einsatz von Lesepaten und die enge Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei Albstadt, deren Leiterin Christine Widmann-Simon sich über das große Interesse der Schulen an den Angeboten der Stadtbücherei freut. Antolin ist auch für sie ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung, zumal die Belohnung für eine bestimmte Punktzahl die jungen Leser motiviere: Viele würden auch außerhalb des Antolin-Programms mehr lesen, betont Andrea Kriegel, die als Lehrerin an der Lutherschule den Einsatz des Programms und ihre Kollegen, die es nutzen, betreut.

Sie war es auch, die zusammen mit dem Büchereiteam die Installation von Antolin an allen Albstädter Schulen vorbereitet und einen Einführungskurs für ihre Kollegen geleitet hat. "Die Schüler können nicht nur in der Schule die Fragen beantworten, sondern sich auch zu Hause mit ihrem Kennwort auf der Seite einloggen", berichtet Andrea Kriegel. Dabei könne der Lehrer stets den Fortschritt und die Lesekompetenz seiner Schützlinge mitverfolgen und gezielt eingreifen, falls nötig: Beantworte ein Schüler die Verständnisfragen nachlässig, könne man ihn unterstützen, etwa im Fall einer Lese-Rechtschreib-Schwäche.

Für Schulleiter Wolfgang Schurr ist es besonders wichtig, das Interesse fürs Lesen in der Schule zu fördern, zumal diese Aufgabe zu einem der drei Profile der Lutherschule gehört. Bei einigen Eltern – und damit meist auch bei deren Kindern – sei das Interesse für das gedruckte Wort nicht mehr vorhanden.

Wiltrud Müller hat beobachtet, dass vor allem bei Jungen die Begeisterungsfähigkeit für Bücher noch gesteigert werden kann. Antolin soll dabei künftig eine wichtige Rolle spielen.

Antolin, ein Internet-Portal zur Leseförderung der Klassenstufen eins bis zehn, besteht seit 2001. Rund 50 000 Bücher – darunter praktisch alle, die auch in der Stadtbücherei ausgeliehen werden können, sind dort gelistet. Zu ihnen finden sich Fragebögen bei Antolin, mit deren Hilfe Lehrer und Eltern testen können, wie gut ein Kind seine jeweilige Lektüre verstanden hat. Die Fragen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad beantworten die Kinder online im so genannten Multiple-Choice-Verfahren, also mit mehreren Antwortmöglichkeiten zum Ankreuzen. Die mehrsprachige Bücherliste umfasst Klassiker und Neuerscheinungen und wird täglich aktualisiert. Für jede richtig beantwortete Frage gibt es Punkte, auf die Belohnungen folgen. Im Katalog der Stadtbücherei können die Antolin-Bücher gesucht werden.