Oberarzt Dimitrios Vasilakis neben dem neuen "Videoturm" der "Stroke Unit". Foto: Keller Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreisklinikum: "Stroke Unit" wird aufgerüstet / 6. Mai ist Aktionstag gegen Schlaganfall und Arteriosklerose

Seit 2015 besitzt das Kreisklinikum in Albstadt eine "Stroke Unit", eine lokale Schlaganfallstation. Die erfährt nun eine zusätzliche Aufwertung: Seit Anfang April können zu Notfalluntersuchungen Experten von der Uni Freiburg hinzugezogen werden – per Skype.

Albstadt-Ebingen. 30 000 Euro gekostet hat der "Turm" – so nennen Brigitta Bienstein, Chefärztin der Inneren Medizin in Albstadt, und Oberarzt Dimitrios Vasilakis die aus Recheneinheit, Monitor und Videokamera bestehende Apparatur, die es ermöglicht, zur Notfalluntersuchung den 130 Kilometer Luftlinie entfernten Kollegen aus Freiburg hinzuziehen. Bereits vor Jahresfrist war die Diagnostik durch die Einstellung eines Neurologen optimiert worden, aber der steht naturgemäß nicht rund um die Uhr und sieben Tage die Woche zur Verfügung. Seit vier Wochen ermöglicht es der Videoturm, auch in seiner Abwesenheit binnen weniger Minuten die neurologische Expertise einzuholen.

Und das geht so: Auf Knopfdruck erscheint ein Freiburger Universitätsarzt auf dem Bildschirm – und links von seinem Kopf erkennt man, was er seinerseits auf seinem Monitor sieht: das Krankenbett mit dem Albstädter, Balinger oder Haigerlocher Schlaganfallpatienten, der soeben in der Ebinger "Stroke Unit" eingetroffen ist. Er kann ihm Anweisungen geben – "nach links blicken, nach rechts blicken, Zeigefinger an die Nase!" – kann ihm buchstäblich in die Augen schauen und aus dem was er sieht, und aus dem Ergebnis der Computertomografie, die so schnell wie möglich gemacht wurde, seine Schlüsse ziehen.

Gefäßchirurgen und Internisten stellen sich gemeinsam vor

Der Vorteil dieser Diagnostik liegt auf der Hand: Ein Schlaganfall kann einen zu jeder Tages- und Nachtzeit ereilen, und je schneller die Ärzte herausfinden, wie schwer der Anfall war, welche Gehirnteile betroffen sind und wo Stenosen oder Thromben sitzen, desto größer sind die Chancen auf eine vollständige Genesung. Die setzt natürlich voraus, dass auch die Therapie nicht lange auf sich warten lässt: Im Albstädter Kreisklinikum stehen Ergo- und Physiotherapeutin sowie die Logopädin künftig auch am Wochenende zur Verfügung. Diese Vorkehrungen gehören genau wie die Kooperation mit Freiburg zu den Voraussetzungen für die anstehende Zertifizierung der "Stroke Unit", die am 5. Mai offiziell wird.

Reiner Zufall, aber ein sehr passender, dass just am folgenden Tag ein großer Aktionstag der Inneren Medizin und der Gefäßchirurgie am Kreisklinikum über die Bühne geht. Offiziell ist der Samstag, 6. Mai, nur bundesweiter "Bauchaortenaneurysma-Screeningtag", der bundesweite "Aktionstag gegen den Schlaganfall" folgt erst vier Tage später. Brigitta Bien-steins Internisten und die Gefäßchirurgen um Chefarzt Uwe Markert haben jedoch aus logistischen Gründen und um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, beide Termine zusammengelegt.

Geboten ist eine Menge: Führungen durch die "Stroke Unit", das Herzkatheterlabor und den OP der Herzchirurgie, kostenlose Messungen von Blutdruck, Blutzucker und Body-Maß-Index, dazu eine gleichfalls kostenlose Sonografie der Bauchschlagader – verengte Arterien gehören zu den großen Riskofaktoren in Sachen Schlaganfall.

Vorträge werden auch gehalten; Brigitta Bienstein spricht über das "Herz in Gefahr: Die koronare Herzkrankheit" (11 Uhr), Bernhard Honervogt, Leitender Oberarzt der Gefäßchirurgie" über die "Zeitbombe im Bauch: Der Aortenriss (12 Uhr) und Dimitrios Vasilakis über moderne Diagnostik und Therapie des Schlaganfalls. Um 14 Uhr folgt eine Podiumsdiskussion mit Honervogt, Vasilakis und Erhard Pluto, Oberarzt der Neurologie, zum Thema Arteriosklerose.

Der Veranschaulichung dienen überdimensionale Modelle im Krankenhausfoyer: ein "begehbares Gehirn" und Riesenaorten, dazu eine Simulation des Ernstfalls in der "Stroke Unit". Hinzu kommen Infostände von Selbsthilfegruppen, Initiativen und Beratungsstellen und ein Kinderprogramm der Notfalldarstellungsgruppe des Jugendrotkreuzes. Würstchen und Getränke gibt es auch. Der Aktionstag dauert von 10 bis 15 Uhr.