Viele Gesichter zeigt der gebürtiger Truchtelfinger Steffen Essigbeck als Schauspieler. Derzeit steht er in Bregenz bei dem Festspielen auf der weltgrößten Seebühne – als »Tod«, der in den Probenpausen auch mal Scherze treibt. Foto: Stefanie MoMo Beck, Anita Dressel-Malang

Steffen Essigbeck steht bei Bregenzer Festspielen auf der Bühne und kommt im Dezember ins Thalia.

Albstadt/Bregenz - "Der Steffen ist so ruhig und schüchtern, und plötzlich legt er los", haben seine Lehrerinnen an der Lammerberg-Realschule einst über ihn gesagt. Steffen Essigbeck hat losgelegt, ist inzwischen staatlich anerkannter Schauspieler und steht derzeit in Bregenz auf der Bühne.

Er ist der "Tod" im Boot bei den Bregenzer Festspielen auf der weltgrößten Seebühne: Steffen Essigbeck aus Truchtelfingen, Jahrgang 1985, hat sich mit seiner aktuellen Rolle einen Traum erfüllt, für den er jedoch hart arbeiten musste.

Im Musical "Phantom der Oper" in Hamburg hatte den damals Zwölfjährigen das Bühnenfieber gepackt. Waren Auftritte im Schullandheim als Amtsbote Hannes im Duell mit dem Bürgermeister noch zur Belustigung der Mitschüler gedacht, machte Steffen Essigbeck vor sieben Jahren nach der Fachhochschulreife und diversen Auftritten am Naturtheater Reutlingen, in Albstadt und Frommern Nägel mit Köpfen: 2006 hat er an der Schauspielschule in Stuttgart seine vierjährige Ausbildung aufgenommen und sie 2010 als staatlich anerkannter Schauspieler abgeschlossen.

"Ich vergleiche das Schauspielen mit einer Sucht"

"Reich, berühmt und beliebt zu sein" – darauf kam es Essigbeck dabei nie an. "Ich vergleiche das Schauspielen mit einer Sucht", sagt er: "Mein Leben ist nicht dasselbe, wenn ich nicht auf der Bühne stehen kann." Er kann.

Schon während der Ausbildung stand Essigbeck im Naturtheater Reutlingen sowie im Stuttgarter Theater der Altstadt für die musikalische Revue "Linie 1" auf der Bühne, drehte Kurzfilme für mehrere Filmakademien – und Werbefilme, etwa für die Firma "Rampf Gießharze", war aber auch im Fernsehen und im Kino zu sehen.

Steffen Essigbeck arbeitet zurzeit zudem für das Wittener Kinder- und Jugendtheater und kommt am 13. Dezember zum Heimspiel ans Thalia-Theater nach Tailfingen: mit dem Stück "Ritter Rost macht Urlaub".

Hat er Lieblingsrollen? "Ich bin ein Mensch, der gerne lacht und andere zum Lachen bringt", berichtet der Albstädter. "Genauso mag ich aber auch ernste Rollen – genau diese Abwechslung schätze ich an diesem Beruf." Nebenrollen bei bekannten Stücken findet er oft interessanter, "weil sie einem mehr Platz bieten, sich zu entfalten und eine neue Figur zu erschaffen, während bei Haupt- und Titelrollen oft bereits eine Form da ist, die jeder kennt".

Essigbeck hatte sich für die Bregenzer Festspiele beworben, für die vor allem weltbekannte Opernsänger gesucht werden – sein Wunsch ging in Erfüllung: Aus zahlreichen Bewerbern konnte er beim Casting mit starker Bühnenpräsenz und schauspielerischem Können überzeugen und wurde für die Rolle "Tod" in der Oper "André Chénier" von Umberto Giordano ausgesucht.

Mit der Frage "Kannst Du rudern?" hatte Essigbeck allerdings nicht gerechnet. Inzwischen rudert er so gut um das Bühnenbild, dass einige Zuschauer ihm gesagt haben: "Das Boot ist auf Schienen" – und das selbst bei stärkerem Seegang.

"Der Tod im Boot soll etwas von einem Zombie haben", habe die Anweisung des Regisseurs gelautet, um die herum sich der Schauspieler aber auch viele eigene Gedanken gemacht hat.

Ab dem heutigen Donnerstag steht Steffen Essigbeck fast allabendlich bis 18. August auf der Seebühne. Singen muss er dabei nicht, auch wenn er schon mit 16 Jahren Gesangsunterricht an der Musik- und Kunstschule Albstadt genommen hat und diese Ausbildung seit seinem 21. Lebensjahr in Stuttgart fortsetzt.

Schließlich will und muss Steffen Essigbeck breit aufgestellt sein, denn Engagements – das ist ihm bewusst – sind rar. "Ich bin ein sehr optimistischer Mensch, und an dem Sprichtwort ›Schließt sich eine Tür, geht eine andere dafür auf‹ ist durchaus viel Wahres dran", sagt er. "Bis jetzt hatte ich lückenlos zu tun, und hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt."

Weitere Informationen:

Karten für die Bregenzer Festspiele gibt es unter Telefon 00435574/40 76 sowie im Internet unter der Adresse www.bregenzerfestspiele.com