Manfred Mai bringt einmal mehr Licht ins Dunkel der Geschichte – und hat sich dafür einen ganz neuen Ansatz gesucht. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Manfred Mai stellt in seinem neuen Geschichtsbuch für junge Entdecker interessante Figuren ganz anders vor

Von Karina Eyrich

Winterlingen. "Man kann die Welt nicht verstehen, wenn man ihre Geschichte nicht kennt", ist das Credo des einstigen Geschichtslehrers Manfred Mai, eines von Deutschlands erfolgreichsten Kinderbuchautoren. Deshalb erzählt er Geschichte für Kinder – diesmal anhand von Menschen.

"Das Pferd frisst keinen Gurkensalat." Dass dies die ersten Worte waren, die durch ein Telefon – die Erfindung von Carl Friedrich Philipp Reis – gesprochen wurden: Wer’s nicht wusste, kann es im druckfrischen Buch von Manfred Mai erfahren. "Kennst du die? Entdecker, Erfinder, Herrscher und Künstler und wer noch die Welt verändert hat" heißt es, und es erzählt Weltgeschichte anhand von Menschen, die an ihr mitgeschrieben haben. 50 an der Zahl. Weitere 50 sollen im zweiten Band stehen, der 2015 erscheint.

Wie hat Mai ausgewählt, wer rein darf? "Es sollten Menschen sein, die zum ersten Mal etwas Bestimmtes gedacht oder gemacht haben", sagt Mai. Das Problem: Unter den anfangs rund 300 Kandidaten waren nur wenige Frauen, "und ich lege schon Wert darauf, dass sie auch vorkommen", sagt Mai.

Ebenfalls wichtig: Der Winterlinger wollte nicht nur die "Guten" nehmen. Wenngleich Adolf Hitler und Josef Stalin es nicht geschafft haben – anders als Lenin, der Wegbereiter des Kommunismus in Russland.

"Unter den Religionsstiftern fehlt nur einer: Mohammed", sagt Mai, der den dazugehörigen Text bereits fertig hatte, als beim Lektorengespräch plötzlich ein Problem auftauchte: "Ihn darf man nicht bildlich darstellen – und wir wollten nicht für eine Person eine Ausnahme machen", erklärt Mai. Der Hintergrund: Zum Konzept des Buches gehören die Illustrationen von Dieter Wiesmüller, der die Personen höchst treffend und leicht karikierend gezeichnet hat – auch für das Inhaltsverzeichnis, denn die Geschichten sind chronologisch, nicht alphabetisch geordnet.

Fast zwei Jahre hat Mai immer wieder mal an dem Werk gearbeitet und dabei schon auch "die Verantwortung gespürt", beschert er den jungen Lesern doch in vielen Fällen die erste Begegnung mit einer historischen Figur. Genau genommen nicht nur ihnen, denn auch längst nicht alle Erwachsenen kennen Louis Daguerre, den Erfinder der Fotografie, die berühmte Frauenrechtlerin Hedwig Dohm oder Justus von Liebig, den Erfinder des Suppenwürfels – er ist eine der Figuren, die selbst den studierten Geschichtslehrer Mai überrascht haben, steckt in seinem Lebenslauf doch mehr als gemeinhin bekannt. Auch Kinder kommen vor – allerdings erst im zweiten Band: Das Mädchen Malala Yousafzai und der Junge Felix Finkbeiner haben die Welt ebenfalls ein Stückchen verändert.

Ganz wichtig war es Mai, für jeden Text einen originellen Zugang zu wählen, nicht Lebensläufe abzuschreiben und sich nicht auf Informationen aus dem Internet zu verlassen.

Dasselbe gilt für die erweiterte Neuauflage seiner "Weltgeschichte", deren bisherige Ausgaben an die 150 000 Mal verkauft wurden – selbst in koranischer und japanischer Sprache. "Wir haben die Aktualisierung buchstäblich ausgereizt, bis die Druckmaschinen anliefen", sagt Mai, der im Mai damit fertig war. So kommen Entwicklungen wie jene in der Ukraine und im Irak noch vor, "aber eigentlich müsste man es schon wieder weiter schreiben", betont er.

Die mit historischen Bildern und aktuellen Fotos bebilderte Ausgabe endet mit dem Klimawandel – weil auch er den Lauf der Weltgeschichte entscheidend verändert. Diese verständlich und interessant zu präsentieren, ist Manfred Mai ein Hauptanliegen. Der Lehrer als Wissensvermittler steckt eben immer noch in ihm drin.

Das Buch: Mai, Manfred: "Kennst du die?" München 2014, 230 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-86429-200-2, 19,95 Euro Mai, Manfred: "Weltgeschichte", aktualisierte und erweiterte Ausgabe München 2014, 235 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-446-24652-2 gebunden, 19,90 Euro.