Klaus Konzelmann (rechts) umringt von Bürgern: Viele wollen wissen, warum er mit Verspätung ins Rennen geht. Foto: Eyrich

Klaus Konzelmann will auch eigene Themen setzen. Bürgern wollen wissen, warum 52-Jähriger mit Verspätung ins Rennen geht.

Albstadt-Ebingen - "Vor zwei Wochen hätte ich noch nicht gedacht, dass ich heute hier stehen werde", sagt Klaus Konzelmann und schmunzelt. Wie es kommt, dass er nach dem Ende der Bewerbungsfrist und nur anderthalb Wochen vor der Wahl zum Oberbürgermeister am 8. März in den Wahlkampf eingestiegen ist, wird er immer wieder gefragt an diesem sonnigen Samstag auf dem Ebinger Wochenmarkt.

Eine Passantin greift ihn förmlich an, doch Konzelmann bleibt ganz ruhig, als er erzählt, dass Freunde ihn schon vor Ablauf der Bewerbungsfrist gebeten hatten, zu kandidieren. Die Hoffnung, dass noch geeignete Gegenkandidaten für den Amtsinhaber antreten könnten, hat gesiegt in dieser Nacht, in welcher der 52-Jährige darüber geschlafen hat. Beim nächsten Treffen seiner Kameradschaft sei die Lage dann kommentiert worden: "Das ist eine Katastrophe." Und einer um den anderen habe angekündigt, Konzelmann dennoch auf den Wahlzettel zu schreiben – eine Idee war geboren: "Warum fordern wir nicht andere auf, das auch zu tun?"

Inzwischen hat Konzelmann "Blut geleckt", sagt er über den Wahlkampf, den er bisher nur als Stadtrat für die Freien Wähler kennt, deren stellvertretender Fraktionsvorsitzender er seit 2010 ist. Zwar habe er nach dem Einsatz auf dem Tailfinger Wochenmarkt am Freitag "erst mal eine Stunde am Kachelofen gesessen", doch bei schönem Wetter am Samstag, umringt von Freunden, die unermüdlich Wahlprospekte verteilen, macht es dem leutseligen Truchtelfinger sichtlich Spaß, mit den Bürgern zu diskutieren. Viele wollen mit ihm über die aktuellen Aufreger reden: den um 420 Prozent erhöhten Wasser-Grundpreis und den geplanten Bau einer Ferienwohnanlage im Wohngebiet Mehlbaum. Aus seiner Ansicht, dass "die Stadt Ferienwohnungen braucht, damit die Gäste auch in der Stadt Geld liegen lassen und nicht nur in den Wandergaststätten", macht der "alternative Oberbürgermeisterkandidat", wie er sich selbst nennt, kein Hehl, sogar im Gespräch mit einer Betroffenen nicht. In einem Punkt jedoch gibt er ihr Recht: "Die Stadt sollte die Bürger mehr beteiligen – im Vorfeld solcher Projekte."

"Eine Staffelung ist unumgänglich"

In den vielen Diskussionen über den Wasserpreis kristallisiert sich schnell ein Konsens zwischen Konzelmann und seinen Gesprächspartnern heraus: dass eine Staffelung unumgänglich sei, zumal finanzielle Effekte durchs Wassersparen kaum noch möglich seien. "Weniger als eine moderne Waschmaschine kann man gar nicht mehr brauchen", sagt Konzelmann. Während einer beklagt, im Einfamilienhaus ebenso viel Grundpreis zu bezahlen wie die Bewohner eines Mehrfamilienhauses mit ebenfalls nur einer Wasseruhr, betont ein Ehepaar, selbst Vermieter: "Man kann doch nicht jeder alleinstehenden Rentnerin den ganzen Grundpreis zumuten." Darüber hinaus setzt Konzelmann selbst ein Thema: die "viel zu hohen Wasserverluste", gegen die etwas getan werden müsse.

Heimspiele sind für den Kriminalhauptkommissar und Diplom-Verwaltungswirt der Fachhochschule der Polizei die Gespräche über Verkehr – von der Raserei am westlichen Stadtende Ebingens bis zum nicht vorhandenen Parkplatzkonzept im Spitalhof, speziell an Markttagen. "Jetzt werden Sie OB, dann reden wir nochmal darüber", sagt ein Ehepaar. Genau das versucht Konzelmann in diesem Wahlkampf, den er in Rekordzeit organisieren musste. Herausgekommen sind eine Internetseite, eine Unterstützer-Gruppe auf Facebook und ein Prospekt in den Albstadt-Farben, auf dem der unerwartete Kandidat ankündigt, wofür er stehe: Ausbau und Förderung von Bildungsangeboten, Vereinen, Kultur und Sport, individuelle Wirtschaftsförderung, "Optimierungen in allen schulischen und betreuerischen Bereichen", Transparenz bei der Darstellung der politischen Arbeit, Bürgerbeteiligung, Förderung der Stadt und "Überarbeitung", etwa der Wasserpreisstruktur.

"Engagiert, fleißig, kompetent, bürgernah" sind die vier Adjektive, mit denen Konzelmann für sich wirbt, und das tut er mit sichtlicher Freude, Gelassenheit – und Schlagfertigkeit. "Sie kommen spät", kommentiert ein Passant seine Bewerbung. Konzelmann kontert: "Vielleicht noch nicht zu spät."

Weitere Informationen: www.klauskonzelmann.de