Künstler im Gespräch: Das Bild zeigt (von rechts) Herwig Schubert, Robert Förch und Veronika Mertens, die Leiterin der Galerie Albstadt. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Galerie Albstadt erweitert die Sonderausstellung "Neuland" um zusätzliche Teile

Von Sabine Miller

Albstadt-Ebingen. Die seit Mai laufende Ausstellung "Neuland" in der Städtischen Galerie Albstadt huldigt einem Thema, das Künstler seit jeher umtreibt: dem Reisen. Nun hat die bisher dreigeteilte Schau ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. Es heißt "Nordland".

Eröffnet wurde der neue, im vierten und fünften Stock des Galeriegebäudes untergebrachte Ausstellungsteil mit einem von Galeriechefin Veronika Mertens moderierten Künstlergespräch. Zu Gast waren der Zeichner und Maler Herwig Schubert aus Kempten und der Grafikkünstler Robert Förch aus Stuttgart. Beide sind seit langem mit Werken im Bestand der Albstädter Galerie vertreten, beide sind Reisende: Während Robert Förch vor allem in Europa unterwegs war und ist, steuerte Herwig Schubert ferne Ziele wie die kanadische Wildnis oder Alaska an, suchte das Abenteuer im Alleingang. "Meine eigentliche Heimat ist der Norden", gestand der Künstler, aus dessen Oeuvre "Nordland" zwei Landschaften – die Weiten Islands und der Arktis – zeigt.

Eine Geschichte verbirgt sich in vier frühen Aquatinta-Blättern Robert Förchs – der Karl-Rössing-Schüler war in jungen Jahren zum Sprachstudium nach Irland gefahren; sein Hauptaugenmerk galt dort aber weniger den Englischvokabeln als dem Fenster mit den Whiskyflaschen, der Wäsche auf der Leine und den Tischen am Meer. "Zeichenstudium statt Sprachurlaub", resümiert Förch, der später seinen Linolschnitten mit den schlichten, scheinbar vertrauten Motiven eine dramatische Note verlieh.

Weit entfernt von Abbildungsrealismus und Postkartenromantik sind die Landschaftsdarstellungen dieser Schau: Maria Elisabeth Brigge reduziert ihre Lappland-Impressionen auf Flächen und einfach grafische Formen in Schwarz und Weiß, Rudolf Weissauer verschmilzt glühende Farben und dunkle Liniengerüste und beschwört damit die numinosen Stimmungen Islands herauf. Christian Landenberger hingegen, der Impressionist und Freilichtmaler, fing auf Sylt das Licht des Nordens in allen seinen Variationen ein.

Die Wege, auf denen sich die Künstler dem Norden nähern, mögen unterschiedlich sein – eines scheint ihnen allen gemeinsam zu sein: das Gefühl einer inneren Verwandschaft mit der Landschaft, die Ahnung, beim Anblick einer Naturformation eine Art Seelenspiegel vor sich zu haben, der nicht nur festgehalten, sondern auch verändert werden kann. "Was entsteht während der Reise und was im Nachklang?", rückte Veronika Mertens die Frage nach dem Schöpfungsakt und den Wandlungen, die sich in ihm vollziehen, in den Fokus. Dass sich aus der Erinnerung und im Lauf des schöpferischen Prozesses oft abermals künstlerisch Neuland erschliesst, zeigen in besonderer Weise die Zeichnungen Ansgar Skibas: Mit suchendem Strich verdichtete der Künstler seine Kompositionen über Jahre hinweg weiter bis hin zu jener pulsierenden Pracht, als die das Auge sie heute wahrnimmt.