Blumen und eine Umarmung: Veronika Kraft bedankt sich bei Verwaltungsleiterin Steidle. Foto: Schwarzwälder-Bote

Amtsgericht: Direktor Gerhard Dett nahm Abschied / Veronika Kraft tritt Nachfolge an

Neun Jahre und zehn Monate lang war Gerhard Dett Direktor des Amtsgerichts Albstadt. In einer Feierstunde im Lautlinger Schloss ist er am Mittwoch in den Ruhestand verabschiedet worden und seine Nachfolgerin Veronika Kraft ins Amt eingeführt worden.

Albstadt (mak). Veronika Kraft war seit dem vergangenen Jahr Detts ständige Vertreterin gewesen; unter anderen Umständen wäre sie bei seiner Verabschiedung für die Honneurs zuständig gewesen. Jetzt beerbt sie ihn, und daher oblag es wiederum ihrer neuen ständigen Vertreterin, die Gäste begrüßen. Richterin Teresa Eick tat das mit Charme – und lieferte en passant ebenso konzise wie treffende Charakterbilder des scheidenden Amtsgerichtsdirektors und der neuen Direktorin: er ruhig, besonnen, geradlinig, beseelt von einem "unglaublich hohen Arbeitsethos" und dem Ehrgeiz, möglichst jeden Streitfall auf dem Vergleichswege zu regeln: "Wenn bei acht Terminen sieben Vergleiche zustande kamen, der achte aber nur widerruflich geschlossen wurde, war die Laune verhagelt." Die neue Chefin beschrieb Eick als "zupackend, menschlich zugewandt, fröhlich" und mit dem Talent begabt, sogar im Strafprozess Entscheidungen zu treffen, mit denen "alle glücklich und zufrieden sind".

Der Hechinger Landgerichtspräsidentin Luitgard Wiggenhauser war es vorbehalten, diese Charakterstudien mit biografischen Fakten anzureichern und um einige Züge zu ergänzen – im Falle Detts um seine beeindruckende Fähigkeit, Aktenberge, die andere aufgehäuft hatten, einzuebnen, selbst aber beim Abschied keine zu hinterlassen, und um seine eingestandene Vorliebe für die Zivilgerichtsbarkeit – nachvollziehbar bei einem, der ein Faible für Vergleiche hat. Indes hat Richter Dett im Lauf von dreieinhalb Dienstjahrzehnten, die den gebürtigen Nusplinger und gelernten Ebinger nach dem Tübinger Studium, dem Hechinger Referendariat und dem Bad Mergentheimer Assessoren-Exil wechselnd an die Amtsgerichte Albstadt, Sigmaringen und Balingen sowie das Landgericht Hechingen führten, auch in Strafprozessen geurteilt – und er hat die unvermeidliche Zuweisung zur Staatsanwaltschaft absolviert und bei diesem "Auswärtsspiel" ebenfalls gute Figur gemacht. Am wohlsten fühlte er sich jedoch als Mittler im Zivilverfahren – und, im letzten Karriereabschnitt wurde es deutlich, in Albstadt, wo er aufgewachsen ist. Mit Kalkül appellierten deshalb sowohl Eick als auch Wiggenhauser an seine "quasi-familiäre" Anhänglichkeit an die fast zehnjährige Wirkungsstätte: Die Landgerichtspräsidentin erinnerte den scheidenden Kollegen an sein Versprechen, auch als Ruheständler bei der Ausbildung des Richternachwuchses mitzuhelfen: Von wem, wenn nicht von Dett, könnten die Jungen lernen, wie man kompetent und gerecht urteilt – und dabei "unfassbar schnell" arbeitet: "Es gibt keinen Besseren."

Aber andere Gute. Wiggenhauser verwies auf die beiden großen Herausforderungen, die ab 2018 auf Veronika Kraft zukommen, die Teileingliederung der Notariate und die elektronische Akte – und sie zeigte sich überzeugt davon, dass Kraft die Motivation, das Durchhaltevermögen und zudem als südbadisches Erbteil die Frohnatur mitbringe, um diese Herausforderungen zu bestehen. "Ich freue mich, dass Sie es geworden sind!"

Für die Stadt Albstadt sprach Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, von Haus aus Kriminalpolizist und damit gewohnt, der Justiz zuzuarbeiten und gegebenenfalls ihr Arbeitspensum zu vermehren. Er bescheinigte Dett, dass er ein wohlbestelltes Haus hinterlasse, und versicherte Kraft einer guten Zusammenarbeit. Das taten auch Michael Sting, der die Anwaltschaft vertrat, und Jens Gruhl, der Leitende Oberstaatsanwalt in Hechingen.

Danach sprach Gerhard Dett – er gab der Hoffnung Ausdruck, den Erwartungen, fremden wie eigenen, gerecht geworden zu sein, und ließ Worte des Danks folgen: an Wiggenhauser, an Staatsanwaltschaft und Anwaltschaft an die Polizei, besonders aber an das "tolle Team" in Albstadt, allen voran an Verwaltungsleiterin Steidle – "ein echter Glücksfall". Letzteres sieht Veronika Kraft genauso und überreichte der sichtlich gerührten Mitarbeiterin vor allen Festgäste Blumen. Kraft war bis 2016 in Balingen tätig und mag der alten Wirkungsstätte noch so verbunden bleiben – die neue ist doch ganz besonders: "Mir war, als käme ich nach Hause."