Kulanthaivelu Balachandandra reicht es: Seine Nachbarn hängen an seiner Wasserleitung, wollen ihren Anteil jedoch nicht bezahlen. Gestern hat er ihnen deshalb den Hahn zugedreht. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Kulanthaivelu Balachandandra dreht seinen Nachbarn das Wasser ab – weil sie nicht zahlen

Von Karina Eyrich

Albstadt-Tailfingen. Muss ein Mann es sich gefallen lassen, das Leitungswasser für seine Nachbarn mitzufinanzieren? Kulanthaivelu Balachandandra meint: nein. Und das meinen auch die Albstadtwerke. Gestern schlug die Stunde der Wahrheit in der Pfeffinger Straße.

"Ich wende mich heute an Sie, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen weiß." So beginnt ein Brief, den der Tailfinger Kulanthaivelu Balachandandra an die Albstadtwerke und Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow geschickt hat. Was ist passiert?

Seit dem Jahr 2000 besitzt Kulanthaivelu Balachandandra, der 1985 wegen des Bürgerkrieges in seiner Heimat Sri Lanka nach Deutschland gekommen war und seit 1987 in Albstadt beschäftig ist, ein Eigenheim und hat nette Nachbarn gratis dazu bekommen, wie er schreibt. Die Wasserleitung, die in seinem Haus ankomme, versorge zwei Häuser – seines und das seiner Nachbarn. Der Wasserzähler der Albstadtwerke erfasse die gesamte Abnahmemenge für beide Häuser und rechne mit Balachandandra ab. Die Praxis, dass seine Nachbarn, die keinen Wasserzähler der Albstadtwerke besitzen, mit ihm abrechneten, hatte bis vor drei Jahren funktioniert, zumal es eine Wasseruhr gebe, welche die Abnahmemenge für das Nachbarhaus kontrolliere. Doch dann wurde das Nachbarhaus verkauft – und der Ärger begann.

Im Juli 2011 ist zum bisher letzten Mal Geld gekommen

Im Juli 2011 hat Kulanthaivelu Balachandandra die letzte Zahlung für Wasser, das im Nachbarhaus verbraucht wurde, erhalten. Nicht dass er seine neuen Nachbarn nicht aufgefordert hätte, ihre Schulden bei ihm zu begleichen. Doch das Paar, das wie Balachandandra drei Kinder hat, habe die Aufforderungen ignoriert, berichtet der Tailfinger. Auf 2420 Euro belaufe sich die Summe inzwischen – Geld, das er selbst den Albstadtwerken habe zahlen müssen. Diese haben nach seinen Angaben nur dann die Berechtigung, selbst einen Wasserzähler in Balachandandras Nachbarhaus zu installieren, wenn dessen Besitzer ihnen die Erlaubnis dazu erteilen.

Thomas Linnemann, Geschäftsführer der Albstadtwerke, bestätigt das. "Für uns gilt rein rechtlich nur der Zähler im Haus von Herrn Balachandandra", sagt Linnemann auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Doch Linnemann betont auch, dass Kulanthaivelu Balachandandra – anders als die Albstadtwerke – nicht verpflichtet sei, sein Nachbarhaus zu versorgen. Er dürfe der dortigen Familie das Wasser abdrehen, wenn sie weder zahle noch dem Einbau eines eigenen Wasserzählers zustimme.

Dass die Nachbarn dann buchstäblich auf dem Trockenen säßen, sei ihre eigene Verantwortung, so Linnemann, der fest davon überzeugt ist, dass das Fehlen von Wasser in den Sanitärräumen, zumal im Hochsommer, seine Wirkung nicht verfehlen wird.

Gestern Nachmittag hat Kulanthaivelu Balachandandra tatsächlich gehandelt und den Hahn zugedreht. Denn er will "nicht in die Situation kommen, die Rechnung der Stadtwerke nicht mehr zahlen zu können", wie er schreibt. In der persönlichen Finanzplanung des Familienvaters ist die Finanzierung des Wassers für das Nachbarhaus weder vorgesehen noch möglich. Nur allzu verständlich.

Zusätzlich zu den Wasserrechnungen hat Kulanthaivelu Balachandandra inzwischen mehrere 1000 Euro an Anwaltskosten finanziert – und doch überall erfahren, dass man ihm nicht helfen könne.

Ob es helfen wird, das Nachbarhaus trocken zu legen? Thomas Linnemann ist ziemlich zuversichtlich. Zwar soll es am Wochenende Gewitter geben, doch ein heftiger Niederschlag mag die Dusche ersetzen – die Toilettenspülung sicher nicht.