Auf dem Ebinger Kläranlagengelände entsteht die neue Trocknungsanlage. Foto: Kistner

Auf dem Kläranlagengelände entsteht neue und hochmoderne Schlammtrocknungsanlage.

Albstadt-Ebingen - Albstadt hat noch andere interessante Baustellen außer Fußgängerzone und Textilbetonbrücke zu bieten – sie liegen nur etwas abseits. Am Ostrand von Ebingen etwa, wo die neue Klärschlammtrocknungsanlage entsteht.

Noch sind auf dem Kläranlagengelände die beiden Treibhäuser in Betrieb. Das humusähnliche Material, in das sich der ausgefaulte Klärschlamm durch die mechanische Entwässerung in der Kammerfilterpresse verwandelt hat, wurde bisher auf dem Boden ausgebreitet und weiter getrocknet; sein Trockensubstanz- anteil stieg dabei von etwa 30 auf 50 bis 60 Prozent.

Die Tage der herkömmlichen Methode sind nun gezählt

Doch nun sind die Tage der Klärschlammtrocknung in den Folienhäusern gezählt: 60 Prozent Trockensubstanz; das reicht für die thermische Entsorgung in der Verbrennungsanlage aus, für mehr aber auch nicht. In Zukunft sollen es 90 Prozent sein; das entspricht dem Trockensubstanzanteil und Brennwert von Braunkohle. Was bedeutet: Der einstige Klärschlamm ist nicht mehr nur brennbar, sondern selbst Brennstoff, den etwa die Zement- oder Kraftwerksindustrie abnimmt.

Aber für 90 Prozent bedarf es anderer Trocknungsmethoden als der Trocknung im Treibhaus. Die neue Klärschlammtrocknungsanlage verhält sich zur alten wie der Wäschetrockner zur Leine; an die Stelle der lieben Sonne tritt Abwärme, die bei der Stromerzeugung entsteht: Die neue Klärschlammanlage ist eine Kombination aus Heizkraftwerk und Fön. Das ist der ökologische Clou an der Sache: Sowohl die Abwärme als auch der Klärschlamm sind Abfallprodukte – Minus mal Minus macht Plus.

Mittlerweile sieht man der Anlage ihre Funktionen auch an – oder wird es in wenigen Tagen können, wenn der 24 Meter hohe Schornstein steht. Ganz links, am westlichen Ende der Anlage, befindet sich das Holzlager, das rund 750 Schüttraummeter Hackschnitzel fasst.

Vom Brennstoffbunker wandert das Holz in den Schuhboden

Rechts schließt sich der Brennstoffbunker an, aus dem das Holz über einen Schubboden in den Brenner wandert, einen über zwei Meter hohen Heizkessel, der drei Kubikmeter Hackschnitzel pro Stunde zu verfeuern vermag. Der Brennstoffjahresbedarf liegt bei etwa 23 000 Schüttraummetern.

Die 950 Grad heißen Rauchgase geben ihre Hitze über einen Thermoöl-Zwischenkreis an Silikonöl ab; dieses verdampft, der Dampf betreibt die ORC-Turbine im benachbarten Turbinenhaus. Die dabei im Kondensator entstehende Abwärme heizt Luft auf rund 85 Grad Celsius auf, und diese Luft streicht danach im östlich anschließenden Trockenhaus über ein Förderband, auf dem, gleichmäßig verteilt, der zuvor zu Spaghettifäden gepresste Klärschlamm ruht.

Bund und Land legen etwas dazu – den Löwenanteil finanzieren die Teilhaber

Das erdige Material braucht zwischen einer halben und ganzen Stunde, um zu dehydrieren; danach ist es ein – fast – staubtrockenes Pulver, das mittels Schnecken und Becherwerk ins 15 Meter hohe Trockengutsilo befördert wird. Unter der Klappe wartet der Silotanklastwagen – ab geht’s ins Zementwerk. 4000 Tonnen Heizmaterial pro Jahr können künftig auf diese Weise in der Ebinger Kläranlage produziert werden – noch 2010 soll es so weit sein.

Die Baukosten in Höhe von 7,8 Millionen Euro werden von Bund und Land bezuschusst; den Löwenanteil trägt gleichwohl die Klärschlammverwertung Albstadt GmbH, der außer Albstadt die Städte Burladingen, Meßstetten und Gammertingen sowie die Gemeinden Nusplingen, Stetten am kalten Markt und Schwenningen, die Abwasserzweckverbände Oberes Eyachtal, Schmeietal, Scher-Lauchert und die Kläranlage Kohltal der Bundeswehr angehören.