Gespannt lauschen die Unternehmer im Publikum Erwin Teufels Thesen. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Erwin Teufel erklärt beim Jubiläum der Hochschule in Albstadt seine Vorstellung von einem globalen Ethos in der Wirtschaft

Von Karina Eyrich

Albstadt-Ebingen. Das beste denkbare Publikum hatte Alt-Ministerpräsident Erwin Teufel für seinen Vortrag über "Ethik in der Wirtschaft" beim 25. Jubiläum des Hochschulstandorts Albstadt – und es hörte genau hin. "Vor einigen Jahren noch wäre das ein Außenseiterthema gewesen", betonte Erwin Teufel zu Beginn seiner Rede in der Festhalle, wo Unternehmer, Lehrende und Studierende versammelt waren, um "25 Jahre Hochschule in Albstadt" zu feiern. "Heute reicht Spezialisierung nicht mehr aus – es muss Orientierungswissen hinzu kommen", sagte Teufel und nannte Beispiele: Wissen über richtiges Verhalten, gutes Handeln, das Vermeiden von Übeln.

Zu den 13 Handlungszielen für den Alltag, die laut Teufel auch in der Wirtschaft gelten respektive gelten sollten, zählt er den Rechtsstaat, dem sich alle unterzuordnen hätten, und der Macht vertikal und horizontal verteile. Zur Verantwortung, die mit der Freiheit im Paar komme, zählt Teufel auch jene, zielgerichtet zu studieren und Eigenverantwortung zu übernehmen.

Das brachte den Spaichinger zur nächsten Aussage, die der Theologe Hans Küng als fast gleichlautendes Prinzip in allen Weltreligionen gefunden habe: "Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu." Dazu passte auch Teufels fünfter Punkt: "Verträge sind einzuhalten" – das gelte auch für mündliche Zusagen. Schließlich gebe es noch die Institution des ehrbaren Kaufmanns, der wisse: "Ist das Vertrauen verloren, dann ist alles verloren." Es sei die "wichtigste Ressource im Umgang mit Menschen. Denn das Maß der Wirtschaft sei der Mensch, so Teufel, nicht der Börsenwert des nächsten Tages. Der Mensch dürfe nicht alles tun, was er zu tun in der Lage sei. Zwar sei die soziale Marktwirtschaft das erfolgreichste Wirtschaftssystem der Welt, doch biete sie keine Chancengleichheit – nur Chancengerechtigkeit, denn sie verbinde soziale Gerechtigkeit mit Wettbewerb für alle, die mit gleichen Voraussetzungen starteten. Das eigene Können weiterzugeben, mahnte Teufel seine Zuhörer eindringlich: "Vieles haben wir durch eigene Anstrengung erreicht, vieles aber auch durch andere erfahren." Auch davor, Arbeit auszubeuten, warnte der langjährige Ministerpräsident: "Vor 15 Jahren hat es den Begriff ›Generation Praktikum‹ noch gar nicht gegeben", wie überhaupt manches, was man bisher nur in Billig-Lohn-Ländern vermutet habe. "Gewinnmaximierung ist nicht der einzige Maßstab für Erfolg", sagte Teufel, erteilte "Bestechungen und Betrug" eine klare Absage und sprach sich stattdessen für Mäzenatentum aus – und dafür, auch Menschen mit Behinderung zu beschäftigen und gut auszubilden. "Wir brauchen Unternehmenskultur, Führungsstil, ein Betriebsklima, das zur Motivation der Mitarbeiter beiträgt", betonte der Alt-Ministerpräsident und rief die Studenten, Dozenten und Wirtschaftsvertreter auf, langfristig zu denken, über den Kirchturm hinaus zu blicken und dazu beizutragen, dass auch die Ethik globalisiert werde, nicht nur der Markt: "Mit der Information ist auch der Bereich unserer Verantwortung gewachsen", so Teufel. "Und wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir verändern können, sondern auch für das, was wir schuldhaft zu verändern unterlassen."