Mit einem konfessionsübergreifenden Gottesdienst in Tailfingen haben Christen das Reformationsjubiläum begangen. Foto: Mayer Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformationsjubiläum: Christen Konfession rücken 500 Jahre nach Luther zusammen

Christen aus dem gesamten Talgang haben am Sonntag in der katholischen Kirche St. Elisabeth einen Gottesdienst zum Reformationsjubiläum gefeiert – konfessionsübergreifend.

Albstadt-Tailfingen. "Es ist beeindruckend, so viele Menschen zu sehen", freute sich der katholische Dekan Anton Bock beim Anblick der voll besetzten Kirche St. Elisabeth. Nicht nur aus dem Talgang waren sie zum ökumenischen Gottesdienst gekommen, sondern auch aus Burgfelden, Pfeffingen und anderswo her: Katholiken, Protestanten, Methodisten und Christen anderer Konfessionen feierten vereint und brachten damit ihre Verbundenheit untereinander zum Ausdruck.

Anlass für diese Feier, die das Verbindende, nicht das Trennende in den Mittelpunkt stellte, war der 500. Gedenktag der Reformation. Gemeinsam singen und beten – das machten die Chöre aus Onstmettingen, Tailfingen und Truchtelfingen von den evangelischen, katholischen und evangelisch-methodistischen Gemeinden unter der gemeinsamen Leitung von Dorothee Wohlfarth und Rudolf Hendel vor. Kraftvoll und melodisch harmonierten Gemeinde und Chöre – es war ein Gottesdienst mit Symbolkraft.

Zum Vaterunser bildeten alle eine Gebetskette und reichte sich die Hände über Bankreihen und den Mittelgang hinweg. Die Kirchgänger gaben sich gegenseitig ein Zeichen des Friedens uns sprachen sich gegenseitig die Worte der Tauferneuerung zu. Denn ein Sakrament eine alle Christen, so der evangelische Pfarrer Philippus Maier aus Onstmettingen, und das sei die Taufe. Als sichtbares Zeichen dafür wurde die Osterkerze an einer Altarkerze entzündet.

"Wie gehen wir miteinander um?", fragte der evangelische Tailfinger Pfarrer Bernd Mayer: Nicht nur in Familie und Betrieb, auch innerhalb der Kirche würden Machtspiele ausgefochten. "Die Kirchen sind schuldig geworden", bekannte der katholische Dekan Bock. 500 Jahre sei es nun her, dass Martin Luther durch seinen Thesenanschlag an die Schlosskirche zu Wittenberg die Reformation eingeleitet habe. Vieles sei dadurch entstanden, aber viele Menschen hätten unter dieser Spaltung auch gelitten.

Heute habe man sich an die Kirchenspaltung und an die verschiedenen Gepflogenheiten gewöhnt, so Bock. Vorurteile seien vielerorts geblieben: "Die Katholiken beten Heilige an." – "Die Evangelischen sind humorlos." Und so mancher denke von sich selbst: "Wir haben den rechten Glauben." Es sei Papst Johannes XXIII. gewesen, der den Mut gehabt habe, im Zweiten Vatikanischen Konzil darzulegen: "Das, was uns verbindet, ist größer als das, was uns trennt." Und so wurde im Jahr 1955 das Gebet der Katholiken an Karfreitag für die "Abtrünnigen", die Evangelischen, abgeschafft und aus "Abtrünnigen" wurden "Brüder und Schwestern im Herrn".

Der aktuelle Papst Franziskus äußerte unlängst: "Wir haben die gleiche Taufe. Wir müssen zusammengehen, ohne müde zu werden." In Tailfingen und dem gesamten Talgang in Albstadt ist man diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Zumal sonst die christlichen Kirchen ihre Monopolstellung als Bindekraft in der Gesellschaft verlieren könnten. Dekan Bock machte deutlich: "In der Landeshauptstadt leben heute schon mehr Ungetaufte als Getaufte." Wie schon vor 500 Jahren stehe man erneut vor einer Zeit des Umbruchs.